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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 8. Hauptst. von denen ersten
chert/ ob in denen Bestien ein intrinsecum
movens
sey oder nicht.

29. Und also erkenne ich/ daß es eine Un-
warheit sey/ wenn jemand jenes bejahen wol-
te/ aber von diesen kan ich keines für wahr oder
falsch halten/ sondern für unbekant.

30. Ebenmäßig ist wohl wahr/ qvod o-
mnis cognitio clara & distincta sit vera,

aber es ist falsch/ qvod omnis cognitio non
clara & non distincta sit falsa.

31. Endlich habe ich auch erwehnet/ daß die
demonstratio falsitatis zuförderst dem-
jenigen geschehen solle/ der dieselbige heger.

Woraus unterschiedene Anmerckungen zu-
nehmen sind.

32. (1) Daß man die demonstrationes
bey denen nicht von nöthen hat/ die allbereit
die Warheit erkennen.

33. (2) Daß in ansehen derer/ die die fun-
damenta
der Warheit gar nicht verstehen/
sondern nach denen praejudiciis urtheilen/
keine Falschheit demonstriren könne/ ehe man
ihnen die fundamenta demonstrandi beyge-
bracht habe.

34. (3) Daß sich keiner rühmen könne/
er habe den andern eine Unwarheit de-

mon-

Das 8. Hauptſt. von denen erſten
chert/ ob in denen Beſtien ein intrinſecum
movens
ſey oder nicht.

29. Und alſo erkenne ich/ daß es eine Un-
warheit ſey/ wenn jemand jenes bejahen wol-
te/ aber von dieſen kan ich keines fuͤr wahr oder
falſch halten/ ſondern fuͤr unbekant.

30. Ebenmaͤßig iſt wohl wahr/ qvod o-
mnis cognitio clara & diſtincta ſit vera,

aber es iſt falſch/ qvod omnis cognitio non
clara & non diſtincta ſit falſa.

31. Endlich habe ich auch erwehnet/ daß die
demonſtratio falſitatis zufoͤrderſt dem-
jenigen geſchehen ſolle/ der dieſelbige heger.

Woraus unterſchiedene Anmerckungen zu-
nehmen ſind.

32. (1) Daß man die demonſtrationes
bey denen nicht von noͤthen hat/ die allbereit
die Warheit erkennen.

33. (2) Daß in anſehen derer/ die die fun-
damenta
der Warheit gar nicht verſtehen/
ſondern nach denen præjudiciis urtheilen/
keine Falſchheit demonſtriren koͤnne/ ehe man
ihnen die fundamenta demonſtrandi beyge-
bracht habe.

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er habe den andern eine Unwarheit de-

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[210/0228] Das 8. Hauptſt. von denen erſten chert/ ob in denen Beſtien ein intrinſecum movens ſey oder nicht. 29. Und alſo erkenne ich/ daß es eine Un- warheit ſey/ wenn jemand jenes bejahen wol- te/ aber von dieſen kan ich keines fuͤr wahr oder falſch halten/ ſondern fuͤr unbekant. 30. Ebenmaͤßig iſt wohl wahr/ qvod o- mnis cognitio clara & diſtincta ſit vera, aber es iſt falſch/ qvod omnis cognitio non clara & non diſtincta ſit falſa. 31. Endlich habe ich auch erwehnet/ daß die demonſtratio falſitatis zufoͤrderſt dem- jenigen geſchehen ſolle/ der dieſelbige heger. Woraus unterſchiedene Anmerckungen zu- nehmen ſind. 32. (1) Daß man die demonſtrationes bey denen nicht von noͤthen hat/ die allbereit die Warheit erkennen. 33. (2) Daß in anſehen derer/ die die fun- damenta der Warheit gar nicht verſtehen/ ſondern nach denen præjudiciis urtheilen/ keine Falſchheit demonſtriren koͤnne/ ehe man ihnen die fundamenta demonſtrandi beyge- bracht habe. 34. (3) Daß ſich keiner ruͤhmen koͤnne/ er habe den andern eine Unwarheit de- mon-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/228>, abgerufen am 29.03.2024.