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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Freuden- und Trauer-Oden.

Du schimmerst im erhabnen Osten,
Wo aber sind die starken Pfosten?
Wiewohl die Zeiten ändern sich!

Wer will doch alle Schönheit schildern,
Wo ist ein Mann dazu geschickt,
Die man in so lehrreichen Bildern
Zu Peussen um und um erblickt?
Kein Maler kann so was beleben,
Durch Licht und Schatten so erheben,
Mit seines Pinsels klugen Ziehn,
Als wenn ein holder Himmel lachet,
Wenn hier die grüne Welt erwachet,
Sobald des Winters Schaaren fliehn.
O Liebste! seht! an diesem Orte,
Von solcher reizenden Gestalt,
Eröffnet sich anjetzt die Pforte
Zu einem langen Aufenthalt;
Da sollt Jhr durch ein zärtlich Lieben
So manche schöne Pflichten üben,
Du Mann, durch Wachen, Eifer, Fleis
An ihr, als Mutter und als Frauen
Wird auch ein kindlich Herze schauen
Ein ehrenvoller theurer Greis!
So oft an jedem Freudenmorgen
Aurorens güldne Thüre klingt,
Und denen ausgeschlafnen Sorgen
Die muntere Bewegung bringt,
Da

Freuden- und Trauer-Oden.

Du ſchimmerſt im erhabnen Oſten,
Wo aber ſind die ſtarken Pfoſten?
Wiewohl die Zeiten aͤndern ſich!

Wer will doch alle Schoͤnheit ſchildern,
Wo iſt ein Mann dazu geſchickt,
Die man in ſo lehrreichen Bildern
Zu Peuſſen um und um erblickt?
Kein Maler kann ſo was beleben,
Durch Licht und Schatten ſo erheben,
Mit ſeines Pinſels klugen Ziehn,
Als wenn ein holder Himmel lachet,
Wenn hier die gruͤne Welt erwachet,
Sobald des Winters Schaaren fliehn.
O Liebſte! ſeht! an dieſem Orte,
Von ſolcher reizenden Geſtalt,
Eroͤffnet ſich anjetzt die Pforte
Zu einem langen Aufenthalt;
Da ſollt Jhr durch ein zaͤrtlich Lieben
So manche ſchoͤne Pflichten uͤben,
Du Mann, durch Wachen, Eifer, Fleis
An ihr, als Mutter und als Frauen
Wird auch ein kindlich Herze ſchauen
Ein ehrenvoller theurer Greis!
So oft an jedem Freudenmorgen
Aurorens guͤldne Thuͤre klingt,
Und denen ausgeſchlafnen Sorgen
Die muntere Bewegung bringt,
Da
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[235/0255] Freuden- und Trauer-Oden. Du ſchimmerſt im erhabnen Oſten, Wo aber ſind die ſtarken Pfoſten? Wiewohl die Zeiten aͤndern ſich! Wer will doch alle Schoͤnheit ſchildern, Wo iſt ein Mann dazu geſchickt, Die man in ſo lehrreichen Bildern Zu Peuſſen um und um erblickt? Kein Maler kann ſo was beleben, Durch Licht und Schatten ſo erheben, Mit ſeines Pinſels klugen Ziehn, Als wenn ein holder Himmel lachet, Wenn hier die gruͤne Welt erwachet, Sobald des Winters Schaaren fliehn. O Liebſte! ſeht! an dieſem Orte, Von ſolcher reizenden Geſtalt, Eroͤffnet ſich anjetzt die Pforte Zu einem langen Aufenthalt; Da ſollt Jhr durch ein zaͤrtlich Lieben So manche ſchoͤne Pflichten uͤben, Du Mann, durch Wachen, Eifer, Fleis An ihr, als Mutter und als Frauen Wird auch ein kindlich Herze ſchauen Ein ehrenvoller theurer Greis! So oft an jedem Freudenmorgen Aurorens guͤldne Thuͤre klingt, Und denen ausgeſchlafnen Sorgen Die muntere Bewegung bringt, Da

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/255>, abgerufen am 28.03.2024.