Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Reflexiones über dieß Buch.
entzückt bis in den dritten Himmel, aber er
war im Leib und schwerlich ausser dem Leib,
der dritte Himmel war in seinem aufgeschlos-
senen innern Menschen offenbar, da hörte
er unaussprechliche Worte, die einem Men-
schen in der groben Hütte nicht taugen aus-
zureden. Warum? Er kann sie nicht aus-
reden, ohne seine gewohnte typos der irdi-
schen, mechanischen, philosophischen oder sonst
angenommenen rerminorum artis mit hinein
zu bringen. Soll man deswegen alles weg-
werfen? Nein, man solle ex stercoribus En-
nii
das Gold heraussuchen: das ist aber müh-
sam für die delicate Sucher, die nur alles
auf dem Brett hergetragen wissen wollen.

Nun laßt uns als Wissenschaft- und Ge-
schmakliebende dieß Buch von den Jnnwoh-
nern der Planeten durchpaßiren, und zwar
ohne Aufenthalt. Jsts nicht wahr, daß sie
der Prüfung wehrt sind? Wolf wird hart
mitgenommen, als ein materialischer Geist,
der blos die Mechanik in seinen Säzen zum
Grund hat, und eine mechanische Metaphy-
sik herausgesponnen, die denen Geistern des
Mercurs sehr abendtheuerlich vorkommt.
Artistoteles hat ein grösseres Lob als Wolf,
und das mit Recht, denn er hat die Natur
besser aus Experimenten durchsucht, und
doch konnte er nach damaliger Zeit in vielem
nicht so weit sehen, wie wir heut zu Tag

aus

Reflexiones über dieß Buch.
entzückt bis in den dritten Himmel, aber er
war im Leib und ſchwerlich auſſer dem Leib,
der dritte Himmel war in ſeinem aufgeſchloſ-
ſenen innern Menſchen offenbar, da hörte
er unausſprechliche Worte, die einem Men-
ſchen in der groben Hütte nicht taugen aus-
zureden. Warum? Er kann ſie nicht aus-
reden, ohne ſeine gewohnte typos der irdi-
ſchen, mechaniſchen, philoſophiſchen oder ſonſt
angenommenen rerminorum artis mit hinein
zu bringen. Soll man deswegen alles weg-
werfen? Nein, man ſolle ex ſtercoribus En-
nii
das Gold herausſuchen: das iſt aber müh-
ſam für die delicate Sucher, die nur alles
auf dem Brett hergetragen wiſſen wollen.

Nun laßt uns als Wiſſenſchaft- und Ge-
ſchmakliebende dieß Buch von den Jnnwoh-
nern der Planeten durchpaßiren, und zwar
ohne Aufenthalt. Jſts nicht wahr, daß ſie
der Prüfung wehrt ſind? Wolf wird hart
mitgenommen, als ein materialiſcher Geiſt,
der blos die Mechanik in ſeinen Säzen zum
Grund hat, und eine mechaniſche Metaphy-
ſik herausgeſponnen, die denen Geiſtern des
Mercurs ſehr abendtheuerlich vorkommt.
Artiſtoteles hat ein gröſſeres Lob als Wolf,
und das mit Recht, denn er hat die Natur
beſſer aus Experimenten durchſucht, und
doch konnte er nach damaliger Zeit in vielem
nicht ſo weit ſehen, wie wir heut zu Tag

aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0278" n="274"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reflexiones über dieß Buch.</hi></fw><lb/>
entzückt bis in den dritten Himmel, aber er<lb/>
war im Leib und &#x017F;chwerlich au&#x017F;&#x017F;er dem Leib,<lb/>
der dritte Himmel war in &#x017F;einem aufge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen innern Men&#x017F;chen offenbar, da hörte<lb/>
er unaus&#x017F;prechliche Worte, die einem Men-<lb/>
&#x017F;chen in der groben Hütte nicht taugen aus-<lb/>
zureden. Warum? Er kann &#x017F;ie nicht aus-<lb/>
reden, ohne &#x017F;eine gewohnte <hi rendition="#aq">typos</hi> der irdi-<lb/>
&#x017F;chen, mechani&#x017F;chen, philo&#x017F;ophi&#x017F;chen oder &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
angenommenen <hi rendition="#aq">rerminorum artis</hi> mit hinein<lb/>
zu bringen. Soll man deswegen alles weg-<lb/>
werfen? Nein, man &#x017F;olle <hi rendition="#aq">ex &#x017F;tercoribus En-<lb/>
nii</hi> das Gold heraus&#x017F;uchen: das i&#x017F;t aber müh-<lb/>
&#x017F;am für die delicate Sucher, die nur alles<lb/>
auf dem Brett hergetragen wi&#x017F;&#x017F;en wollen.</p><lb/>
            <p>Nun laßt uns als Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft- und Ge-<lb/>
&#x017F;chmakliebende dieß Buch von den Jnnwoh-<lb/>
nern der Planeten durchpaßiren, und zwar<lb/>
ohne Aufenthalt. J&#x017F;ts nicht wahr, daß &#x017F;ie<lb/>
der Prüfung wehrt &#x017F;ind? Wolf wird hart<lb/>
mitgenommen, als ein materiali&#x017F;cher Gei&#x017F;t,<lb/>
der blos die Mechanik in &#x017F;einen Säzen zum<lb/>
Grund hat, und eine mechani&#x017F;che Metaphy-<lb/>
&#x017F;ik herausge&#x017F;ponnen, die denen Gei&#x017F;tern des<lb/>
Mercurs &#x017F;ehr abendtheuerlich vorkommt.<lb/>
Arti&#x017F;toteles hat ein grö&#x017F;&#x017F;eres Lob als Wolf,<lb/>
und das mit Recht, denn er hat die Natur<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er aus Experimenten durch&#x017F;ucht, und<lb/>
doch konnte er nach damaliger Zeit in vielem<lb/>
nicht &#x017F;o weit &#x017F;ehen, wie wir heut zu Tag<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0278] Reflexiones über dieß Buch. entzückt bis in den dritten Himmel, aber er war im Leib und ſchwerlich auſſer dem Leib, der dritte Himmel war in ſeinem aufgeſchloſ- ſenen innern Menſchen offenbar, da hörte er unausſprechliche Worte, die einem Men- ſchen in der groben Hütte nicht taugen aus- zureden. Warum? Er kann ſie nicht aus- reden, ohne ſeine gewohnte typos der irdi- ſchen, mechaniſchen, philoſophiſchen oder ſonſt angenommenen rerminorum artis mit hinein zu bringen. Soll man deswegen alles weg- werfen? Nein, man ſolle ex ſtercoribus En- nii das Gold herausſuchen: das iſt aber müh- ſam für die delicate Sucher, die nur alles auf dem Brett hergetragen wiſſen wollen. Nun laßt uns als Wiſſenſchaft- und Ge- ſchmakliebende dieß Buch von den Jnnwoh- nern der Planeten durchpaßiren, und zwar ohne Aufenthalt. Jſts nicht wahr, daß ſie der Prüfung wehrt ſind? Wolf wird hart mitgenommen, als ein materialiſcher Geiſt, der blos die Mechanik in ſeinen Säzen zum Grund hat, und eine mechaniſche Metaphy- ſik herausgeſponnen, die denen Geiſtern des Mercurs ſehr abendtheuerlich vorkommt. Artiſtoteles hat ein gröſſeres Lob als Wolf, und das mit Recht, denn er hat die Natur beſſer aus Experimenten durchſucht, und doch konnte er nach damaliger Zeit in vielem nicht ſo weit ſehen, wie wir heut zu Tag aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/278
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/278>, abgerufen am 25.04.2024.