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Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.

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und durch die Gartenpforte hinaus auf die Wiese.
Die unverhofften Ferien kamen ihnen herrlich zu
Statten. Reinhardt hatte hier mit Elisabeths Hülfe
ein Haus aus Rasenstücken aufgeführt; darin wollten
sie die Sommerabende wohnen; aber es fehlte noch
die Bank. Nun ging er gleich an die Arbeit; Nägel,
Hammer und die nöthigen Bretter lagen schon bereit.
Während dessen ging Elisabeth an dem Wall entlang
und sammelte den ringförmigen Samen der wilden
Malve in ihre Schürze; davon wollte sie sich Ketten
und Halsbänder machen; und als Reinhardt endlich
trotz manches krumm geschlagenen Nagels seine Bank
dennoch zu Stande gebracht hatte und nun wieder
in die Sonne hinaustrat, ging sie schon weit davon
am andern Ende der Wiese.

Elisabeth! rief er, Elisabeth! und da kam sie,
und ihre Locken flogen. Komm, sagte er, nun ist
unser Haus fertig. Du bist ja ganz heiß geworden;
komm herein, wir wollen uns auf die neue Bank
setzen. Ich erzähl' dir etwas.

Dann gingen sie beide hinein, und setzten sich auf
die neue Bank. Elisabeth nahm ihre Ringelchen aus
der Schürze und zog sie auf lange Bindfäden; Rein¬

und durch die Gartenpforte hinaus auf die Wieſe.
Die unverhofften Ferien kamen ihnen herrlich zu
Statten. Reinhardt hatte hier mit Eliſabeths Hülfe
ein Haus aus Raſenſtücken aufgeführt; darin wollten
ſie die Sommerabende wohnen; aber es fehlte noch
die Bank. Nun ging er gleich an die Arbeit; Nägel,
Hammer und die nöthigen Bretter lagen ſchon bereit.
Während deſſen ging Eliſabeth an dem Wall entlang
und ſammelte den ringförmigen Samen der wilden
Malve in ihre Schürze; davon wollte ſie ſich Ketten
und Halsbänder machen; und als Reinhardt endlich
trotz manches krumm geſchlagenen Nagels ſeine Bank
dennoch zu Stande gebracht hatte und nun wieder
in die Sonne hinaustrat, ging ſie ſchon weit davon
am andern Ende der Wieſe.

Eliſabeth! rief er, Eliſabeth! und da kam ſie,
und ihre Locken flogen. Komm, ſagte er, nun iſt
unſer Haus fertig. Du biſt ja ganz heiß geworden;
komm herein, wir wollen uns auf die neue Bank
ſetzen. Ich erzähl' dir etwas.

Dann gingen ſie beide hinein, und ſetzten ſich auf
die neue Bank. Eliſabeth nahm ihre Ringelchen aus
der Schürze und zog ſie auf lange Bindfäden; Rein¬

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[8/0014] und durch die Gartenpforte hinaus auf die Wieſe. Die unverhofften Ferien kamen ihnen herrlich zu Statten. Reinhardt hatte hier mit Eliſabeths Hülfe ein Haus aus Raſenſtücken aufgeführt; darin wollten ſie die Sommerabende wohnen; aber es fehlte noch die Bank. Nun ging er gleich an die Arbeit; Nägel, Hammer und die nöthigen Bretter lagen ſchon bereit. Während deſſen ging Eliſabeth an dem Wall entlang und ſammelte den ringförmigen Samen der wilden Malve in ihre Schürze; davon wollte ſie ſich Ketten und Halsbänder machen; und als Reinhardt endlich trotz manches krumm geſchlagenen Nagels ſeine Bank dennoch zu Stande gebracht hatte und nun wieder in die Sonne hinaustrat, ging ſie ſchon weit davon am andern Ende der Wieſe. Eliſabeth! rief er, Eliſabeth! und da kam ſie, und ihre Locken flogen. Komm, ſagte er, nun iſt unſer Haus fertig. Du biſt ja ganz heiß geworden; komm herein, wir wollen uns auf die neue Bank ſetzen. Ich erzähl' dir etwas. Dann gingen ſie beide hinein, und ſetzten ſich auf die neue Bank. Eliſabeth nahm ihre Ringelchen aus der Schürze und zog ſie auf lange Bindfäden; Rein¬

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_immensee_1852/14>, abgerufen am 24.04.2024.