Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 4. H. Von der Geschickligkeit
die Erklärung/ Beweiß/ Umbschränckung u.
s. w. solcher Reden/ die er anderswo antrifft. Er
gibt vor unaufflößlich auff/ was er doch weiß/
daß der Autor allbereit an einem andern Ort
beantwo[r]tet habe; Er unterläst mit Vorsatz
unterschiedene Editiones zu conferiren/ oder
wehlet wohl mit Fleiß die allerschlimmste/ sucht
aus gemeinen Redens-Arten diejenigen/ da der
Autor in Philosophischen Verstande geredet/ in-
gleichen aus denen zweiffelhafften und genera-
len/ die special und determinirten Sätze/ oder
aus diesen jene zu attaqviren/ und den Autor
einer Contradiction zu beschuldigen/ wel-
cher er ihn auch zu beschuldigen pfleget/ wenn ein
Autor an unterschiedenen Orten von einer Sa-
che
zweyerley Worte gebraucht/ die doch bey-
derseits auff einerley Verstand hinaus lauffen.

61. Ein Calumniante leget einem Autori
die Jrrthümer/ die er vor dessen vertheydi-
get/
und die er hernach offentlich geändert/
bey/ als wenn er noch darinnen schwebete.

62. Ein Calumniante macht aus einem
Satz eines Autoris nach seinem Gefallen Fol-
gerungen/ die offenbahr irrig sind/
und wil
den andern/ der doch ausdrücklich und zum we-
nigsten mit einiger Wahrscheinligkeit protesti-

ret/

Das 4. H. Von der Geſchickligkeit
die Erklaͤrung/ Beweiß/ Umbſchraͤnckung u.
ſ. w. ſolcher Reden/ die er anderswo antrifft. Er
gibt vor unauffloͤßlich auff/ was er doch weiß/
daß der Autor allbereit an einem andern Ort
beantwo[r]tet habe; Er unterlaͤſt mit Vorſatz
unterſchiedene Editiones zu conferiren/ oder
wehlet wohl mit Fleiß die allerſchlim̃ſte/ ſucht
aus gemeinen Redens-Arten diejenigen/ da der
Autor in Philoſophiſchen Verſtande geredet/ in-
gleichen aus denen zweiffelhafften und genera-
len/ die ſpecial und determinirten Saͤtze/ oder
aus dieſen jene zu attaqviren/ und den Autor
einer Contradiction zu beſchuldigen/ wel-
cher er ihn auch zu beſchuldigen pfleget/ wenn ein
Autor an unterſchiedenen Orten von einer Sa-
che
zweyerley Worte gebraucht/ die doch bey-
derſeits auff einerley Verſtand hinaus lauffen.

61. Ein Calumniante leget einem Autori
die Jrrthuͤmer/ die er vor deſſen vertheydi-
get/
und die er hernach offentlich geaͤndert/
bey/ als wenn er noch darinnen ſchwebete.

62. Ein Calumniante macht aus einem
Satz eines Autoris nach ſeinem Gefallen Fol-
gerungen/ die offenbahr irrig ſind/
und wil
den andern/ der doch ausdruͤcklich und zum we-
nigſten mit einiger Wahrſcheinligkeit proteſti-

