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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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freien Willen und Vernunft und besitzt die Fähigkeit, Erfahrung
zu sammeln und sich in intellektueller und moralischer Beziehung
fortzubilden. Darf man demnach auch an der Einheit des Menschen-
geschlechts unbedingt festhalten, so ist doch über die Entstehung
des Menschen nach Zeit und Art noch immer nichts Sicheres fest-
gestellt und nur soviel klar, daß das Alter der Menschheit, nach
unseren geschichtlichen Maßstäben gemessen, ein ungeheures sein
muß. Der geistigen Einheit des Menschengeschlechts gegenüber ist
die körperliche Verschiedenheit, so groß sie auch sein mag, von nur
untergeordneter Bedeutung, und sie ist es um so mehr, als verschie-
dene Ursachen, die auf die Körperlichkeit der Menschen umändernd
und bestimmend einwirken, vorhanden und als solche klar erkannt
worden sind. Außer zufälligen, vererbbaren Abweichungen gehören
dahin die klimatischen Verhältnisse, die Nahrungs- und Lebensweise
und die höhere oder niedere Zivilisation, also die Kulturstufe, auf
welcher der Mensch steht. Was die beiden ersten Punkte betrifft,
so ist ihr Einfluß auf die Körperlichkeit unbestritten, wennschon
derselbe sich von Generation zu Generation erst nach längerem
Zeitraume geltend macht. Wie in der Pflanzen- und Tierwelt, so
hat eben auch für die Menschheit das biologische Gesetz Gültigkeit,
daß Körperbau, Aufenthalt und Lebensweise einander bedingen und
entsprechen. Daß aber mit steigender Bildung der körperliche Habitus
sich ändert, dafür sind die freien Neger in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika ein Beispiel, die sich von ihren in Sklaverei und
im Heidentum aufgewachsenen Brüdern vorteilhaft unterscheiden.
Dieses Beispiel ist zugleich ein Beweis dafür, daß alle Menschen-
stämme einer höheren geistigen Entwickelung fähig sind.

Was nun die körperliche Verschiedenheit anlangt, so hat man
die Menschen unter große Hauptgruppen, die man Rassen nennt
und die für die Art Mensch nur die Bedeutung von Spielarten
haben, zu bringen versucht, wobei sowohl die Verschiedenheit der
Hautfarbe, wie der Haare, der Schädelbildung und der Sprache
zugrunde gelegt worden sind.

Nach der Hautfarbe unterscheidet man die weiße, die gelbe,
die schwarze, die rote und die braune Menschenrasse. Nach der
Schädelbildung hat ein schwedischer Gelehrter Lang- und Kurz-
schädel und in jeder der beiden Hauptgruppen Senkrecht- und Ge-
neigtzahnige unterschieden. Ein anderer Forscher teilt die Menschen
nach ihrem Haar in Wollhaarige und Schlichthaarige und jene

freien Willen und Vernunft und besitzt die Fähigkeit, Erfahrung
zu sammeln und sich in intellektueller und moralischer Beziehung
fortzubilden. Darf man demnach auch an der Einheit des Menschen-
geschlechts unbedingt festhalten, so ist doch über die Entstehung
des Menschen nach Zeit und Art noch immer nichts Sicheres fest-
gestellt und nur soviel klar, daß das Alter der Menschheit, nach
unseren geschichtlichen Maßstäben gemessen, ein ungeheures sein
muß. Der geistigen Einheit des Menschengeschlechts gegenüber ist
die körperliche Verschiedenheit, so groß sie auch sein mag, von nur
untergeordneter Bedeutung, und sie ist es um so mehr, als verschie-
dene Ursachen, die auf die Körperlichkeit der Menschen umändernd
und bestimmend einwirken, vorhanden und als solche klar erkannt
worden sind. Außer zufälligen, vererbbaren Abweichungen gehören
dahin die klimatischen Verhältnisse, die Nahrungs- und Lebensweise
und die höhere oder niedere Zivilisation, also die Kulturstufe, auf
welcher der Mensch steht. Was die beiden ersten Punkte betrifft,
so ist ihr Einfluß auf die Körperlichkeit unbestritten, wennschon
derselbe sich von Generation zu Generation erst nach längerem
Zeitraume geltend macht. Wie in der Pflanzen- und Tierwelt, so
hat eben auch für die Menschheit das biologische Gesetz Gültigkeit,
daß Körperbau, Aufenthalt und Lebensweise einander bedingen und
entsprechen. Daß aber mit steigender Bildung der körperliche Habitus
sich ändert, dafür sind die freien Neger in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika ein Beispiel, die sich von ihren in Sklaverei und
im Heidentum aufgewachsenen Brüdern vorteilhaft unterscheiden.
Dieses Beispiel ist zugleich ein Beweis dafür, daß alle Menschen-
stämme einer höheren geistigen Entwickelung fähig sind.

Was nun die körperliche Verschiedenheit anlangt, so hat man
die Menschen unter große Hauptgruppen, die man Rassen nennt
und die für die Art Mensch nur die Bedeutung von Spielarten
haben, zu bringen versucht, wobei sowohl die Verschiedenheit der
Hautfarbe, wie der Haare, der Schädelbildung und der Sprache
zugrunde gelegt worden sind.

Nach der Hautfarbe unterscheidet man die weiße, die gelbe,
die schwarze, die rote und die braune Menschenrasse. Nach der
Schädelbildung hat ein schwedischer Gelehrter Lang- und Kurz-
schädel und in jeder der beiden Hauptgruppen Senkrecht- und Ge-
neigtzahnige unterschieden. Ein anderer Forscher teilt die Menschen
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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 6 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/10>, abgerufen am 28.03.2024.