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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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der Warheit nachzudencken.
deine Ehre/ ja dein Leib/ und Leben/ selbst
grosse Gefahr läufft. Besinne dich dessen/ was
ich dir ohnlängst vom Tode des Socratis und
Petri Rami erzehlet.

25. Du zückest die Achseln/ und mich dün-
cket dein Muth dürffte dir beynahe wo nicht
gar entfallen/ doch ziemlich stutzig werden.
Dannenhero ermundere dich wieder/ und
laß dich diese Betrachtung an deinen guten
Vorhaben nicht hindern. Du wirst eben der-
gleichen/ ja noch grösseren Gefahren un-
terworffen seyn/ wenn du von dem Pfad der
Weißheit abtrittst.

26. Ja du wirst in der Lehre der Weißheit
lernen der Gefahr zu begegnen/ ihr Wi-
derstand zu thun/ oder doch im Leiden selbst zu
triumphiren/ da hingegen/ wo du die Weiß-
heit verläst/ du gleichsam blindling in die Ge-
fahr dich stürtzen/ und dich zu allen tüchtigen
Widerstand untüchtig machen wirst.

27. Jch wolte wohl noch mehr sagen. Die
Weißheit wird dir zeigen/ daß ein sterbender
Socrates viel freudiger und muthiger sey/
als ein Tyranne der ihn umbringen läst; wenn
nicht itzo/ da du noch im Anfange bist/ die Leh-
renoch ein wenig zu hoch für dich wäre. Dero-

wegen

der Warheit nachzudencken.
deine Ehre/ ja dein Leib/ und Leben/ ſelbſt
groſſe Gefahr laͤufft. Beſinne dich deſſen/ was
ich dir ohnlaͤngſt vom Tode des Socratis und
Petri Rami erzehlet.

25. Du zuͤckeſt die Achſeln/ und mich duͤn-
cket dein Muth duͤrffte dir beynahe wo nicht
gar entfallen/ doch ziemlich ſtutzig werden.
Dannenhero ermundere dich wieder/ und
laß dich dieſe Betrachtung an deinen guten
Vorhaben nicht hindern. Du wirſt eben der-
gleichen/ ja noch groͤſſeren Gefahren un-
terworffen ſeyn/ wenn du von dem Pfad der
Weißheit abtrittſt.

26. Ja du wirſt in der Lehre der Weißheit
lernen der Gefahr zu begegnen/ ihr Wi-
derſtand zu thun/ oder doch im Leiden ſelbſt zu
triumphiren/ da hingegen/ wo du die Weiß-
heit verlaͤſt/ du gleichſam blindling in die Ge-
fahr dich ſtuͤrtzen/ und dich zu allen tuͤchtigen
Widerſtand untuͤchtig machen wirſt.

27. Jch wolte wohl noch mehr ſagen. Die
Weißheit wird dir zeigen/ daß ein ſterbender
Socrates viel freudiger und muthiger ſey/
als ein Tyranne der ihn umbringen laͤſt; wenn
nicht itzo/ da du noch im Anfange biſt/ die Leh-
renoch ein wenig zu hoch fuͤr dich waͤre. Dero-

wegen
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[15/0041] der Warheit nachzudencken. deine Ehre/ ja dein Leib/ und Leben/ ſelbſt groſſe Gefahr laͤufft. Beſinne dich deſſen/ was ich dir ohnlaͤngſt vom Tode des Socratis und Petri Rami erzehlet. 25. Du zuͤckeſt die Achſeln/ und mich duͤn- cket dein Muth duͤrffte dir beynahe wo nicht gar entfallen/ doch ziemlich ſtutzig werden. Dannenhero ermundere dich wieder/ und laß dich dieſe Betrachtung an deinen guten Vorhaben nicht hindern. Du wirſt eben der- gleichen/ ja noch groͤſſeren Gefahren un- terworffen ſeyn/ wenn du von dem Pfad der Weißheit abtrittſt. 26. Ja du wirſt in der Lehre der Weißheit lernen der Gefahr zu begegnen/ ihr Wi- derſtand zu thun/ oder doch im Leiden ſelbſt zu triumphiren/ da hingegen/ wo du die Weiß- heit verlaͤſt/ du gleichſam blindling in die Ge- fahr dich ſtuͤrtzen/ und dich zu allen tuͤchtigen Widerſtand untuͤchtig machen wirſt. 27. Jch wolte wohl noch mehr ſagen. Die Weißheit wird dir zeigen/ daß ein ſterbender Socrates viel freudiger und muthiger ſey/ als ein Tyranne der ihn umbringen laͤſt; wenn nicht itzo/ da du noch im Anfange biſt/ die Leh- renoch ein wenig zu hoch fuͤr dich waͤre. Dero- wegen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/41>, abgerufen am 18.04.2024.