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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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dieses Platzes und zur Abhelfung der natürli-
chen Unbequemlichkeiten seiner Lage aufgewen-
det sind; wenn man einen Blick auf die Was-
serkommunikation wirft, welche Petersburg mit
den innersten und entlegensten Provinzen des
Reichs in Verbindung setzt; auf den Handel,
der diese Residenz zur Stapelstadt der russischen
Produkte macht; auf die Vortheile der Lage
an der Mündung eines vielarmigen Flusses,
der die ganze Stadt in ihren entferntesten Thei-
len mit reinem gesunden Wasser versorgt -- so
wird man den Entschluß, diese Residenz beyzu-
behalten, nicht minder weise finden, als die
erste Idee ihrer Erbauung.

Zu bedauren ists, daß die physische La-
ge
und das Klima von St. Petersburg die-
sen großen Vorzügen nicht entsprechen. Die
Lage der Residenz an der Mündung und auf
den Inseln der Newa ist niedrig und sumpfig.
Die Gegend umher ist Morast und Wald, bis
auf die einzelnen Stellen, welche Menschenfleiß
und Kunst, trotz der kargen Natur, zu reizen-
den Gefilden umgeschaffen haben. Welch ein
Abstand von der glücklichen Lage von Moskau!
wo die Jahrhunderte durch einheimische Kultur

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dieſes Platzes und zur Abhelfung der natuͤrli-
chen Unbequemlichkeiten ſeiner Lage aufgewen-
det ſind; wenn man einen Blick auf die Waſ-
ſerkommunikation wirft, welche Petersburg mit
den innerſten und entlegenſten Provinzen des
Reichs in Verbindung ſetzt; auf den Handel,
der dieſe Reſidenz zur Stapelſtadt der ruſſiſchen
Produkte macht; auf die Vortheile der Lage
an der Muͤndung eines vielarmigen Fluſſes,
der die ganze Stadt in ihren entfernteſten Thei-
len mit reinem geſunden Waſſer verſorgt — ſo
wird man den Entſchluß, dieſe Reſidenz beyzu-
behalten, nicht minder weiſe finden, als die
erſte Idee ihrer Erbauung.

Zu bedauren iſts, daß die phyſiſche La-
ge
und das Klima von St. Petersburg die-
ſen großen Vorzuͤgen nicht entſprechen. Die
Lage der Reſidenz an der Muͤndung und auf
den Inſeln der Newa iſt niedrig und ſumpfig.
Die Gegend umher iſt Moraſt und Wald, bis
auf die einzelnen Stellen, welche Menſchenfleiß
und Kunſt, trotz der kargen Natur, zu reizen-
den Gefilden umgeſchaffen haben. Welch ein
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[7/0041] dieſes Platzes und zur Abhelfung der natuͤrli- chen Unbequemlichkeiten ſeiner Lage aufgewen- det ſind; wenn man einen Blick auf die Waſ- ſerkommunikation wirft, welche Petersburg mit den innerſten und entlegenſten Provinzen des Reichs in Verbindung ſetzt; auf den Handel, der dieſe Reſidenz zur Stapelſtadt der ruſſiſchen Produkte macht; auf die Vortheile der Lage an der Muͤndung eines vielarmigen Fluſſes, der die ganze Stadt in ihren entfernteſten Thei- len mit reinem geſunden Waſſer verſorgt — ſo wird man den Entſchluß, dieſe Reſidenz beyzu- behalten, nicht minder weiſe finden, als die erſte Idee ihrer Erbauung. Zu bedauren iſts, daß die phyſiſche La- ge und das Klima von St. Petersburg die- ſen großen Vorzuͤgen nicht entſprechen. Die Lage der Reſidenz an der Muͤndung und auf den Inſeln der Newa iſt niedrig und ſumpfig. Die Gegend umher iſt Moraſt und Wald, bis auf die einzelnen Stellen, welche Menſchenfleiß und Kunſt, trotz der kargen Natur, zu reizen- den Gefilden umgeſchaffen haben. Welch ein Abſtand von der gluͤcklichen Lage von Moskau! wo die Jahrhunderte durch einheimiſche Kultur A 4

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/41>, abgerufen am 16.04.2024.