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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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bey meinen müßigen Stunden, nebst zwo politischen Tractätchen, davon das eine den Titul: Politische Gedancken, wie Könige und Fürsten mächtig und reich zu machen; das andere die Rubric: Entwurff von einer wohleingerichteten Policey, führet; auch die sub A. beygeschlossene Meditationes Philosophicas de DEO, Mundo, Homine: verfertiget und sonder Nahmen zum Druck gegeben.

Um nun in diesen Meditationibus, mit freyerm Hertzen, nach der in Republica Litteraria concessa libertate: wieder die receptas, in Philosophia nostra, opiniones zwar streiten; doch zugleich sie, durch die falschen Beweiß-Gründe der contrairen Parthey, desto mehr verstärcken zu können;

Habe nicht allein die Person eines Philosophischen Heyden angenommen: Der, nachdem die alte und neue Welt-Weißheit, mit dem Studio Theologico er ziemlich, insonderheit über die drey erwehnte Materien, sich bekandt gemachet, dabey verschiedene Königreiche und Länder durch gereiset: in selbigen auch theils die offenbahre Arthen des Gottesdienstes und der Regierungs-Formen, mit einem curieusen Auge beobachtet: theils mit gründlich Gelehrten und subtilen Männern, von vielen Secten und differenten Meinungen, über die Puncta quaestionis, mündliche Conversation gepflogen; sich zwar ad interim, wegen seiner Negotien und Verkehrungen, einen Verbleib-Platz bey denen Christen gewehlet, auch wieder ihre Verfolgungen desto sicherer zu seyn, wie ein Christianus Temporalis sich aufführet: indessen aber sein Heydenthum dem Christenthum in so weit vorziehet; daß obgleich er, die Lehren, welche die Ecclesia Christiana de DEO, Mundo & Homine, vertheidiget: in ihrem Werth und Unwerth, wiewohl mit einer nicht undeutlichen Neigung zu denselbigen, beruhen lässet; er seine Sentimens und den Fidem Ethnico-Philosophicam vor dem Fide Christiano-Philosophica, darüber wo nicht für gar wahr, dennoch wahrscheinlicher angiebet und aestimiret;

Sondern ich habe auch dieses Heyden Argumenta Philosophica: indem auf die Vernunfft und Libertatem Ratiocinandi (welche zwo Stücke, Deus ceu Liberrima Ratio: denen Christen und Heyden in voller Masse vergönnet) sie sich insonderheit gründen: und er de tribus hisce Fidei Philosophicae Articulis seine Gedancken nicht wie ein Christ und Gottes-Gelehrter: sondern einem freydenckenden Heyden gleich, nach denen, aus der Raison, der Schrifft, der Erfahrung und dem Umgang, genommenen Observationen, ohne schädliche Absichten eröffnet; in den so genanten Meditationibus Philosophicis, per breves positiones concentriren und der edlen Warheit blos zu gut, public machen wollen: damit die Herren Theologi & Philosophi Reipublicae Christianae Gelegenheit dadurch hätten, die Gültigkeit dieser Raisonnemens zu untersuchen, das wahre vom falschen

bey meinen müßigen Stunden, nebst zwo politischen Tractätchen, davon das eine den Titul: Politische Gedancken, wie Könige und Fürsten mächtig und reich zu machen; das andere die Rubric: Entwurff von einer wohleingerichteten Policey, führet; auch die sub A. beygeschlossene Meditationes Philosophicas de DEO, Mundo, Homine: verfertiget und sonder Nahmen zum Druck gegeben.

Um nun in diesen Meditationibus, mit freyerm Hertzen, nach der in Republica Litteraria concessa libertate: wieder die receptas, in Philosophia nostra, opiniones zwar streiten; doch zugleich sie, durch die falschen Beweiß-Gründe der contrairen Parthey, desto mehr verstärcken zu können;

Habe nicht allein die Person eines Philosophischen Heyden angenommen: Der, nachdem die alte und neue Welt-Weißheit, mit dem Studio Theologico er ziemlich, insonderheit über die drey erwehnte Materien, sich bekandt gemachet, dabey verschiedene Königreiche und Länder durch gereiset: in selbigen auch theils die offenbahre Arthen des Gottesdienstes und der Regierungs-Formen, mit einem curieusen Auge beobachtet: theils mit gründlich Gelehrten und subtilen Männern, von vielen Secten und differenten Meinungen, über die Puncta quaestionis, mündliche Conversation gepflogen; sich zwar ad interim, wegen seiner Negotien und Verkehrungen, einen Verbleib-Platz bey denen Christen gewehlet, auch wieder ihre Verfolgungen desto sicherer zu seyn, wie ein Christianus Temporalis sich aufführet: indessen aber sein Heydenthum dem Christenthum in so weit vorziehet; daß obgleich er, die Lehren, welche die Ecclesia Christiana de DEO, Mundo & Homine, vertheidiget: in ihrem Werth und Unwerth, wiewohl mit einer nicht undeutlichen Neigung zu denselbigen, beruhen lässet; er seine Sentimens und den Fidem Ethnico-Philosophicam vor dem Fide Christiano-Philosophica, darüber wo nicht für gar wahr, dennoch wahrscheinlicher angiebet und aestimiret;

