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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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sten Stellen litten an Dürre. Im Jahr 1813
war zwar mehr Wasser, aber die der stärkeren
Wässerung gewohnten Grasstämme waren aus-
gegangen. Der hohe Schnee des Winters von
1813 -- 14 ließ hoffen, daß sich alle Wasser-
behälter wieder füllen und die Quellen stärker zu
fließen anfangen würden. Aber ohnerachtet der
Sommer 1814 auch nicht trocken war, hat das
Wasser auf diesem ganzen Plateau immer mehr
abgenommen. Jener See ist über 3 Fuß gesunken,
und die erwähnte Schleuse, vor welcher das Was-
ser, als sie angelegt wurde, 3 Fuß hoch stand,
liegt jetzt im Trocknen; viele kleine Pfühle sind
so trocken, daß sie beackert und bestellt, werden
konnten. Ich habe Winterung gebauet, wo vor-
her selbst im Sommer Wasser stand; ich kann
mir also dieses Versiegen der Quellen auf dieser
Höhe nicht anders erklären, als daß sie in ei-
ner niederern Gegend sich einen andern Abzug
müssen gebahnt haben. Aeltere hiesige Landleute
versichern, daß dieses schon einmal der Fall ge-
wesen, daß sich das Wasser dann aber nach ei-
nigen Jahren wieder eingefunden habe. Bei
Möglin war vormals eine Wassermühle durch
jenes Fließ getrieben, wovon der Mühlenteich
noch zu sehen ist. Bei einem solchen Wasser-

ſten Stellen litten an Duͤrre. Im Jahr 1813
war zwar mehr Waſſer, aber die der ſtaͤrkeren
Waͤſſerung gewohnten Grasſtaͤmme waren aus-
gegangen. Der hohe Schnee des Winters von
1813 — 14 ließ hoffen, daß ſich alle Waſſer-
behaͤlter wieder fuͤllen und die Quellen ſtaͤrker zu
fließen anfangen wuͤrden. Aber ohnerachtet der
Sommer 1814 auch nicht trocken war, hat das
Waſſer auf dieſem ganzen Plateau immer mehr
abgenommen. Jener See iſt uͤber 3 Fuß geſunken,
und die erwaͤhnte Schleuſe, vor welcher das Waſ-
ſer, als ſie angelegt wurde, 3 Fuß hoch ſtand,
liegt jetzt im Trocknen; viele kleine Pfuͤhle ſind
ſo trocken, daß ſie beackert und beſtellt, werden
konnten. Ich habe Winterung gebauet, wo vor-
her ſelbſt im Sommer Waſſer ſtand; ich kann
mir alſo dieſes Verſiegen der Quellen auf dieſer
Hoͤhe nicht anders erklaͤren, als daß ſie in ei-
ner niederern Gegend ſich einen andern Abzug
muͤſſen gebahnt haben. Aeltere hieſige Landleute
verſichern, daß dieſes ſchon einmal der Fall ge-
weſen, daß ſich das Waſſer dann aber nach ei-
nigen Jahren wieder eingefunden habe. Bei
Moͤglin war vormals eine Waſſermuͤhle durch
jenes Fließ getrieben, wovon der Muͤhlenteich
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[56/0073] ſten Stellen litten an Duͤrre. Im Jahr 1813 war zwar mehr Waſſer, aber die der ſtaͤrkeren Waͤſſerung gewohnten Grasſtaͤmme waren aus- gegangen. Der hohe Schnee des Winters von 1813 — 14 ließ hoffen, daß ſich alle Waſſer- behaͤlter wieder fuͤllen und die Quellen ſtaͤrker zu fließen anfangen wuͤrden. Aber ohnerachtet der Sommer 1814 auch nicht trocken war, hat das Waſſer auf dieſem ganzen Plateau immer mehr abgenommen. Jener See iſt uͤber 3 Fuß geſunken, und die erwaͤhnte Schleuſe, vor welcher das Waſ- ſer, als ſie angelegt wurde, 3 Fuß hoch ſtand, liegt jetzt im Trocknen; viele kleine Pfuͤhle ſind ſo trocken, daß ſie beackert und beſtellt, werden konnten. Ich habe Winterung gebauet, wo vor- her ſelbſt im Sommer Waſſer ſtand; ich kann mir alſo dieſes Verſiegen der Quellen auf dieſer Hoͤhe nicht anders erklaͤren, als daß ſie in ei- ner niederern Gegend ſich einen andern Abzug muͤſſen gebahnt haben. Aeltere hieſige Landleute verſichern, daß dieſes ſchon einmal der Fall ge- weſen, daß ſich das Waſſer dann aber nach ei- nigen Jahren wieder eingefunden habe. Bei Moͤglin war vormals eine Waſſermuͤhle durch jenes Fließ getrieben, wovon der Muͤhlenteich noch zu ſehen iſt. Bei einem ſolchen Waſſer-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/73>, abgerufen am 28.03.2024.