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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Fünftes Buch.
Zwar du hast Feinde, welche dich verbannen,
Erbost jagt dich der dürre Geiz von dannen,
Der nichts empfangen soll; schon will dein Scheiden
Solch Scheusal meiden.
Du fliehst! doch W - - ruft, er wird erhöret,
Jn seinem Herzen bist du eingekehret,
Das groß und edel ist, und auserlesen
Für solch ein Wesen.
Mit liebreichsegnenden und holden Blicken
Muß mich dein Reiz aus selbigen entzücken,
Mein Kummer sieht dorther sich überschüttet,
Bevor er bittet.
Eh er sich fühlt, fällt schon dein Abendregen,
Und der mich nie erblickt, eilt mir entgegen,
Daß er auf mein empfindlich Herze säet,
Was nie vergehet.
Der Kranke, welcher sich auf Elend bettet,
Sieht sich von seiner Liebeshand errettet.
Du hast ihn, der nach deinen Trieben handelt,
Jn dich verwandelt.
O! laß ihn auch die wahre Wohllust schmecken,
Die solch ein heimlich Wohlthun kann erwecken,
Und welche Seelen, die am Staube kleben,
Nie wird beleben.
Ach!
Fünftes Buch.
Zwar du haſt Feinde, welche dich verbannen,
Erboſt jagt dich der duͤrre Geiz von dannen,
Der nichts empfangen ſoll; ſchon will dein Scheiden
Solch Scheuſal meiden.
Du fliehſt! doch W ‒ ‒ ruft, er wird erhoͤret,
Jn ſeinem Herzen biſt du eingekehret,
Das groß und edel iſt, und auserleſen
Fuͤr ſolch ein Weſen.
Mit liebreichſegnenden und holden Blicken
Muß mich dein Reiz aus ſelbigen entzuͤcken,
Mein Kummer ſieht dorther ſich uͤberſchuͤttet,
Bevor er bittet.
Eh er ſich fuͤhlt, faͤllt ſchon dein Abendregen,
Und der mich nie erblickt, eilt mir entgegen,
Daß er auf mein empfindlich Herze ſaͤet,
Was nie vergehet.
Der Kranke, welcher ſich auf Elend bettet,
Sieht ſich von ſeiner Liebeshand errettet.
Du haſt ihn, der nach deinen Trieben handelt,
Jn dich verwandelt.
O! laß ihn auch die wahre Wohlluſt ſchmecken,
Die ſolch ein heimlich Wohlthun kann erwecken,
Und welche Seelen, die am Staube kleben,
Nie wird beleben.
Ach!
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[336/0356] Fünftes Buch. Zwar du haſt Feinde, welche dich verbannen, Erboſt jagt dich der duͤrre Geiz von dannen, Der nichts empfangen ſoll; ſchon will dein Scheiden Solch Scheuſal meiden. Du fliehſt! doch W ‒ ‒ ruft, er wird erhoͤret, Jn ſeinem Herzen biſt du eingekehret, Das groß und edel iſt, und auserleſen Fuͤr ſolch ein Weſen. Mit liebreichſegnenden und holden Blicken Muß mich dein Reiz aus ſelbigen entzuͤcken, Mein Kummer ſieht dorther ſich uͤberſchuͤttet, Bevor er bittet. Eh er ſich fuͤhlt, faͤllt ſchon dein Abendregen, Und der mich nie erblickt, eilt mir entgegen, Daß er auf mein empfindlich Herze ſaͤet, Was nie vergehet. Der Kranke, welcher ſich auf Elend bettet, Sieht ſich von ſeiner Liebeshand errettet. Du haſt ihn, der nach deinen Trieben handelt, Jn dich verwandelt. O! laß ihn auch die wahre Wohlluſt ſchmecken, Die ſolch ein heimlich Wohlthun kann erwecken, Und welche Seelen, die am Staube kleben, Nie wird beleben. Ach!

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/356>, abgerufen am 23.04.2024.