Sondern ich habe auch dieses Heyden Argumenta Philosophica: indem auf die Vernunfft und Libertatem Ratiocinandi (welche zwo Stücke, Deus ceu Liberrima Ratio: denen Christen und Heyden in voller Masse vergönnet) sie sich insonderheit gründen: und er de tribus hisce Fidei Philosophicae Articulis seine Gedancken nicht wie ein Christ und Gottes-Gelehrter: sondern einem freydenckenden Heyden gleich, nach denen, aus der Raison, der Schrifft, der Erfahrung und dem Umgang, genommenen Observationen, ohne schädliche Absichten eröffnet; in den so genanten Meditationibus Philosophicis, per breves positiones concentriren und der edlen Warheit blos zu gut, public machen wollen: damit die Herren Theologi & Philosophi Reipublicae Christianae Gelegenheit dadurch hätten, die Gültigkeit dieser Raisonnemens zu untersuchen, das wahre vom falschen

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[234/0250] bey meinen müßigen Stunden, nebst zwo politischen Tractätchen, davon das eine den Titul: Politische Gedancken, wie Könige und Fürsten mächtig und reich zu machen; das andere die Rubric: Entwurff von einer wohleingerichteten Policey, führet; auch die sub A. beygeschlossene Meditationes Philosophicas de DEO, Mundo, Homine: verfertiget und sonder Nahmen zum Druck gegeben. Um nun in diesen Meditationibus, mit freyerm Hertzen, nach der in Republica Litteraria concessa libertate: wieder die receptas, in Philosophia nostra, opiniones zwar streiten; doch zugleich sie, durch die falschen Beweiß-Gründe der contrairen Parthey, desto mehr verstärcken zu können; Habe nicht allein die Person eines Philosophischen Heyden angenommen: Der, nachdem die alte und neue Welt-Weißheit, mit dem Studio Theologico er ziemlich, insonderheit über die drey erwehnte Materien, sich bekandt gemachet, dabey verschiedene Königreiche und Länder durch gereiset: in selbigen auch theils die offenbahre Arthen des Gottesdienstes und der Regierungs-Formen, mit einem curieusen Auge beobachtet: theils mit gründlich Gelehrten und subtilen Männern, von vielen Secten und differenten Meinungen, über die Puncta quaestionis, mündliche Conversation gepflogen; sich zwar ad interim, wegen seiner Negotien und Verkehrungen, einen Verbleib-Platz bey denen Christen gewehlet, auch wieder ihre Verfolgungen desto sicherer zu seyn, wie ein Christianus Temporalis sich aufführet: indessen aber sein Heydenthum dem Christenthum in so weit vorziehet; daß obgleich er, die Lehren, welche die Ecclesia Christiana de DEO, Mundo & Homine, vertheidiget: in ihrem Werth und Unwerth, wiewohl mit einer nicht undeutlichen Neigung zu denselbigen, beruhen lässet; er seine Sentimens und den Fidem Ethnico-Philosophicam vor dem Fide Christiano-Philosophica, darüber wo nicht für gar wahr, dennoch wahrscheinlicher angiebet und aestimiret; Sondern ich habe auch dieses Heyden Argumenta Philosophica: indem auf die Vernunfft und Libertatem Ratiocinandi (welche zwo Stücke, Deus ceu Liberrima Ratio: denen Christen und Heyden in voller Masse vergönnet) sie sich insonderheit gründen: und er de tribus hisce Fidei Philosophicae Articulis seine Gedancken nicht wie ein Christ und Gottes-Gelehrter: sondern einem freydenckenden Heyden gleich, nach denen, aus der Raison, der Schrifft, der Erfahrung und dem Umgang, genommenen Observationen, ohne schädliche Absichten eröffnet; in den so genanten Meditationibus Philosophicis, per breves positiones concentriren und der edlen Warheit blos zu gut, public machen wollen: damit die Herren Theologi & Philosophi Reipublicae Christianae Gelegenheit dadurch hätten, die Gültigkeit dieser Raisonnemens zu untersuchen, das wahre vom falschen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/250>, abgerufen am 28.03.2024.