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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

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Beata Narbs es gehöret hätten, worauff dann Elisabeth Innemannin vorgefordert und erinnert etc. auch demnach von deroselben auf Befragen deponiret wor den ist, wie solget: Es wäre Paul Narbs 14. Tage vor Michaelis im vorigen Jahr sehr kranck gewesen, weswegen sie als eine Nachbarin, nebst Elisabeths Kohlin in dessen Haus beruffen worden, auch dahin gangen wäre, als sie nun in gedachten Narbs Hause gewesen, habe sie gehört, daß ermeldete Kohlin erzehlet, es habe die Schlieperin modo uxor Christoph Adams ihr Kohlin einsmahl ein Brodt gebracht; und anbey zu derselben gesagt, nehmet ihr hin das Brodt, ihr seyd keine Hexe; Auf abermahliges Befragen zeigte dieselbe an, es habe die Kohlin gesagt, wie die Schlieperin ihr das Brodt gebracht, hätte dieselbe zu ihr Kohlin gesagt: Nehmet hin das Brodt, es ist kein Hexen-Brodt. Auf fernere Erinnerung, daß sie Zeugin sich wohl in acht zu nehmen hätte, sagte dieselbe, die Kohlin habe erzehlet, daß wie die Schlieperin ihr Kohlin das Brodt gebracht, dieselbe gesagt hätte, nehmet hin das Brodt, wenn ihr schon eine Hexe seyd; Nebst diesem habe offt ermeldete Kohlin erzehlet, daß sie einsmahlen eine Katze gesehen, so eine Keuthen Flachs im Maule gehabt, sie Zeugin aber habe nicht gehört, daß die Kohlin auch gesagt, wohin diese Katze mit dem Flachs kommen, weilen sie neben Paul Narbs Bette gesessen, und nicht auf alles acht gegeben, dahero auch nicht gehört hätte, von einem schwartzen Huhn, Gevatter bitten, oder wer der Schlieperin gesagt, daß die Kohlin eine Hexe sey.

Wie dann auch Elisabeth, Paul Narbs nachgelassene Witwe, vorgefordert, und erinnert wurde etc. worauff sie deponirte, daß, als ihr Mann, Paul Narbs 14. Tage vor Michaelis voriges Jahr zu Mitternacht angefangen sehr kranck zu werden, sie ihre Nachbarinnen benanntlich Elisabeth Kohlin, und Elisabeth Innemannin beruffen hätte: Da nun diese beyde Weiber kommen, hätte sie deponentin geklagt, daß ihr Mann nun da liegen thäte, und hätten sie nichts von seiner gethanen schweren Arbeit, worauff dann die Kohlin erwehnet, wie kan man was haben vor bösen Leuten, die einem alles, was man sauer erwirbt, hinweg nehmen; wie nun hierauff niemand was geantwortet, hätte die Kohlin vom freyen Stück ferner erwehnet, die Schlieperin modo uxor Christoph Adams, kame auch einsmahln und reckte mir ein Brodt über die Hörden zu, sprechend, da habt ihr ein Brodt, wann ihr schon eine Hexe seyd, sie Kohlin habe darauff gesagt: Ey! wer sagt dann das? Worauff als die Schlieperin gesagt, die Misselsche, hätte die Kohlin erwehnet, so dancke ich ihr es mit dem Teuffel, daß sie es mir nicht auch gelernet; dafür habe ich ihr ein schwartzes Huhn gegeben; habe ich sie darum zu Gevatter gebeten? Ferner habe die Kohlin erzehlet, daß sie einsmahln des Morgens in der Thür gestanden wäre, und gesehen hätte, daß eine Katze, so eine Keuthe Flachs im Maul gehabt, auf dem Fuß-Pfad hergekommen, gleich über den Weg

