Ich -- komme Ich zu Mir und dem Meinigen durch den Liberalismus?
Wen sieht der Liberale für Seinesgleichen an? Den Men¬ schen! Sei Du nur Mensch -- und das bist Du ja -- so nennt der Liberale Dich seinen Bruder. Er fragt nach dei¬ nen Privatmeinungen und Privatnarrheiten sehr wenig, wenn er nur den "Menschen" in Dir erblicken kann.
Da er aber dessen wenig achtet, was Du privatim bist, ja bei strenger Befolgung seines Princips gar keinen Werth darauf legt, so sieht er in Dir nur das, was Du generatim bist. Mit andern Worten; er sieht in Dir nicht Dich, sondern die Gattung, nicht Hans oder Kunz, sondern den Menschen, nicht den Wirklichen oder Einzigen, sondern dein Wesen oder deinen Begriff, nicht den Leibhaftigen, sondern den Geist.
Als Hans wärest Du nicht Seinesgleichen, weil er Kunz, also nicht Hans, ist; als Mensch bist Du dasselbe, was er ist. Und da Du als Hans für ihn, soweit er nämlich ein
II. Der Eigner.
Ich — komme Ich zu Mir und dem Meinigen durch den Liberalismus?
Wen ſieht der Liberale für Seinesgleichen an? Den Men¬ ſchen! Sei Du nur Menſch — und das biſt Du ja — ſo nennt der Liberale Dich ſeinen Bruder. Er fragt nach dei¬ nen Privatmeinungen und Privatnarrheiten ſehr wenig, wenn er nur den „Menſchen“ in Dir erblicken kann.
Da er aber deſſen wenig achtet, was Du privatim biſt, ja bei ſtrenger Befolgung ſeines Princips gar keinen Werth darauf legt, ſo ſieht er in Dir nur das, was Du generatim biſt. Mit andern Worten; er ſieht in Dir nicht Dich, ſondern die Gattung, nicht Hans oder Kunz, ſondern den Menſchen, nicht den Wirklichen oder Einzigen, ſondern dein Weſen oder deinen Begriff, nicht den Leibhaftigen, ſondern den Geiſt.
Als Hans wäreſt Du nicht Seinesgleichen, weil er Kunz, alſo nicht Hans, iſt; als Menſch biſt Du daſſelbe, was er iſt. Und da Du als Hans für ihn, ſoweit er nämlich ein
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II.
Der Eigner.
Ich — komme Ich zu Mir und dem Meinigen durch
den Liberalismus?
Wen ſieht der Liberale für Seinesgleichen an? Den Men¬
ſchen! Sei Du nur Menſch — und das biſt Du ja — ſo
nennt der Liberale Dich ſeinen Bruder. Er fragt nach dei¬
nen Privatmeinungen und Privatnarrheiten ſehr wenig, wenn
er nur den „Menſchen“ in Dir erblicken kann.
Da er aber deſſen wenig achtet, was Du privatim biſt,
ja bei ſtrenger Befolgung ſeines Princips gar keinen Werth
darauf legt, ſo ſieht er in Dir nur das, was Du generatim biſt.
Mit andern Worten; er ſieht in Dir nicht Dich, ſondern die
Gattung, nicht Hans oder Kunz, ſondern den Menſchen,
nicht den Wirklichen oder Einzigen, ſondern dein Weſen oder
deinen Begriff, nicht den Leibhaftigen, ſondern den Geiſt.
Als Hans wäreſt Du nicht Seinesgleichen, weil er Kunz,
alſo nicht Hans, iſt; als Menſch biſt Du daſſelbe, was er
iſt. Und da Du als Hans für ihn, ſoweit er nämlich ein
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. [226]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/234>, abgerufen am 05.10.2024.
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