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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Uebersetzte Oden.


Aus dem Französischen des Herrn
le Pays
in seinen Amitiez &c. p. 369.
Verstehst du, Damon! dieß Latein?
Hast du daraus gnug abgenommen,
Daß, wenn es muß geschmauset seyn,
Ein Mensch sehr thöricht thut, der sich viel sperrt
zu kommen?

Dir sagt ich von Muskatensekt,
Jch bat, ihn bey mir zu geniessen,
Und solltest du das nicht mehr wissen,
Reizt dich vielleicht kein Wein, der so vortrefflich
schmeckt?
Warum bis morgen ausgesetzt,
Was sich noch heute läßt verüben?
Das heißt, sich selbst nicht recht geschätzt,
Wenn man kann glücklich seyn, man will es doch
verschieben;

Es ist mit jeder Lust bald aus,
Man muß sie im Vorbeyziehn fassen,
Das giebet überhaupt voraus,
Zur Schäfer-Stunde sich bereit erfinden lassen.
Verderben kann die Zeit den Wein,
Die Zeit, die alles Ding bestreitet;
Die Marmor heisset nichtig seyn,
Verschont die Flaschen wohl, von Glase zubereitet?
Ein
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Ueberſetzte Oden.


Aus dem Franzoͤſiſchen des Herrn
le Pays
in ſeinen Amitiez &c. p. 369.
Verſtehſt du, Damon! dieß Latein?
Haſt du daraus gnug abgenommen,
Daß, wenn es muß geſchmauſet ſeyn,
Ein Menſch ſehr thoͤricht thut, der ſich viel ſperrt
zu kommen?

Dir ſagt ich von Muskatenſekt,
Jch bat, ihn bey mir zu genieſſen,
Und ſollteſt du das nicht mehr wiſſen,
Reizt dich vielleicht kein Wein, der ſo vortrefflich
ſchmeckt?
Warum bis morgen ausgeſetzt,
Was ſich noch heute laͤßt veruͤben?
Das heißt, ſich ſelbſt nicht recht geſchaͤtzt,
Wenn man kann gluͤcklich ſeyn, man will es doch
verſchieben;

Es iſt mit jeder Luſt bald aus,
Man muß ſie im Vorbeyziehn faſſen,
Das giebet uͤberhaupt voraus,
Zur Schaͤfer-Stunde ſich bereit erfinden laſſen.
Verderben kann die Zeit den Wein,
Die Zeit, die alles Ding beſtreitet;
Die Marmor heiſſet nichtig ſeyn,
Verſchont die Flaſchen wohl, von Glaſe zubereitet?
Ein
Z 4
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[359/0379] Ueberſetzte Oden. Aus dem Franzoͤſiſchen des Herrn le Pays in ſeinen Amitiez &c. p. 369. Verſtehſt du, Damon! dieß Latein? Haſt du daraus gnug abgenommen, Daß, wenn es muß geſchmauſet ſeyn, Ein Menſch ſehr thoͤricht thut, der ſich viel ſperrt zu kommen? Dir ſagt ich von Muskatenſekt, Jch bat, ihn bey mir zu genieſſen, Und ſollteſt du das nicht mehr wiſſen, Reizt dich vielleicht kein Wein, der ſo vortrefflich ſchmeckt? Warum bis morgen ausgeſetzt, Was ſich noch heute laͤßt veruͤben? Das heißt, ſich ſelbſt nicht recht geſchaͤtzt, Wenn man kann gluͤcklich ſeyn, man will es doch verſchieben; Es iſt mit jeder Luſt bald aus, Man muß ſie im Vorbeyziehn faſſen, Das giebet uͤberhaupt voraus, Zur Schaͤfer-Stunde ſich bereit erfinden laſſen. Verderben kann die Zeit den Wein, Die Zeit, die alles Ding beſtreitet; Die Marmor heiſſet nichtig ſeyn, Verſchont die Flaſchen wohl, von Glaſe zubereitet? Ein Z 4

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/379>, abgerufen am 28.03.2024.