Beata Narbs es gehöret hätten, worauff dann Elisabeth Innemannin vorgefordert und erinnert etc. auch demnach von deroselben auf Befragen deponiret wor den ist, wie solget: Es wäre Paul Narbs 14. Tage vor Michaelis im vorigen Jahr sehr kranck gewesen, weswegen sie als eine Nachbarin, nebst Elisabeths Kohlin in dessen Haus beruffen worden, auch dahin gangen wäre, als sie nun in gedachten Narbs Hause gewesen, habe sie gehört, daß ermeldete Kohlin erzehlet, es habe die Schlieperin modo uxor Christoph Adams ihr Kohlin einsmahl ein Brodt gebracht; und anbey zu derselben gesagt, nehmet ihr hin das Brodt, ihr seyd keine Hexe; Auf abermahliges Befragen zeigte dieselbe an, es habe die Kohlin gesagt, wie die Schlieperin ihr das Brodt gebracht, hätte dieselbe zu ihr Kohlin gesagt: Nehmet hin das Brodt, es ist kein Hexen-Brodt. Auf fernere Erinnerung, daß sie Zeugin sich wohl in acht zu nehmen hätte, sagte dieselbe, die Kohlin habe erzehlet, daß wie die Schlieperin ihr Kohlin das Brodt gebracht, dieselbe gesagt hätte, nehmet hin das Brodt, wenn ihr schon eine Hexe seyd; Nebst diesem habe offt ermeldete Kohlin erzehlet, daß sie einsmahlen eine Katze gesehen, so eine Keuthen Flachs im Maule gehabt, sie Zeugin aber habe nicht gehört, daß die Kohlin auch gesagt, wohin diese Katze mit dem Flachs kommen, weilen sie neben Paul Narbs Bette gesessen, und nicht auf alles acht gegeben, dahero auch nicht gehört hätte, von einem schwartzen Huhn, Gevatter bitten, oder wer der Schlieperin gesagt, daß die Kohlin eine Hexe sey.

Wie dann auch Elisabeth, Paul Narbs nachgelassene Witwe, vorgefordert, und erinnert wurde etc. worauff sie deponirte, daß, als ihr Mann, Paul Narbs 14. Tage vor Michaelis voriges Jahr zu Mitternacht angefangen sehr kranck zu werden, sie ihre Nachbarinnen benanntlich Elisabeth Kohlin, und Elisabeth Innemannin beruffen hätte: Da nun diese beyde Weiber kommen, hätte sie deponentin geklagt, daß ihr Mann nun da liegen thäte, und hätten sie nichts von seiner gethanen schweren Arbeit, worauff dann die Kohlin erwehnet, wie kan man was haben vor bösen Leuten, die einem alles, was man sauer erwirbt, hinweg nehmen; wie nun hierauff niemand was geantwortet, hätte die Kohlin vom freyen Stück ferner erwehnet, die Schlieperin modo uxor Christoph Adams, kame auch einsmahln und reckte mir ein Brodt über die Hörden zu, sprechend, da habt ihr ein Brodt, wann ihr schon eine Hexe seyd, sie Kohlin habe darauff gesagt: Ey! wer sagt dann das? Worauff als die Schlieperin gesagt, die Misselsche, hätte die Kohlin erwehnet, so dancke ich ihr es mit dem Teuffel, daß sie es mir nicht auch gelernet; dafür habe ich ihr ein schwartzes Huhn gegeben; habe ich sie darum zu Gevatter gebeten? Ferner habe die Kohlin erzehlet, daß sie einsmahln des Morgens in der Thür gestanden wäre, und gesehen hätte, daß eine Katze, so eine Keuthe Flachs im Maul gehabt, auf dem Fuß-Pfad hergekommen, gleich über den Weg

