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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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nen zum großen Theile verwandt, indem seit 3
Jahren aus den Kartoffeln Stärke-Syrup ge-
macht worden, und nun aus Runkeln Zucker ge-
sotten werden soll. Hiervon erhält das Vieh nur
die Abfälle, wobei es allerdings viel verliert.
Doch muß ich dagegen bemerken, daß zum Lu-
zerne-Bau den Schlägen 5 Morgen abgenom-
men worden, daß also 15 Morgen weniger mit-
Getreide bestellt werden. Aber die neue Ver
mehrung
des Viehstandes durch die Schäferei
macht dies nöthig. Mein Bestreben geht aller-
dings dahin, mit weniger Einsaat und weni-
ger
Arbeit immer mehr Korn zu gewinnen. Und
dies -- nicht von einer gegebenen Ackerfläche
mehr Korn zu gewinnen -- muß das Bestreben
der höheren Landwirthschaft in unserm Staate
seyn. Wir müssen es dahin bringen, daß ein
Mensch für zwei andere wenigstens Nahrungs-
mittel gewinne, damit letztere andere Industrie-
Zweige betreiben und zur Disposition des Staa-
tes stehen können. Dies können wir nicht er-
reichen, wenn wir einen Acker mit Getreide be-
stellen, der uns höchstens das dritte Korn, oft
nicht die doppelte Einsaat giebt.


nen zum großen Theile verwandt, indem ſeit 3
Jahren aus den Kartoffeln Staͤrke-Syrup ge-
macht worden, und nun aus Runkeln Zucker ge-
ſotten werden ſoll. Hiervon erhaͤlt das Vieh nur
die Abfaͤlle, wobei es allerdings viel verliert.
Doch muß ich dagegen bemerken, daß zum Lu-
zerne-Bau den Schlaͤgen 5 Morgen abgenom-
men worden, daß alſo 15 Morgen weniger mit-
Getreide beſtellt werden. Aber die neue Ver
mehrung
des Viehſtandes durch die Schaͤferei
macht dies noͤthig. Mein Beſtreben geht aller-
dings dahin, mit weniger Einſaat und weni-
ger
Arbeit immer mehr Korn zu gewinnen. Und
dies — nicht von einer gegebenen Ackerflaͤche
mehr Korn zu gewinnen — muß das Beſtreben
der hoͤheren Landwirthſchaft in unſerm Staate
ſeyn. Wir muͤſſen es dahin bringen, daß ein
Menſch fuͤr zwei andere wenigſtens Nahrungs-
mittel gewinne, damit letztere andere Induſtrie-
Zweige betreiben und zur Dispoſition des Staa-
tes ſtehen koͤnnen. Dies koͤnnen wir nicht er-
reichen, wenn wir einen Acker mit Getreide be-
ſtellen, der uns hoͤchſtens das dritte Korn, oft
nicht die doppelte Einſaat giebt.


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[331/0348] nen zum großen Theile verwandt, indem ſeit 3 Jahren aus den Kartoffeln Staͤrke-Syrup ge- macht worden, und nun aus Runkeln Zucker ge- ſotten werden ſoll. Hiervon erhaͤlt das Vieh nur die Abfaͤlle, wobei es allerdings viel verliert. Doch muß ich dagegen bemerken, daß zum Lu- zerne-Bau den Schlaͤgen 5 Morgen abgenom- men worden, daß alſo 15 Morgen weniger mit- Getreide beſtellt werden. Aber die neue Ver mehrung des Viehſtandes durch die Schaͤferei macht dies noͤthig. Mein Beſtreben geht aller- dings dahin, mit weniger Einſaat und weni- ger Arbeit immer mehr Korn zu gewinnen. Und dies — nicht von einer gegebenen Ackerflaͤche mehr Korn zu gewinnen — muß das Beſtreben der hoͤheren Landwirthſchaft in unſerm Staate ſeyn. Wir muͤſſen es dahin bringen, daß ein Menſch fuͤr zwei andere wenigſtens Nahrungs- mittel gewinne, damit letztere andere Induſtrie- Zweige betreiben und zur Dispoſition des Staa- tes ſtehen koͤnnen. Dies koͤnnen wir nicht er- reichen, wenn wir einen Acker mit Getreide be- ſtellen, der uns hoͤchſtens das dritte Korn, oft nicht die doppelte Einſaat giebt.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/348>, abgerufen am 24.04.2024.