Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
Beduinen.

Der Name "Beduinen" bedeutet soviel wie Wüstenbewohner,
und man bezeichnet damit die nomadisierenden Völker Arabiens,
Syriens und Nordafrikas. Sie sind Araber, gehören also zur großen
Mittelländischen Rasse und zwar zum semitischen Zweig derselben.
Von den ansässigen Arabern, mit denen sie in ihren übrigen Sitten
und Gebräuchen übereinstimmen, unterscheiden sie sich nur durch
ihre nomadische und räuberische Lebensweise. Man findet Beduinen
von der persischen Grenze an bis nach Marokko in Afrika. Ihr
Hauptsitz ist das wüste Innere Arabiens, ein Plateau von Berg-
wiesen und trockenen Steppen, das, durch unwirtbare Seeküste und
Wüsten geschützt, von keinem Sturm barbarischer Völkerzüge ge-
troffen wurde. Alle Heerstraßen im Norden, so die von Haleb und
Damaskus nach Bagdad und Basra führenden Karawanenstraßen,
alle Pilgerstraßen im Innern Arabiens stehen unter ihrem Gebote.

Die Beduinen zerfallen in viele voneinander ganz unabhängige
Stämme, von denen jeder seinen besonderen Wohnsitz hat. Sie
leben meist in stetem Hader untereinander und vereinigen sich nur
zu gemeinschaftlichen Raubzügen oder zum Schutz gegen fremde
Eindringlinge. An der Spitze jedes Stammes steht ein Fürst, dessen
Macht durch Sitte und Herkommen sehr eingeschränkt ist; man
findet heute noch bei den Beduinen die patriarchalische Regierungs-
form, wie sie vor Jahrhunderten und Jahrtausenden bestanden hat
und die uns in der biblischen Welt des alten Testamentes entgegen-
tritt. Der Fürst führt verschiedene Namen: Imam (Oberpriester),
Scherif (Edler), Emir (Befehlshaber), Sultan (König) oder Scheich
(Ältester).

Die Beduinen sind von mittlerem Körperbau, der das schönste
Ebenmaß zeigt. Ihr Antlitz, ein regelrechtes Oval, ist dunkel, ihr
welliges oder lockiges Haupt- und Barthaar schwarz und glänzend.
Die Nase ist etwas adlerartig, das schwarze Auge funkelnd, die

Beduinen.

Der Name „Beduinen" bedeutet soviel wie Wüstenbewohner,
und man bezeichnet damit die nomadisierenden Völker Arabiens,
Syriens und Nordafrikas. Sie sind Araber, gehören also zur großen
Mittelländischen Rasse und zwar zum semitischen Zweig derselben.
Von den ansässigen Arabern, mit denen sie in ihren übrigen Sitten
und Gebräuchen übereinstimmen, unterscheiden sie sich nur durch
ihre nomadische und räuberische Lebensweise. Man findet Beduinen
von der persischen Grenze an bis nach Marokko in Afrika. Ihr
Hauptsitz ist das wüste Innere Arabiens, ein Plateau von Berg-
wiesen und trockenen Steppen, das, durch unwirtbare Seeküste und
Wüsten geschützt, von keinem Sturm barbarischer Völkerzüge ge-
troffen wurde. Alle Heerstraßen im Norden, so die von Haleb und
Damaskus nach Bagdad und Basra führenden Karawanenstraßen,
alle Pilgerstraßen im Innern Arabiens stehen unter ihrem Gebote.

Die Beduinen zerfallen in viele voneinander ganz unabhängige
Stämme, von denen jeder seinen besonderen Wohnsitz hat. Sie
leben meist in stetem Hader untereinander und vereinigen sich nur
zu gemeinschaftlichen Raubzügen oder zum Schutz gegen fremde
Eindringlinge. An der Spitze jedes Stammes steht ein Fürst, dessen
Macht durch Sitte und Herkommen sehr eingeschränkt ist; man
findet heute noch bei den Beduinen die patriarchalische Regierungs-
form, wie sie vor Jahrhunderten und Jahrtausenden bestanden hat
und die uns in der biblischen Welt des alten Testamentes entgegen-
tritt. Der Fürst führt verschiedene Namen: Imam (Oberpriester),
Scherif (Edler), Emir (Befehlshaber), Sultan (König) oder Scheich
(Ältester).

