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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

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Fürstlicher Personen, wie auch Lutherischer Theologen Schrifften dessen gnugsam Zeugniß, welches ich dahin stelle. Mit seiner Theologie aber ists in Wahrheit also geschaffen, daß er sich nebenst Brentio vieler ungeheurer opinionen und Reden beholffen, die gewiß Eutyches, Nestorius und Schwenckfeld nicht wohl schlimmer hätten ausschütten können, seine scripta sind da, es ist ihm auch von fürnehmen Lutherischen Theologen öffentlich fürgerückt, darauf will ich mich bezogen haben: Mit Musculo ists nicht besser gewesen, denn er das Ubiquitätische Wesen beständig defendiret, aus der Ascensione eine disparitionem gemacht, ja auch die haeresin, bona opera esse noxia ad salutem, geführet. Darumb meines Ermessens die Concordiae formula fast unglücklich gewesen, daß sie in dieser Leute Hände gerathen. 7) Ich kan hierbey einem jeden seine Gedancken wohl gönnen, für mich aber bleibe ich bey der Regul meines Herrn und Erlösers: Aut facite arborem bonam & fructus bonos, aut arborem malam & fructus malos. Arbor enim mala non potest fructus bonos ferre. Und heissets sonsten: Semel malus semper praesumitur malus. Et eo ipso aliquid bonum vel malum praesumitur, quando a bono vel malo profectum est. 8) Und ob es wohl bey manchen das Ansehen hat, als ob sie doch in Kraft gesamter subscription zu einer Conformität kommen, und D. Jacobus und Musculus von der üblen Ubiquität abgestanden, lauts der praefation überredet, daß dieselbe nicht statuiret würde: So hat doch der Erfolg geben, daß sie nichts minder bey derselben, wie vor also nach geblieben, und also mit den andern darüber niemahls einig worden. Denn in der Apologia formulae cap. 9. wird durch D. Selneckern und Chemnitium dieselbe wohl drey Jahr post publicationem formulae nochmahls verworffen, und die incommoda dicta Lutheri, so drüber eingeführet, durch andere mitigiret und erläutert. Selneccer in seinen recitationibus verwirfft sie gleichfalls, und entschuldiget die formulam davon: D. Jacobus Andreae aber bald in seinen Predigten, so er nach der formul und subscription gethan, und zu Dreßden gedruckt worden, defendiret sie; bringt auch seine alte haeresin de ascensione Christi wieder auf die Bahn: Ja Anno 84. wie er mit den Braunschweigischen Theologis in quaestion kommen, und man ihm die Wiederwärtigkeit der praefation und der formulae aufrückt, schreibt er öffentlich, daß er die Ubiquität zu verwerffen niemahls im Sinn gehabt: Und ob man sie gleich in loco de coena aussetzte, müste man sie doch in loco de persona Christi behalten: Stellets auch neben seinen Collegis dahin, obs andere nicht glauben wolten, daß mans sie glauben lassen solte. Eben solches geschicht in refutatione orthodoxi consensus, welche die Helmstädter niemahls probiren wollen. Ja seine Predigten, die er
Fürstlicher Personen, wie auch Lutherischer Theologen Schrifften dessen gnugsam Zeugniß, welches ich dahin stelle. Mit seiner Theologie aber ists in Wahrheit also geschaffen, daß er sich nebenst Brentio vieler ungeheurer opinionen und Reden beholffen, die gewiß Eutyches, Nestorius und Schwenckfeld nicht wohl schlimmer hätten ausschütten können, seine scripta sind da, es ist ihm auch von fürnehmen Lutherischen Theologen öffentlich fürgerückt, darauf will ich mich bezogen haben: Mit Musculo ists nicht besser gewesen, denn er das Ubiquitätische Wesen beständig defendiret, aus der Ascensione eine disparitionem gemacht, ja auch die haeresin, bona opera esse noxia ad salutem, geführet. Darumb meines Ermessens die Concordiae formula fast unglücklich gewesen, daß sie in dieser Leute Hände gerathen. 