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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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menten zum Grunde die Worte unseres Heylandes in welchen er die H. Tauffe und das H. Abendmahl eingesetzet.

VII. Sie bekennen sich nicht alleine zu dem Apostolischen Glaubens-Bekäntniß,Die Catholischen bekennen sich zu dem Symbolo Apostolico, Nicaeno & Athanasiano wie wir, und verdammen mit uns die in denen 4. allgemeinen Conciliis verdammten Ketzer-Worinnen sie von uns abgehen das sind nicht Grund-Articul des Christlichen Glaubens, sondern Neben-Articul. sondern sie glauben auch das Nicänische Symbolum, und das Symbolum des heiligen Athanasii, das sich anfänget: Wer da will seelig werden, der muß für allen Dingen den Christlichen Glauben haben u. s. w. Sie setzen zum Grunde ihres Glaubens die vier ersten allgemeinen Concilia, das Nicaenische, das Constantinopolitanische, das Ephesinische, und Chalcedonische, und verdammen mit uns die Irrthümer der Ketzer, des Arrii, Macedonii, Nestorii und Eutychis.

IIX. Es ist wahr, daß sie andre Lehren führen als wir, in etlichen Neben-Artickeln, als von der Anruffung der Heiligen, von guten Wercken, von Fegefeuer, von mehreren Sacramenten, als wir bekennen, ingleichen von der Auslegung der Worte Christi, die er bey der Einsetzung des Heil. Nachtmahls gebrauchet. Gleichwie aber unsere Lutherische Theologi dißfalls einen Unterschied zu machen pflegen, unter denen Grund-Artickeln des Christlichen Glaubens, und unter etlichen andern Neben-Artickeln, die zum Grunde eben nicht gehören, auch die Irrthümer den Grund nicht umstossen, wohin die itztbesagten Articul zu rechnen sind, in denen die Catholischen von unserer Lehre abgehen, wie solches der um unsere Warum ich allhier, und folgends zu mehrern mahlen mich angestellet, als ob ich ein Braunschweigischer Unterthaner oder Bedienter wäre, davon ist schon oben §. II. Meldung geschehen. Braunschweigische Kirchen hochverdiente Theologus D. Fridr. Ulrich Calixtus seel. in einen in lateinischer Sprache geschriebenen Tractat von Ketzereyen weitleufftig ausgeführet hat; Also weiset es die gesunde Vernunfft, daß man in Beurtheilung der Seeligkeit eines Catholischen Christen nicht so wohl auf solche Neben-Articul, als auf die Grund-Articul reflectiren müsse, von welchen schon §. 6. & 7. erwiesen ist, daß die Catholischen in selben mit uns einstimmen.

IX. Ob auch wohl die Catholischen in diesen Neben-Articuln irren,Absichten der Catholischen bey diesen Artickeln auf ein gutes Leben des abergläubi- so ist es doch bekant, daß die Catholischen Lehrer sich meistentheils dieser Irrthümer bedienen, das abergläubische gemeine und guten Theils freche Volck dadurch in Zaum zu halten, und durch die Furcht für dem Fegefeuer ingleichen durch die Anruffung der Heiligen, und durch die Lehre von mehrern Sacramenten und guten Wercken für vielen Schand und Lastern zu verwahren und zu einen Christlichen Wandel anzutreiben. Und

menten zum Grunde die Worte unseres Heylandes in welchen er die H. Tauffe und das H. Abendmahl eingesetzet.

VII. Sie bekennen sich nicht alleine zu dem Apostolischen Glaubens-Bekäntniß,Die Catholischen bekennen sich zu dem Symbolo Apostolico, Nicaeno & Athanasiano wie wir, und verdammen mit uns die in denen 4. allgemeinen Conciliis verdam̃ten Ketzer-Worinnen sie von uns abgehen das sind nicht Grund-Articul des Christlichen Glaubens, sondern Neben-Articul. sondern sie glauben auch das Nicänische Symbolum, und das Symbolum des heiligen Athanasii, das sich anfänget: Wer da will seelig werden, der muß für allen Dingen den Christlichen Glauben haben u. s. w. Sie setzen zum Grunde ihres Glaubens die vier ersten allgemeinen Concilia, das Nicaenische, das Constantinopolitanische, das Ephesinische, und Chalcedonische, und verdammen mit uns die Irrthümer der Ketzer, des Arrii, Macedonii, Nestorii und Eutychis.

