Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie-
hung derselben in demselben umgekehrten Ver-
hältnisse mit der Tenazität des Bodens steht.
Der zurückhaltende Boden behält am Ende aber
doch einen höheren Kraftgrad, oder, was einer-
lei ist, mehr vegetabilischen Nahrungsstoff in sich,
als der leichtabgebende, und wenn aus diesem
gar nichts mehr zu ziehen ist, so kann jener
durch eine sehr aufschließende Behandlung, durch
irgend eine stärker anziehende Frucht, oder durch
auflösende Mittel noch zu einigem Ertrage ge-
bracht werden. Ich sage: er kann dazu gebracht
werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet
es auf die Folge vielleicht eben so nachtheilig
wird, weil er nun einen um so stärkeren Ersatz
erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben
werden kann, in welcher er einen Ertrag von
5 Scheffel Roggen über die Einsaat zu geben
vermag. Bei einer gewöhnlichen Behandlung
behält er die Kraft sich zu begrasen und dadurch
zu verstärken.

Es ist hier nicht meine Absicht, diese Ma-
terie zu erschöpfen. Ich erwarte vielmehr noch
Aufschlüsse über das Verhalten des sehr binden-
den Bodens, von mehreren Freunden, die mir
solche zu geben übernommen haben, weil ich nie

Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie-
hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver-
haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht.
Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber
doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer-
lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich,
als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem
gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener
durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch
irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch
aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge-
bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht
werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet
es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig
wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz
erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben
werden kann, in welcher er einen Ertrag von
5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben
vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung
behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch
zu verſtaͤrken.

Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma-
terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch
Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden-
den Bodens, von mehreren Freunden, die mir
ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0279" n="262"/>
Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie-<lb/>
hung der&#x017F;elben in dem&#x017F;elben umgekehrten Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit der Tenazita&#x0364;t des Bodens &#x017F;teht.<lb/>
Der zuru&#x0364;ckhaltende Boden beha&#x0364;lt am Ende aber<lb/>
doch einen ho&#x0364;heren Kraftgrad, oder, was einer-<lb/>
lei i&#x017F;t, mehr vegetabili&#x017F;chen Nahrungs&#x017F;toff in &#x017F;ich,<lb/>
als der leichtabgebende, und wenn aus die&#x017F;em<lb/>
gar nichts mehr zu ziehen i&#x017F;t, &#x017F;o kann jener<lb/>
durch eine &#x017F;ehr auf&#x017F;chließende Behandlung, durch<lb/>
irgend eine &#x017F;ta&#x0364;rker anziehende Frucht, oder durch<lb/>
auflo&#x0364;&#x017F;ende Mittel noch zu einigem Ertrage ge-<lb/>
bracht werden. Ich &#x017F;age: er kann dazu gebracht<lb/>
werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet<lb/>
es auf die Folge vielleicht eben &#x017F;o nachtheilig<lb/>
wird, weil er nun einen um &#x017F;o &#x017F;ta&#x0364;rkeren Er&#x017F;atz<lb/>
erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben<lb/>
werden kann, in welcher er einen Ertrag von<lb/>
5 Scheffel Roggen u&#x0364;ber die Ein&#x017F;aat zu geben<lb/>
vermag. Bei einer gewo&#x0364;hnlichen Behandlung<lb/>
beha&#x0364;lt er die Kraft &#x017F;ich zu begra&#x017F;en und dadurch<lb/>
zu ver&#x017F;ta&#x0364;rken.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t hier nicht meine Ab&#x017F;icht, die&#x017F;e Ma-<lb/>
terie zu er&#x017F;cho&#x0364;pfen. Ich erwarte vielmehr noch<lb/>
Auf&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber das Verhalten des &#x017F;ehr binden-<lb/>
den Bodens, von mehreren Freunden, die mir<lb/>
&#x017F;olche zu geben u&#x0364;bernommen haben, weil ich nie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0279] Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie- hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver- haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht. Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer- lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich, als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge- bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben werden kann, in welcher er einen Ertrag von 5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch zu verſtaͤrken. Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma- terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden- den Bodens, von mehreren Freunden, die mir ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/279
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/279>, abgerufen am 26.04.2024.