ret/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 4. H. Von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/>
die Erkla&#x0364;rung/ Beweiß/ Umb&#x017F;chra&#x0364;nckung u.<lb/>
&#x017F;. w. &#x017F;olcher Reden/ die er anderswo antrifft. Er<lb/>
gibt vor unaufflo&#x0364;ßlich auff/ was er doch weiß/<lb/>
daß der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autor</hi></hi> allbereit an einem andern Ort<lb/>
beantwo<supplied>r</supplied>tet habe; Er unterla&#x0364;&#x017F;t mit Vor&#x017F;atz<lb/>
unter&#x017F;chiedene <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Editiones</hi></hi> zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">conferir</hi></hi>en/ oder<lb/>
wehlet wohl mit Fleiß die aller&#x017F;chlim&#x0303;&#x017F;te/ &#x017F;ucht<lb/>
aus gemeinen Redens-Arten diejenigen/ da der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autor</hi></hi> in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Philo&#x017F;ophi</hi></hi>&#x017F;chen Ver&#x017F;tande geredet/ in-<lb/>
gleichen aus denen zweiffelhafften und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">genera-</hi></hi><lb/>
len/ die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;pecial</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">determinirt</hi></hi>en Sa&#x0364;tze/ oder<lb/>
aus die&#x017F;en jene zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">attaqvir</hi></hi>en/ und <hi rendition="#fr">den</hi> <hi rendition="#aq">Autor</hi><lb/><hi rendition="#fr">einer</hi> <hi rendition="#aq">Contradiction</hi> <hi rendition="#fr">zu be&#x017F;chuldigen/</hi> wel-<lb/>
cher er ihn auch zu be&#x017F;chuldigen pfleget/ wenn ein<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autor</hi></hi> an unter&#x017F;chiedenen Orten von einer <hi rendition="#fr">Sa-<lb/>
che</hi> zweyerley Worte gebraucht/ die doch bey-<lb/>
der&#x017F;eits auff einerley Ver&#x017F;tand hinaus lauffen.</p><lb/>
        <p>61. Ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Calumniant</hi></hi>e leget einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autori</hi></hi><lb/>
die Jrrthu&#x0364;mer/ <hi rendition="#fr">die er vor de&#x017F;&#x017F;en vertheydi-<lb/>
get/</hi> und die er hernach offentlich gea&#x0364;ndert/<lb/>
bey/ als wenn er noch darinnen &#x017F;chwebete.</p><lb/>
        <p>62. Ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Calumniant</hi></hi>e macht aus einem<lb/>
Satz eines <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autoris</hi></hi> nach &#x017F;einem Gefallen <hi rendition="#fr">Fol-<lb/>
gerungen/ die offenbahr irrig &#x017F;ind/</hi> und wil<lb/>
den andern/ der doch ausdru&#x0364;cklich und zum we-<lb/>
nig&#x017F;ten mit einiger Wahr&#x017F;cheinligkeit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">prote&#x017F;ti-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ret/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0288] Das 4. H. Von der Geſchickligkeit die Erklaͤrung/ Beweiß/ Umbſchraͤnckung u. ſ. w. ſolcher Reden/ die er anderswo antrifft. Er gibt vor unauffloͤßlich auff/ was er doch weiß/ daß der Autor allbereit an einem andern Ort beantwortet habe; Er unterlaͤſt mit Vorſatz unterſchiedene Editiones zu conferiren/ oder wehlet wohl mit Fleiß die allerſchlim̃ſte/ ſucht aus gemeinen Redens-Arten diejenigen/ da der Autor in Philoſophiſchen Verſtande geredet/ in- gleichen aus denen zweiffelhafften und genera- len/ die ſpecial und determinirten Saͤtze/ oder aus dieſen jene zu attaqviren/ und den Autor einer Contradiction zu beſchuldigen/ wel- cher er ihn auch zu beſchuldigen pfleget/ wenn ein Autor an unterſchiedenen Orten von einer Sa- che zweyerley Worte gebraucht/ die doch bey- derſeits auff einerley Verſtand hinaus lauffen. 61. Ein Calumniante leget einem Autori die Jrrthuͤmer/ die er vor deſſen vertheydi- get/ und die er hernach offentlich geaͤndert/ bey/ als wenn er noch darinnen ſchwebete. 62. Ein Calumniante macht aus einem Satz eines Autoris nach ſeinem Gefallen Fol- gerungen/ die offenbahr irrig ſind/ und wil den andern/ der doch ausdruͤcklich und zum we- nigſten mit einiger Wahrſcheinligkeit proteſti- ret/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/288
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/288>, abgerufen am 07.05.2024.