Die Beduinen sind von mittlerem Körperbau, der das schönste
Ebenmaß zeigt. Ihr Antlitz, ein regelrechtes Oval, ist dunkel, ihr
welliges oder lockiges Haupt- und Barthaar schwarz und glänzend.
Die Nase ist etwas adlerartig, das schwarze Auge funkelnd, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0032" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN733267742/00000032" n=""/>
      <div n="1">
        <head>Beduinen.</head><lb/>
        <p>Der Name &#x201E;Beduinen" bedeutet soviel wie Wüstenbewohner,<lb/>
und man bezeichnet damit die nomadisierenden Völker <placeName>Arabien</placeName>s,<lb/><placeName>Syrien</placeName>s und <placeName>Nordafrika</placeName>s. Sie sind Araber, gehören also zur großen<lb/>
Mittelländischen Rasse und zwar zum semitischen Zweig derselben.<lb/>
Von den ansässigen Arabern, mit denen sie in ihren übrigen Sitten<lb/>
und Gebräuchen übereinstimmen, unterscheiden sie sich nur durch<lb/>
ihre nomadische und räuberische Lebensweise. Man findet Beduinen<lb/>
von der <placeName>persischen Grenze</placeName> an bis nach <placeName>Marokko</placeName> in <placeName>Afrika</placeName>. Ihr<lb/>
Hauptsitz ist das wüste <placeName>Innere Arabiens</placeName>, ein Plateau von Berg-<lb/>
wiesen und trockenen Steppen, das, durch unwirtbare Seeküste und<lb/>
Wüsten geschützt, von keinem Sturm barbarischer Völkerzüge ge-<lb/>
troffen wurde. Alle Heerstraßen im Norden, so die von <placeName>Haleb</placeName> und<lb/><placeName>Damaskus</placeName> nach <placeName>Bagdad</placeName> und <placeName>Basra</placeName> führenden Karawanenstraßen,<lb/>
alle Pilgerstraßen im <placeName>Innern Arabiens</placeName> stehen unter ihrem Gebote.</p><lb/>
        <p>Die Beduinen zerfallen in viele voneinander ganz unabhängige<lb/>
Stämme, von denen jeder seinen besonderen Wohnsitz hat. Sie<lb/>
leben meist in stetem Hader untereinander und vereinigen sich nur<lb/>
zu gemeinschaftlichen Raubzügen oder zum Schutz gegen fremde<lb/>
Eindringlinge. An der Spitze jedes Stammes steht ein Fürst, dessen<lb/>
Macht durch Sitte und Herkommen sehr eingeschränkt ist; man<lb/>
findet heute noch bei den Beduinen die patriarchalische Regierungs-<lb/>
form, wie sie vor Jahrhunderten und Jahrtausenden bestanden hat<lb/>
und die uns in der biblischen Welt des alten Testamentes entgegen-<lb/>
tritt. Der Fürst führt verschiedene Namen: Imam (Oberpriester),<lb/>
Scherif (Edler), Emir (Befehlshaber), Sultan (König) oder Scheich<lb/>
(Ältester).</p><lb/>
        <p>Die Beduinen sind von mittlerem Körperbau, der das schönste<lb/>
Ebenmaß zeigt. Ihr Antlitz, ein regelrechtes Oval, ist dunkel, ihr<lb/>
welliges oder lockiges Haupt- und Barthaar schwarz und glänzend.<lb/>
Die Nase ist etwas adlerartig, das schwarze Auge funkelnd, die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[/0032] Beduinen. Der Name „Beduinen" bedeutet soviel wie Wüstenbewohner, und man bezeichnet damit die nomadisierenden Völker Arabiens, Syriens und Nordafrikas. Sie sind Araber, gehören also zur großen Mittelländischen Rasse und zwar zum semitischen Zweig derselben. Von den ansässigen Arabern, mit denen sie in ihren übrigen Sitten und Gebräuchen übereinstimmen, unterscheiden sie sich nur durch ihre nomadische und räuberische Lebensweise. Man findet Beduinen von der persischen Grenze an bis nach Marokko in Afrika. Ihr Hauptsitz ist das wüste Innere Arabiens, ein Plateau von Berg- wiesen und trockenen Steppen, das, durch unwirtbare Seeküste und Wüsten geschützt, von keinem Sturm barbarischer Völkerzüge ge- troffen wurde. Alle Heerstraßen im Norden, so die von Haleb und Damaskus nach Bagdad und Basra führenden Karawanenstraßen, alle Pilgerstraßen im Innern Arabiens stehen unter ihrem Gebote. Die Beduinen zerfallen in viele voneinander ganz unabhängige Stämme, von denen jeder seinen besonderen Wohnsitz hat. Sie leben meist in stetem Hader untereinander und vereinigen sich nur zu gemeinschaftlichen Raubzügen oder zum Schutz gegen fremde Eindringlinge. An der Spitze jedes Stammes steht ein Fürst, dessen Macht durch Sitte und Herkommen sehr eingeschränkt ist; man findet heute noch bei den Beduinen die patriarchalische Regierungs- form, wie sie vor Jahrhunderten und Jahrtausenden bestanden hat und die uns in der biblischen Welt des alten Testamentes entgegen- tritt. Der Fürst führt verschiedene Namen: Imam (Oberpriester), Scherif (Edler), Emir (Befehlshaber), Sultan (König) oder Scheich (Ältester). Die Beduinen sind von mittlerem Körperbau, der das schönste Ebenmaß zeigt. Ihr Antlitz, ein regelrechtes Oval, ist dunkel, ihr welliges oder lockiges Haupt- und Barthaar schwarz und glänzend. Die Nase ist etwas adlerartig, das schwarze Auge funkelnd, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-07-21T13:10:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-21T13:10:17Z)
CLARIN-D: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/32
Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/32>, abgerufen am 19.04.2024.