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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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Hand in Hand mit der schönen Natur geht,
wo der Segen des Landmanns dem Städter
aus dem Fenster seines Hauses entgegen lacht.

Nach der Berechnung des Akademikus
Krafft hat St. Petersburg in einem Durch-
schnitt von zehn Jahren nur 97 heitere, dage-
gen aber 104 Regen- 72 Schnee- und 93 trü-
be Tage. Jährlich entstehen 12 bis 67 Stür-
me; die zum Theil, wenn sie westlich sind,
Ueberschwemmungen verursachen. Nach einer
Erfahrung von mehr als sechzig Jahren bricht
das Eis der Newa nie vor dem 25. März,
und nie nach dem 27. April; sie friert am
frühesten den 20. Oktober und am spätesten den
1. Dezember zu. Seit 1741 war die größte
Hitze 27 und die größte Kälte 33 Grad.

Diese Uebersicht beweist, wie wenige Tage
unter diesen Himmelsstrich in freyer Luft ge-
nießbar, und wie eingeschränkt die Freuden
unsers Sommers sind. Der Winter ist un-
sere beste Jahrszeit und hat große Vorzüge
vor seinen feüchten und neblichen Brüdern in
südlichen Ländern. Eine ausdaurende gleiche
Kälte stärkt und erfrischt den Körper. Die
vortreffliche Schlittenbahn erleichtert das Rei-

Hand in Hand mit der ſchoͤnen Natur geht,
wo der Segen des Landmanns dem Staͤdter
aus dem Fenſter ſeines Hauſes entgegen lacht.

Nach der Berechnung des Akademikus
Krafft hat St. Petersburg in einem Durch-
ſchnitt von zehn Jahren nur 97 heitere, dage-
gen aber 104 Regen- 72 Schnee- und 93 truͤ-
be Tage. Jaͤhrlich entſtehen 12 bis 67 Stuͤr-
me; die zum Theil, wenn ſie weſtlich ſind,
Ueberſchwemmungen verurſachen. Nach einer
Erfahrung von mehr als ſechzig Jahren bricht
das Eis der Newa nie vor dem 25. Maͤrz,
und nie nach dem 27. April; ſie friert am
fruͤheſten den 20. Oktober und am ſpaͤteſten den
1. Dezember zu. Seit 1741 war die groͤßte
Hitze 27 und die groͤßte Kaͤlte 33 Grad.

Dieſe Ueberſicht beweiſt, wie wenige Tage
unter dieſen Himmelsſtrich in freyer Luft ge-
nießbar, und wie eingeſchraͤnkt die Freuden
unſers Sommers ſind. Der Winter iſt un-
ſere beſte Jahrszeit und hat große Vorzuͤge
vor ſeinen feuͤchten und neblichen Bruͤdern in
ſuͤdlichen Laͤndern. Eine ausdaurende gleiche
Kaͤlte ſtaͤrkt und erfriſcht den Koͤrper. Die
vortreffliche Schlittenbahn erleichtert das Rei-

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[8/0042] Hand in Hand mit der ſchoͤnen Natur geht, wo der Segen des Landmanns dem Staͤdter aus dem Fenſter ſeines Hauſes entgegen lacht. Nach der Berechnung des Akademikus Krafft hat St. Petersburg in einem Durch- ſchnitt von zehn Jahren nur 97 heitere, dage- gen aber 104 Regen- 72 Schnee- und 93 truͤ- be Tage. Jaͤhrlich entſtehen 12 bis 67 Stuͤr- me; die zum Theil, wenn ſie weſtlich ſind, Ueberſchwemmungen verurſachen. Nach einer Erfahrung von mehr als ſechzig Jahren bricht das Eis der Newa nie vor dem 25. Maͤrz, und nie nach dem 27. April; ſie friert am fruͤheſten den 20. Oktober und am ſpaͤteſten den 1. Dezember zu. Seit 1741 war die groͤßte Hitze 27 und die groͤßte Kaͤlte 33 Grad. Dieſe Ueberſicht beweiſt, wie wenige Tage unter dieſen Himmelsſtrich in freyer Luft ge- nießbar, und wie eingeſchraͤnkt die Freuden unſers Sommers ſind. Der Winter iſt un- ſere beſte Jahrszeit und hat große Vorzuͤge vor ſeinen feuͤchten und neblichen Bruͤdern in ſuͤdlichen Laͤndern. Eine ausdaurende gleiche Kaͤlte ſtaͤrkt und erfriſcht den Koͤrper. Die vortreffliche Schlittenbahn erleichtert das Rei-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/42>, abgerufen am 18.04.2024.