Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Buch.
Wie wohl, o Muse! bin ich unterrichtet;
Freundin! du hast dadurch mich dir verpflichtet,
Laß doch noch ferner hier vor meine Sinnen
Nichts Guts entrinnen.
O laß mein dürftig Glücke mich vergessen,
Und meinen Stand nach Schweizer Nothdurft messen,
Wenn mich mein Sachsen, das die Neigung ziehet,
Einst wieder siehet.
Wo ist ein Leben diesem zu vergleichen,
Das mein Gesang niemahlen wird erreichen,
Nur deiner Muse, Haller! kann gelingen,
Es zu besingen.
Das will ich thun, und täglich dran gedenken,
Verlust, Noth, Mangel, wollt ihr mich noch kränken?
Wißt! in die Alpen ist ein Volk beschieden,
Das lebt zufrieden.
Jch will zufrieden in die Tiefe steigen,
Und mich bisweilen noch, ihr Alpen, neigen,
Bis wir bey Genf, nach zugeworfnen Küssen,
Uns trennen müssen.


Der
Fünftes Buch.
Wie wohl, o Muſe! bin ich unterrichtet;
Freundin! du haſt dadurch mich dir verpflichtet,
Laß doch noch ferner hier vor meine Sinnen
Nichts Guts entrinnen.
O laß mein duͤrftig Gluͤcke mich vergeſſen,
Und meinen Stand nach Schweizer Nothdurft meſſen,
Wenn mich mein Sachſen, das die Neigung ziehet,
Einſt wieder ſiehet.
Wo iſt ein Leben dieſem zu vergleichen,
Das mein Geſang niemahlen wird erreichen,
Nur deiner Muſe, Haller! kann gelingen,
Es zu beſingen.
Das will ich thun, und taͤglich dran gedenken,
Verluſt, Noth, Mangel, wollt ihr mich noch kraͤnken?
Wißt! in die Alpen iſt ein Volk beſchieden,
Das lebt zufrieden.
Jch will zufrieden in die Tiefe ſteigen,
Und mich bisweilen noch, ihr Alpen, neigen,
Bis wir bey Genf, nach zugeworfnen Kuͤſſen,
Uns trennen muͤſſen.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0354" n="334"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fünftes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="48">
              <l>Wie wohl, o Mu&#x017F;e! bin ich unterrichtet;</l><lb/>
              <l>Freundin! du ha&#x017F;t dadurch mich dir verpflichtet,</l><lb/>
              <l>Laß doch noch ferner hier vor meine Sinnen<lb/><hi rendition="#et">Nichts Guts entrinnen.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="49">
              <l>O laß mein du&#x0364;rftig Glu&#x0364;cke mich verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und meinen Stand nach Schweizer Nothdurft me&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wenn mich mein Sach&#x017F;en, das die Neigung ziehet,<lb/><hi rendition="#et">Ein&#x017F;t wieder &#x017F;iehet.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="50">
              <l>Wo i&#x017F;t ein Leben die&#x017F;em zu vergleichen,</l><lb/>
              <l>Das mein Ge&#x017F;ang niemahlen wird erreichen,</l><lb/>
              <l>Nur deiner Mu&#x017F;e, Haller! kann gelingen,<lb/><hi rendition="#et">Es zu be&#x017F;ingen.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="51">
              <l>Das will ich thun, und ta&#x0364;glich dran gedenken,</l><lb/>
              <l>Verlu&#x017F;t, Noth, Mangel, wollt ihr mich noch kra&#x0364;nken?</l><lb/>
              <l>Wißt! in die Alpen i&#x017F;t ein Volk be&#x017F;chieden,<lb/><hi rendition="#et">Das lebt zufrieden.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="52">
              <l>Jch will zufrieden in die Tiefe &#x017F;teigen,</l><lb/>
              <l>Und mich bisweilen noch, ihr Alpen, neigen,</l><lb/>
              <l>Bis wir bey Genf, nach zugeworfnen Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#et">Uns trennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0354] Fünftes Buch. Wie wohl, o Muſe! bin ich unterrichtet; Freundin! du haſt dadurch mich dir verpflichtet, Laß doch noch ferner hier vor meine Sinnen Nichts Guts entrinnen. O laß mein duͤrftig Gluͤcke mich vergeſſen, Und meinen Stand nach Schweizer Nothdurft meſſen, Wenn mich mein Sachſen, das die Neigung ziehet, Einſt wieder ſiehet. Wo iſt ein Leben dieſem zu vergleichen, Das mein Geſang niemahlen wird erreichen, Nur deiner Muſe, Haller! kann gelingen, Es zu beſingen. Das will ich thun, und taͤglich dran gedenken, Verluſt, Noth, Mangel, wollt ihr mich noch kraͤnken? Wißt! in die Alpen iſt ein Volk beſchieden, Das lebt zufrieden. Jch will zufrieden in die Tiefe ſteigen, Und mich bisweilen noch, ihr Alpen, neigen, Bis wir bey Genf, nach zugeworfnen Kuͤſſen, Uns trennen muͤſſen. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/354
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/354>, abgerufen am 23.04.2024.