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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 6. Hauptstück von denen
muß/ aus welchen andere Warheiten herge-
lei[t]et werden/ so ist zum wenigsten nöthig zu
erforschen/ ob wir denselben nicht etwan
aus denen unerweißlichen herhohlen müssen.

3. Was aus etwas anders erwiesen wird/
muß mit demselbigen eine Vereinigung ha-
ben/ und wenn dieses wieder aus was anders
erwiesen werden soll/ muß man eben der-
gleichen Vereinigung praesupponiren.

4. So folget nun daraus/ daß eine War-
heit mit der andern verknüpfft ist/
und daß
so lange als eine Warheit durch eine andere
erwiesen wird jene der Hauptgrund oder Qvell
nicht genennet werden möge/ sondern aller-
dings eine Grundwarheit unerweißlich
seyn müste.

5. Diese Grundwarheit wird von denen
Philosophis primum principium genen-
net/ und kan also noch zur Zeit beschrieben wer-
den/ daß es eine unerweißliche Warheit
sey/ aus welcher andere Warheiten herge-
leitet werden.
Dieweil aber von diesen pri-
mo principio
grosser Streit unter ihnen ent-
standen/ müssen wir desto behutlamer in dessen
Erforschung ergehen.

6. Wir haben in vorigen Capitel viel

Exem-

Das 6. Hauptſtuͤck von denen
muß/ aus welchen andere Warheiten herge-
lei[t]et werden/ ſo iſt zum wenigſten noͤthig zu
erforſchen/ ob wir denſelben nicht etwan
aus denen unerweißlichen herhohlen muͤſſen.

3. Was aus etwas anders erwieſen wird/
muß mit demſelbigen eine Vereinigung ha-
ben/ und wenn dieſes wieder aus was anders
erwieſen werden ſoll/ muß man eben der-
gleichen Vereinigung præſupponiren.

4. So folget nun daraus/ daß eine War-
heit mit der andern verknuͤpfft iſt/
und daß
ſo lange als eine Warheit durch eine andere
erwieſen wird jene der Hauptgrund oder Qvell
nicht genennet werden moͤge/ ſondern aller-
dings eine Grundwarheit unerweißlich
ſeyn muͤſte.

5. Dieſe Grundwarheit wird von denen
Philoſophis primum principium genen-
net/ und kan alſo noch zur Zeit beſchrieben wer-
den/ daß es eine unerweißliche Warheit
ſey/ aus welcher andere Warheiten herge-
leitet werden.
Dieweil aber von dieſen pri-
mo principio
groſſer Streit unter ihnen ent-
ſtanden/ muͤſſen wir deſto behutlamer in deſſen
Erforſchung ergehen.

6. Wir haben in vorigen Capitel viel

Exem-
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[152/0170] Das 6. Hauptſtuͤck von denen muß/ aus welchen andere Warheiten herge- leitet werden/ ſo iſt zum wenigſten noͤthig zu erforſchen/ ob wir denſelben nicht etwan aus denen unerweißlichen herhohlen muͤſſen. 3. Was aus etwas anders erwieſen wird/ muß mit demſelbigen eine Vereinigung ha- ben/ und wenn dieſes wieder aus was anders erwieſen werden ſoll/ muß man eben der- gleichen Vereinigung præſupponiren. 4. So folget nun daraus/ daß eine War- heit mit der andern verknuͤpfft iſt/ und daß ſo lange als eine Warheit durch eine andere erwieſen wird jene der Hauptgrund oder Qvell nicht genennet werden moͤge/ ſondern aller- dings eine Grundwarheit unerweißlich ſeyn muͤſte. 5. Dieſe Grundwarheit wird von denen Philoſophis primum principium genen- net/ und kan alſo noch zur Zeit beſchrieben wer- den/ daß es eine unerweißliche Warheit ſey/ aus welcher andere Warheiten herge- leitet werden. Dieweil aber von dieſen pri- mo principio groſſer Streit unter ihnen ent- ſtanden/ muͤſſen wir deſto behutlamer in deſſen Erforſchung ergehen. 6. Wir haben in vorigen Capitel viel Exem-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/170>, abgerufen am 20.04.2024.