IIX. Es ist wahr, daß sie andre Lehren führen als wir, in etlichen Neben-Artickeln, als von der Anruffung der Heiligen, von guten Wercken, von Fegefeuer, von mehreren Sacramenten, als wir bekennen, ingleichen von der Auslegung der Worte Christi, die er bey der Einsetzung des Heil. Nachtmahls gebrauchet. Gleichwie aber unsere Lutherische Theologi dißfalls einen Unterschied zu machen pflegen, unter denen Grund-Artickeln des Christlichen Glaubens, und unter etlichen andern Neben-Artickeln, die zum Grunde eben nicht gehören, auch die Irrthümer den Grund nicht umstossen, wohin die itztbesagten Articul zu rechnen sind, in denen die Catholischen von unserer Lehre abgehen, wie solches der um unsere Warum ich allhier, und folgends zu mehrern mahlen mich angestellet, als ob ich ein Braunschweigischer Unterthaner oder Bedienter wäre, davon ist schon oben §. II. Meldung geschehen. Braunschweigische Kirchen hochverdiente Theologus D. Fridr. Ulrich Calixtus seel. in einen in lateinischer Sprache geschriebenen Tractat von Ketzereyen weitleufftig ausgeführet hat; Also weiset es die gesunde Vernunfft, daß man in Beurtheilung der Seeligkeit eines Catholischen Christen nicht so wohl auf solche Neben-Articul, als auf die Grund-Articul reflectiren müsse, von welchen schon §. 6. & 7. erwiesen ist, daß die Catholischen in selben mit uns einstimmen.

IX. Ob auch wohl die Catholischen in diesen Neben-Articuln irren,Absichten der Catholischen bey diesen Artickeln auf ein gutes Leben des abergläubi- so ist es doch bekant, daß die Catholischen Lehrer sich meistentheils dieser Irrthümer bedienen, das abergläubische gemeine und guten Theils freche Volck dadurch in Zaum zu halten, und durch die Furcht für dem Fegefeuer ingleichen durch die Anruffung der Heiligen, und durch die Lehre von mehrern Sacramenten und guten Wercken für vielen Schand und Lastern zu verwahren und zu einen Christlichen Wandel anzutreiben. Und

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[7/0015] menten zum Grunde die Worte unseres Heylandes in welchen er die H. Tauffe und das H. Abendmahl eingesetzet. VII. Sie bekennen sich nicht alleine zu dem Apostolischen Glaubens-Bekäntniß, sondern sie glauben auch das Nicänische Symbolum, und das Symbolum des heiligen Athanasii, das sich anfänget: Wer da will seelig werden, der muß für allen Dingen den Christlichen Glauben haben u. s. w. Sie setzen zum Grunde ihres Glaubens die vier ersten allgemeinen Concilia, das Nicaenische, das Constantinopolitanische, das Ephesinische, und Chalcedonische, und verdammen mit uns die Irrthümer der Ketzer, des Arrii, Macedonii, Nestorii und Eutychis. Die Catholischen bekennen sich zu dem Symbolo Apostolico, Nicaeno & Athanasiano wie wir, und verdammen mit uns die in denen 4. allgemeinen Conciliis verdam̃ten Ketzer-Worinnen sie von uns abgehen das sind nicht Grund-Articul des Christlichen Glaubens, sondern Neben-Articul. IIX. Es ist wahr, daß sie andre Lehren führen als wir, in etlichen Neben-Artickeln, als von der Anruffung der Heiligen, von guten Wercken, von Fegefeuer, von mehreren Sacramenten, als wir bekennen, ingleichen von der Auslegung der Worte Christi, die er bey der Einsetzung des Heil. Nachtmahls gebrauchet. Gleichwie aber unsere Lutherische Theologi dißfalls einen Unterschied zu machen pflegen, unter denen Grund-Artickeln des Christlichen Glaubens, und unter etlichen andern Neben-Artickeln, die zum Grunde eben nicht gehören, auch die Irrthümer den Grund nicht umstossen, wohin die itztbesagten Articul zu rechnen sind, in denen die Catholischen von unserer Lehre abgehen, wie solches der um unsere Braunschweigische Kirchen hochverdiente Theologus D. Fridr. Ulrich Calixtus seel. in einen in lateinischer Sprache geschriebenen Tractat von Ketzereyen weitleufftig ausgeführet hat; Also weiset es die gesunde Vernunfft, daß man in Beurtheilung der Seeligkeit eines Catholischen Christen nicht so wohl auf solche Neben-Articul, als auf die Grund-Articul reflectiren müsse, von welchen schon §. 6. & 7. erwiesen ist, daß die Catholischen in selben mit uns einstimmen. Warum ich allhier, und folgends zu mehrern mahlen mich angestellet, als ob ich ein Braunschweigischer Unterthaner oder Bedienter wäre, davon ist schon oben §. II. Meldung geschehen. IX. Ob auch wohl die Catholischen in diesen Neben-Articuln irren, so ist es doch bekant, daß die Catholischen Lehrer sich meistentheils dieser Irrthümer bedienen, das abergläubische gemeine und guten Theils freche Volck dadurch in Zaum zu halten, und durch die Furcht für dem Fegefeuer ingleichen durch die Anruffung der Heiligen, und durch die Lehre von mehrern Sacramenten und guten Wercken für vielen Schand und Lastern zu verwahren und zu einen Christlichen Wandel anzutreiben. Und Absichten der Catholischen bey diesen Artickeln auf ein gutes Leben des abergläubi-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/15>, abgerufen am 24.04.2024.