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Beata Narbs es gehöret hätten,                      worauff dann Elisabeth Innemannin vorgefordert und erinnert etc. auch demnach                      von deroselben auf Befragen deponiret wor den ist, wie solget: Es wäre Paul                      Narbs 14. Tage vor Michaelis im vorigen Jahr sehr kranck gewesen, weswegen sie                      als eine Nachbarin, nebst Elisabeths Kohlin in dessen Haus beruffen worden, auch                      dahin gangen wäre, als sie nun in gedachten Narbs Hause gewesen, habe sie                      gehört, daß ermeldete Kohlin erzehlet, es habe die Schlieperin modo uxor                      Christoph Adams ihr Kohlin einsmahl ein Brodt gebracht; und anbey zu derselben                      gesagt, nehmet ihr hin das Brodt, ihr seyd keine Hexe; Auf abermahliges Befragen                      zeigte dieselbe an, es habe die Kohlin gesagt, wie die Schlieperin ihr das Brodt                      gebracht, hätte dieselbe zu ihr Kohlin gesagt: Nehmet hin das Brodt, es ist kein                      Hexen-Brodt. Auf fernere Erinnerung, daß sie Zeugin sich wohl in acht zu nehmen                      hätte, sagte dieselbe, die Kohlin habe erzehlet, daß wie die Schlieperin ihr                      Kohlin das Brodt gebracht, dieselbe gesagt hätte, nehmet hin das Brodt, wenn ihr                      schon eine Hexe seyd; Nebst diesem habe offt ermeldete Kohlin erzehlet, daß sie                      einsmahlen eine Katze gesehen, so eine Keuthen Flachs im Maule gehabt, sie                      Zeugin aber habe nicht gehört, daß die Kohlin auch gesagt, wohin diese Katze mit                      dem Flachs kommen, weilen sie neben Paul Narbs Bette gesessen, und nicht auf                      alles acht gegeben, dahero auch nicht gehört hätte, von einem schwartzen Huhn,                      Gevatter bitten, oder wer der Schlieperin gesagt, daß die Kohlin eine Hexe sey.</p>
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[326/0334] Beata Narbs es gehöret hätten, worauff dann Elisabeth Innemannin vorgefordert und erinnert etc. auch demnach von deroselben auf Befragen deponiret wor den ist, wie solget: Es wäre Paul Narbs 14. Tage vor Michaelis im vorigen Jahr sehr kranck gewesen, weswegen sie als eine Nachbarin, nebst Elisabeths Kohlin in dessen Haus beruffen worden, auch dahin gangen wäre, als sie nun in gedachten Narbs Hause gewesen, habe sie gehört, daß ermeldete Kohlin erzehlet, es habe die Schlieperin modo uxor Christoph Adams ihr Kohlin einsmahl ein Brodt gebracht; und anbey zu derselben gesagt, nehmet ihr hin das Brodt, ihr seyd keine Hexe; Auf abermahliges Befragen zeigte dieselbe an, es habe die Kohlin gesagt, wie die Schlieperin ihr das Brodt gebracht, hätte dieselbe zu ihr Kohlin gesagt: Nehmet hin das Brodt, es ist kein Hexen-Brodt. Auf fernere Erinnerung, daß sie Zeugin sich wohl in acht zu nehmen hätte, sagte dieselbe, die Kohlin habe erzehlet, daß wie die Schlieperin ihr Kohlin das Brodt gebracht, dieselbe gesagt hätte, nehmet hin das Brodt, wenn ihr schon eine Hexe seyd; Nebst diesem habe offt ermeldete Kohlin erzehlet, daß sie einsmahlen eine Katze gesehen, so eine Keuthen Flachs im Maule gehabt, sie Zeugin aber habe nicht gehört, daß die Kohlin auch gesagt, wohin diese Katze mit dem Flachs kommen, weilen sie neben Paul Narbs Bette gesessen, und nicht auf alles acht gegeben, dahero auch nicht gehört hätte, von einem schwartzen Huhn, Gevatter bitten, oder wer der Schlieperin gesagt, daß die Kohlin eine Hexe sey. Wie dann auch Elisabeth, Paul Narbs nachgelassene Witwe, vorgefordert, und erinnert wurde etc. worauff sie deponirte, daß, als ihr Mann, Paul Narbs 14. Tage vor Michaelis voriges Jahr zu Mitternacht angefangen sehr kranck zu werden, sie ihre Nachbarinnen benanntlich Elisabeth Kohlin, und Elisabeth Innemannin beruffen hätte: Da nun diese beyde Weiber kommen, hätte sie deponentin geklagt, daß ihr Mann nun da liegen thäte, und hätten sie nichts von seiner gethanen schweren Arbeit, worauff dann die Kohlin erwehnet, wie kan man was haben vor bösen Leuten, die einem alles, was man sauer erwirbt, hinweg nehmen; wie nun hierauff niemand was geantwortet, hätte die Kohlin vom freyen Stück ferner erwehnet, die Schlieperin modo uxor Christoph Adams, kame auch einsmahln und reckte mir ein Brodt über die Hörden zu, sprechend, da habt ihr ein Brodt, wann ihr schon eine Hexe seyd, sie Kohlin habe darauff gesagt: Ey! wer sagt dann das? Worauff als die Schlieperin gesagt, die Misselsche, hätte die Kohlin erwehnet, so dancke ich ihr es mit dem Teuffel, daß sie es mir nicht auch gelernet; dafür habe ich ihr ein schwartzes Huhn gegeben; habe ich sie darum zu Gevatter gebeten? Ferner habe die Kohlin erzehlet, daß sie einsmahln des Morgens in der Thür gestanden wäre, und gesehen hätte, daß eine Katze, so eine Keuthe Flachs im Maul gehabt, auf dem Fuß-Pfad hergekommen, gleich über den Weg

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/334>, abgerufen am 28.03.2024.