7) Ich kan hierbey einem jeden seine Gedancken wohl gönnen, für mich aber bleibe ich bey der Regul meines Herrn und Erlösers: Aut facite arborem bonam & fructus bonos, aut arborem malam & fructus malos. Arbor enim mala non potest fructus bonos ferre. Und heissets sonsten: Semel malus semper praesumitur malus. Et eo ipso aliquid bonum vel malum praesumitur, quando a bono vel malo profectum est. 8) Und ob es wohl bey manchen das Ansehen hat, als ob sie doch in Kraft gesamter subscription zu einer Conformität kommen, und D. Jacobus und Musculus von der üblen Ubiquität abgestanden, lauts der praefation überredet, daß dieselbe nicht statuiret würde: So hat doch der Erfolg geben, daß sie nichts minder bey derselben, wie vor also nach geblieben, und also mit den andern darüber niemahls einig worden. Denn in der Apologia formulae cap. 9. wird durch D. Selneckern und Chemnitium dieselbe wohl drey Jahr post publicationem formulae nochmahls verworffen, und die incommoda dicta Lutheri, so drüber eingeführet, durch andere mitigiret und erläutert. Selneccer in seinen recitationibus verwirfft sie gleichfalls, und entschuldiget die formulam davon: D. Jacobus Andreae aber bald in seinen Predigten, so er nach der formul und subscription gethan, und zu Dreßden gedruckt worden, defendiret sie; bringt auch seine alte haeresin de ascensione Christi wieder auf die Bahn: Ja Anno 84. wie er mit den Braunschweigischen Theologis in quaestion kommen, und man ihm die Wiederwärtigkeit der praefation und der formulae aufrückt, schreibt er öffentlich, daß er die Ubiquität zu verwerffen niemahls im Sinn gehabt: Und ob man sie gleich in loco de coena aussetzte, müste man sie doch in loco de persona Christi behalten: Stellets auch neben seinen Collegis dahin, obs andere nicht glauben wolten, daß mans sie glauben lassen solte. Eben solches geschicht in refutatione orthodoxi consensus, welche die Helmstädter niemahls probiren wollen. Ja seine Predigten, die er
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[214/0222] Fürstlicher Personen, wie auch Lutherischer Theologen Schrifften dessen gnugsam Zeugniß, welches ich dahin stelle. Mit seiner Theologie aber ists in Wahrheit also geschaffen, daß er sich nebenst Brentio vieler ungeheurer opinionen und Reden beholffen, die gewiß Eutyches, Nestorius und Schwenckfeld nicht wohl schlimmer hätten ausschütten können, seine scripta sind da, es ist ihm auch von fürnehmen Lutherischen Theologen öffentlich fürgerückt, darauf will ich mich bezogen haben: Mit Musculo ists nicht besser gewesen, denn er das Ubiquitätische Wesen beständig defendiret, aus der Ascensione eine disparitionem gemacht, ja auch die haeresin, bona opera esse noxia ad salutem, geführet. Darumb meines Ermessens die Concordiae formula fast unglücklich gewesen, daß sie in dieser Leute Hände gerathen. 7) Ich kan hierbey einem jeden seine Gedancken wohl gönnen, für mich aber bleibe ich bey der Regul meines Herrn und Erlösers: Aut facite arborem bonam & fructus bonos, aut arborem malam & fructus malos. Arbor enim mala non potest fructus bonos ferre. Und heissets sonsten: Semel malus semper praesumitur malus. Et eo ipso aliquid bonum vel malum praesumitur, quando a bono vel malo profectum est. 8) Und ob es wohl bey manchen das Ansehen hat, als ob sie doch in Kraft gesamter subscription zu einer Conformität kommen, und D. Jacobus und Musculus von der üblen Ubiquität abgestanden, lauts der praefation überredet, daß dieselbe nicht statuiret würde: So hat doch der Erfolg geben, daß sie nichts minder bey derselben, wie vor also nach geblieben, und also mit den andern darüber niemahls einig worden. Denn in der Apologia formulae cap. 9. wird durch D. Selneckern und Chemnitium dieselbe wohl drey Jahr post publicationem formulae nochmahls verworffen, und die incommoda dicta Lutheri, so drüber eingeführet, durch andere mitigiret und erläutert. Selneccer in seinen recitationibus verwirfft sie gleichfalls, und entschuldiget die formulam davon: D. Jacobus Andreae aber bald in seinen Predigten, so er nach der formul und subscription gethan, und zu Dreßden gedruckt worden, defendiret sie; bringt auch seine alte haeresin de ascensione Christi wieder auf die Bahn: Ja Anno 84. wie er mit den Braunschweigischen Theologis in quaestion kommen, und man ihm die Wiederwärtigkeit der praefation und der formulae aufrückt, schreibt er öffentlich, daß er die Ubiquität zu verwerffen niemahls im Sinn gehabt: Und ob man sie gleich in loco de coena aussetzte, müste man sie doch in loco de persona Christi behalten: Stellets auch neben seinen Collegis dahin, obs andere nicht glauben wolten, daß mans sie glauben lassen solte. Eben solches geschicht in refutatione orthodoxi consensus, welche die Helmstädter niemahls probiren wollen. Ja seine Predigten, die er

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/222>, abgerufen am 25.04.2024.