Das Ideal "der Mensch" ist realisirt, wenn die christ¬ liche Anschauung umschlägt in den Satz: "Ich, dieser Einzige, bin der Mensch". Die Begriffsfrage: "was ist der Mensch?" -- hat sich dann in die persönliche umgesetzt: "wer ist der Mensch?" Bei "was" suchte man den Begriff, um ihn zu realisiren; bei "wer" ist's überhaupt keine Frage mehr, sondern die Antwort im Fragenden gleich persönlich vorhanden: die Frage beantwortet sich von selbst.
Man sagt von Gott: "Namen nennen Dich nicht". Das gilt von Mir: kein Begriff drückt Mich aus, nichts, was man als mein Wesen angiebt, erschöpft Mich; es sind nur Namen. Gleichfalls sagt man von Gott, er sei vollkommen und habe keinen Beruf, nach Vollkommenheit zu streben. Auch das gilt allein von Mir.
Eigner bin Ich meiner Gewalt, und Ich bin es dann, wenn Ich Mich als Einzigen weiß. Im Einzigen kehrt selbst der Eigner in sein schöpferisches Nichts zurück, aus wel¬ chem er geboren wird. Jedes höhere Wesen über Mir, sei es Gott, sei es der Mensch, schwächt das Gefühl meiner Einzig¬ keit und erbleicht erst vor der Sonne dieses Bewußtseins. Stell' Ich auf Mich, den Einzigen, meine Sache, dann steht sie auf dem Vergänglichen, dem sterblichen Schöpfer seiner, der sich selbst verzehrt, und Ich darf sagen:
Ich hab' mein' Sach' auf Nichts gestellt.
Das Ideal „der Menſch“ iſt realiſirt, wenn die chriſt¬ liche Anſchauung umſchlägt in den Satz: „Ich, dieſer Einzige, bin der Menſch“. Die Begriffsfrage: „was iſt der Menſch?“ — hat ſich dann in die perſönliche umgeſetzt: „wer iſt der Menſch?“ Bei „was“ ſuchte man den Begriff, um ihn zu realiſiren; bei „wer“ iſt's überhaupt keine Frage mehr, ſondern die Antwort im Fragenden gleich perſönlich vorhanden: die Frage beantwortet ſich von ſelbſt.
Man ſagt von Gott: „Namen nennen Dich nicht“. Das gilt von Mir: kein Begriff drückt Mich aus, nichts, was man als mein Weſen angiebt, erſchöpft Mich; es ſind nur Namen. Gleichfalls ſagt man von Gott, er ſei vollkommen und habe keinen Beruf, nach Vollkommenheit zu ſtreben. Auch das gilt allein von Mir.
Eigner bin Ich meiner Gewalt, und Ich bin es dann, wenn Ich Mich als Einzigen weiß. Im Einzigen kehrt ſelbſt der Eigner in ſein ſchöpferiſches Nichts zurück, aus wel¬ chem er geboren wird. Jedes höhere Weſen über Mir, ſei es Gott, ſei es der Menſch, ſchwächt das Gefühl meiner Einzig¬ keit und erbleicht erſt vor der Sonne dieſes Bewußtſeins. Stell' Ich auf Mich, den Einzigen, meine Sache, dann ſteht ſie auf dem Vergänglichen, dem ſterblichen Schöpfer ſeiner, der ſich ſelbſt verzehrt, und Ich darf ſagen:
Ich hab' mein' Sach' auf Nichts geſtellt.
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Das Ideal „der Menſch“ iſt realiſirt, wenn die chriſt¬
liche Anſchauung umſchlägt in den Satz: „Ich, dieſer Einzige,
bin der Menſch“. Die Begriffsfrage: „was iſt der Menſch?“
— hat ſich dann in die perſönliche umgeſetzt: „wer iſt der
Menſch?“ Bei „was“ ſuchte man den Begriff, um ihn zu
realiſiren; bei „wer“ iſt's überhaupt keine Frage mehr, ſondern
die Antwort im Fragenden gleich perſönlich vorhanden: die
Frage beantwortet ſich von ſelbſt.
Man ſagt von Gott: „Namen nennen Dich nicht“. Das
gilt von Mir: kein Begriff drückt Mich aus, nichts, was
man als mein Weſen angiebt, erſchöpft Mich; es ſind nur
Namen. Gleichfalls ſagt man von Gott, er ſei vollkommen
und habe keinen Beruf, nach Vollkommenheit zu ſtreben. Auch
das gilt allein von Mir.
Eigner bin Ich meiner Gewalt, und Ich bin es dann,
wenn Ich Mich als Einzigen weiß. Im Einzigen kehrt
ſelbſt der Eigner in ſein ſchöpferiſches Nichts zurück, aus wel¬
chem er geboren wird. Jedes höhere Weſen über Mir, ſei es
Gott, ſei es der Menſch, ſchwächt das Gefühl meiner Einzig¬
keit und erbleicht erſt vor der Sonne dieſes Bewußtſeins. Stell'
Ich auf Mich, den Einzigen, meine Sache, dann ſteht ſie auf
dem Vergänglichen, dem ſterblichen Schöpfer ſeiner, der ſich
ſelbſt verzehrt, und Ich darf ſagen:
Ich hab' mein' Sach' auf Nichts geſtellt.
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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/499>, abgerufen am 04.12.2024.
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