Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Szentiványi, Márton: Fünffzig Motiva, Oder Bewegende Ursachen/ Und Betrachtungen. 2. Aufl. [s. l.], 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

gar offt verlangen in dem Römisch-Catholischen Glauben zu sterben, gleichwie dann auch ihrer schon viele darinn gestorben seynd; kein Catholischer aber in einer andern Religion zu sterben verlangt.

Diesem allen muß ich noch hinzu setzen, wie mir allezeit gar sehr in denen Prädicanten der Neuglaubigen mißfallen habe, daß sie die Verdiensten Christi, und seine Genugthuung so sehr und hoch erheben, und dannoch ihre Zuhörer nicht ermahnen, dem Leben Christi nachzufolgen; sondern annoch Ursach und Anleithung geben, daß sie sich im geringsten nicht bekümmern, die Sünden zu meyden, für die begangene Sünden zu büssen, die Tugenden zu würcken, und gute Werck zu üben: mit diesem Vorwand, als habe Christus der HErr schon überflüssig mit seinem allerheiligsten Todt für unsere Sünden genug gethan, und uns den Himmel verdient, ohne daß auch wir, Krafft deren Verdiensten Christi, uns um den Himmel bemühen solten. Gebrauchen sich also des Leydens und Sterbens Christi, wie auch seiner Ge-

gar offt verlangen in dem Römisch-Catholischen Glauben zu sterben, gleichwie dann auch ihrer schon viele darinn gestorben seynd; kein Catholischer aber in einer andern Religion zu sterben verlangt.

Diesem allen muß ich noch hinzu setzen, wie mir allezeit gar sehr in denen Prädicanten der Neuglaubigen mißfallen habe, daß sie die Verdiensten Christi, und seine Genugthuung so sehr und hoch erheben, und dannoch ihre Zuhörer nicht ermahnen, dem Leben Christi nachzufolgen; sondern annoch Ursach und Anleithung geben, daß sie sich im geringsten nicht bekümmern, die Sünden zu meyden, für die begangene Sünden zu büssen, die Tugenden zu würcken, und gute Werck zu üben: mit diesem Vorwand, als habe Christus der HErr schon überflüssig mit seinem allerheiligsten Todt für unsere Sünden genug gethan, und uns den Himmel verdient, ohne daß auch wir, Krafft deren Verdiensten Christi, uns um den Himmel bemühen solten. Gebrauchen sich also des Leydens und Sterbens Christi, wie auch seiner Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0128" n="124"/>
gar offt verlangen in dem Römisch-Catholischen Glauben zu sterben, gleichwie                      dann auch ihrer schon viele darinn gestorben seynd; kein Catholischer aber in                      einer andern Religion zu sterben verlangt.</p>
        <p>Diesem allen muß ich noch hinzu setzen, wie mir allezeit gar sehr in denen                      Prädicanten der Neuglaubigen mißfallen habe, daß sie die Verdiensten Christi,                      und seine Genugthuung so sehr und hoch erheben, und dannoch ihre Zuhörer nicht                      ermahnen, dem Leben Christi nachzufolgen; sondern annoch Ursach und Anleithung                      geben, daß sie sich im geringsten nicht bekümmern, die Sünden zu meyden, für die                      begangene Sünden zu büssen, die Tugenden zu würcken, und gute Werck zu üben: mit                      diesem Vorwand, als habe Christus der HErr schon überflüssig mit seinem                      allerheiligsten Todt für unsere Sünden genug gethan, und uns den Himmel                      verdient, ohne daß auch wir, Krafft deren Verdiensten Christi, uns um den Himmel                      bemühen solten. Gebrauchen sich also des Leydens und Sterbens Christi, wie auch                      seiner Ge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0128] gar offt verlangen in dem Römisch-Catholischen Glauben zu sterben, gleichwie dann auch ihrer schon viele darinn gestorben seynd; kein Catholischer aber in einer andern Religion zu sterben verlangt. Diesem allen muß ich noch hinzu setzen, wie mir allezeit gar sehr in denen Prädicanten der Neuglaubigen mißfallen habe, daß sie die Verdiensten Christi, und seine Genugthuung so sehr und hoch erheben, und dannoch ihre Zuhörer nicht ermahnen, dem Leben Christi nachzufolgen; sondern annoch Ursach und Anleithung geben, daß sie sich im geringsten nicht bekümmern, die Sünden zu meyden, für die begangene Sünden zu büssen, die Tugenden zu würcken, und gute Werck zu üben: mit diesem Vorwand, als habe Christus der HErr schon überflüssig mit seinem allerheiligsten Todt für unsere Sünden genug gethan, und uns den Himmel verdient, ohne daß auch wir, Krafft deren Verdiensten Christi, uns um den Himmel bemühen solten. Gebrauchen sich also des Leydens und Sterbens Christi, wie auch seiner Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_motiva_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_motiva_1755/128
Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Fünffzig Motiva, Oder Bewegende Ursachen/ Und Betrachtungen. 2. Aufl. [s. l.], 1755, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_motiva_1755/128>, abgerufen am 19.04.2024.