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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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Aussprache gehalten, so weit es sich ohne Affek-
tation thun ließ. Einzelne russische Mitlauter,
für die wir kein entsprechendes Zeichen haben,
sind auf eine willkührliche Art ersetzt. Dahin ge-
hört das Shiwete, welches dem französischen g
vor e und i entspricht, und durch sh bezeichnet
ist, z. B. Sashen'. Statt des kleinen Jev's,
welche den Sylben, hinter welche es gesetzt wird,
eine eigenthümliche Dehnung in der Aussprache
giebt, ist überall das Auslassungszeichen gebraucht,
z. B. Sbiten'.

Die Kupfer, mit welchen der Herr Verleger
dem Publikum hoffentlich ein eben so willkomm-
nes als interessantes Geschenk macht, erklären
sich wahrscheinlich jedem Leser von selbst. Nur
über die Süjets der Titelvignetten scheint
eine kurze Erläuterung nicht überflüßig zu seyn.
Um ihre Bedeutung zu fühlen, muß man sich an
die Betrachtungen (Th. 1. S. 72. folg.) erin-
nern, zu welchen sich der Verfasser bey dem Ue-
berblick über diese prachtvolle Residenz und von
dem Gedanken an ihre wunderbar schnelle Ent-
stehung
und Vollendung hinreissen ließ.
Diese beyden so nahen und durch die Geistesver-
wandschaft Peter's und Katharinens so
merkwürdigen Epoken auf eine sinnliche Art in
Parallele zu bringen, ist der Zweck des Künstlers.
Auf dem ersten Blatte sehen wir den Stifter der
Kaiserstadt mit dem Entwurf zu ihrer Erbauung
beschäftigt. Es war am 16 May 1703 als der
Grund zur Festung gelegt wurde; in eben diesem
Jahr landete das erste Schiff, vom Zufall geführt,

Ausſprache gehalten, ſo weit es ſich ohne Affek-
tation thun ließ. Einzelne ruſſiſche Mitlauter,
fuͤr die wir kein entſprechendes Zeichen haben,
ſind auf eine willkuͤhrliche Art erſetzt. Dahin ge-
hoͤrt das Shiwete, welches dem franzoͤſiſchen g
vor e und i entſpricht, und durch ſh bezeichnet
iſt, z. B. Saſhen’. Statt des kleinen Jev’s,
welche den Sylben, hinter welche es geſetzt wird,
eine eigenthuͤmliche Dehnung in der Ausſprache
giebt, iſt uͤberall das Auslaſſungszeichen gebraucht,
z. B. Sbiten’.

Die Kupfer, mit welchen der Herr Verleger
dem Publikum hoffentlich ein eben ſo willkomm-
nes als intereſſantes Geſchenk macht, erklaͤren
ſich wahrſcheinlich jedem Leſer von ſelbſt. Nur
uͤber die Suͤjets der Titelvignetten ſcheint
eine kurze Erlaͤuterung nicht uͤberfluͤßig zu ſeyn.
Um ihre Bedeutung zu fuͤhlen, muß man ſich an
die Betrachtungen (Th. 1. S. 72. folg.) erin-
nern, zu welchen ſich der Verfaſſer bey dem Ue-
berblick uͤber dieſe prachtvolle Reſidenz und von
dem Gedanken an ihre wunderbar ſchnelle Ent-
ſtehung
und Vollendung hinreiſſen ließ.
Dieſe beyden ſo nahen und durch die Geiſtesver-
wandſchaft Peter’s und Katharinens ſo
merkwuͤrdigen Epoken auf eine ſinnliche Art in
Parallele zu bringen, iſt der Zweck des Kuͤnſtlers.
Auf dem erſten Blatte ſehen wir den Stifter der
Kaiſerſtadt mit dem Entwurf zu ihrer Erbauung
beſchaͤftigt. Es war am 16 May 1703 als der
Grund zur Feſtung gelegt wurde; in eben dieſem
Jahr landete das erſte Schiff, vom Zufall gefuͤhrt,

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[XIV/0024] Ausſprache gehalten, ſo weit es ſich ohne Affek- tation thun ließ. Einzelne ruſſiſche Mitlauter, fuͤr die wir kein entſprechendes Zeichen haben, ſind auf eine willkuͤhrliche Art erſetzt. Dahin ge- hoͤrt das Shiwete, welches dem franzoͤſiſchen g vor e und i entſpricht, und durch ſh bezeichnet iſt, z. B. Saſhen’. Statt des kleinen Jev’s, welche den Sylben, hinter welche es geſetzt wird, eine eigenthuͤmliche Dehnung in der Ausſprache giebt, iſt uͤberall das Auslaſſungszeichen gebraucht, z. B. Sbiten’. Die Kupfer, mit welchen der Herr Verleger dem Publikum hoffentlich ein eben ſo willkomm- nes als intereſſantes Geſchenk macht, erklaͤren ſich wahrſcheinlich jedem Leſer von ſelbſt. Nur uͤber die Suͤjets der Titelvignetten ſcheint eine kurze Erlaͤuterung nicht uͤberfluͤßig zu ſeyn. Um ihre Bedeutung zu fuͤhlen, muß man ſich an die Betrachtungen (Th. 1. S. 72. folg.) erin- nern, zu welchen ſich der Verfaſſer bey dem Ue- berblick uͤber dieſe prachtvolle Reſidenz und von dem Gedanken an ihre wunderbar ſchnelle Ent- ſtehung und Vollendung hinreiſſen ließ. Dieſe beyden ſo nahen und durch die Geiſtesver- wandſchaft Peter’s und Katharinens ſo merkwuͤrdigen Epoken auf eine ſinnliche Art in Parallele zu bringen, iſt der Zweck des Kuͤnſtlers. Auf dem erſten Blatte ſehen wir den Stifter der Kaiſerſtadt mit dem Entwurf zu ihrer Erbauung beſchaͤftigt. Es war am 16 May 1703 als der Grund zur Feſtung gelegt wurde; in eben dieſem Jahr landete das erſte Schiff, vom Zufall gefuͤhrt,

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/24>, abgerufen am 29.03.2024.