Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905I. "Anna! - Anna! Hören Sie denn nicht? Es läutet schon zweimal, und Sie machen noch immer nicht auf!" "Natürlich habe ich gehört; das ist doch kein Grund, alles aus der Hand fallen zu lassen, es brennt ja nicht im Haus. Aber den Leuten da ist es wohl einerlei; sie glauben, man hat nichts anderes zu tun, als ihrer Läuterei nachzulaufen," brummte die brave alte Anna in ihrer Küche vor sich hin. Die Tür zum kleinen Salon, in dem Fräulein Deaken vor einem mit Heften ganz beladenen Tische saß, stand offen. Sie korrigierte eines dieser Hefte. Ein drittes Mal ertönte die Glocke, diesmal schon mit allen Zeichen von Ungeduld. I. „Anna! – Anna! Hören Sie denn nicht? Es läutet schon zweimal, und Sie machen noch immer nicht auf!“ „Natürlich habe ich gehört; das ist doch kein Grund, alles aus der Hand fallen zu lassen, es brennt ja nicht im Haus. Aber den Leuten da ist es wohl einerlei; sie glauben, man hat nichts anderes zu tun, als ihrer Läuterei nachzulaufen,“ brummte die brave alte Anna in ihrer Küche vor sich hin. Die Tür zum kleinen Salon, in dem Fräulein Deaken vor einem mit Heften ganz beladenen Tische saß, stand offen. Sie korrigierte eines dieser Hefte. Ein drittes Mal ertönte die Glocke, diesmal schon mit allen Zeichen von Ungeduld. <TEI> <text> <pb facs="#f0002" n="1"/> <body> <div n="1"> <head>I.</head> <p>„Anna! – Anna! Hören Sie denn nicht? Es läutet schon zweimal, und Sie machen noch immer nicht auf!“</p> <p>„Natürlich habe ich gehört; das ist doch kein Grund, alles aus der Hand fallen zu lassen, es brennt ja nicht im Haus. Aber den Leuten da ist es wohl einerlei; sie glauben, man hat nichts anderes zu tun, als ihrer Läuterei nachzulaufen,“ brummte die brave alte Anna in ihrer Küche vor sich hin.</p> <p>Die Tür zum kleinen Salon, in dem Fräulein Deaken vor einem mit Heften ganz beladenen Tische saß, stand offen. Sie korrigierte eines dieser Hefte.</p> <p>Ein drittes Mal ertönte die Glocke, diesmal schon mit allen Zeichen von Ungeduld.</p> </div> </body> </text> </TEI> [1/0002]
I. „Anna! – Anna! Hören Sie denn nicht? Es läutet schon zweimal, und Sie machen noch immer nicht auf!“
„Natürlich habe ich gehört; das ist doch kein Grund, alles aus der Hand fallen zu lassen, es brennt ja nicht im Haus. Aber den Leuten da ist es wohl einerlei; sie glauben, man hat nichts anderes zu tun, als ihrer Läuterei nachzulaufen,“ brummte die brave alte Anna in ihrer Küche vor sich hin.
Die Tür zum kleinen Salon, in dem Fräulein Deaken vor einem mit Heften ganz beladenen Tische saß, stand offen. Sie korrigierte eines dieser Hefte.
Ein drittes Mal ertönte die Glocke, diesmal schon mit allen Zeichen von Ungeduld.
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/2>, abgerufen am 02.12.2023. |