Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

es komme alles auf die würdige Geniessung an, dergestalt, daß, wenn sowohlReligionen gemeinen Lehre von der würdigen Geniessung behauptet wird. einer, der die Catholische, als einer der die Lutherische Auslegung glaubet, das heilige Nachtmahl unwürdig empfähet, er diese heilige Speise nicht zu seiner Seeligkeit, sondern zum Gericht und Verdammnüß geniesse. Hieraus folget nun offenbahr, daß in Gegentheil derjenige, so sich in wahren Glauben an das Verdienst Christi rechtschaffen vorbereitet, und einen würdigen Gast bey diesen gesegneten Tisch abgiebet, er sey nun Catholisch oder Lutherisch das H. Nachtmahl zu seiner Seeligkeit geniesse, ob gleich diese beyde von der Art und Weise, wie es zugehe, unterschiedene auch widrige, und, nach beyder Theile wechselsweisen Beschuldigung, irrige Gedancken hegen.

XIII. Es verdienet hierbey wohl beobachtet zu werden, wasIngleichen aus Lutheri Bekäntnüß von Abendmahl. Lutherus selbst in grossen Bekäntniß von Abendmahl, da er von der Auslegung der Reformirten redet, schreibet (Im andern Wittenb. Theil am 216. Blat) Mein lieber HErr JEsu Christe, es hat sich der Hader über deinen Worten im Abendmahl erhoben. Etliche wollen daß Sie anders sollen verstanden werden, denn Sie lauten: Aber indem Sie mich nichts gewisses lehren, u. s. w. So bin ich blieben auf deinen Text wie die Worte lauten. Ist etwas finster drinne, so hastu es wollen finster haben: Denn du hast keine andre Erklärung darüber gegeben, noch zu geben befohlen, u. s. w. Wäre nun eine Finsternüß drinnen: so wirstu mir es wohl zu gute halten, daß ichs nicht treffe; wie du denen Aposteln zu gute hieltest, daß sie dich nicht verstunden in vielen Stücken; als da du von deinen Leiden und Aufferstehen verkündigtest, und Sie doch die Worte, wie Sie lauten, behielten, und nicht anderst machten, wie auch deine liebe Mutter nicht verstunde, da du zu Ihr sagtest: Ich muß seyn in dem das meines Vaters ist, und Sie doch ein fältiglich die Worte in Ihren Hertzen behielte, und nicht andre draus machte: Also bin ich auch in diesen deinen Worten blieben, das ist mein Leib, und habe mir keine andre draus machen wollen, noch machen lassen, sondern Dir befohlen und heimgestellt, ob etwas finster drinnen wäre, und Sie behalten, wie Sie lauten, sonderlich weil ich nicht finde, daß Sie NB. wieder einigen Artickel des Glaubens streben. Biß hieher Lutherus. Allwo er dreyerley zu verstehen giebt I. daß der Streit von der Auslegung der Worte Christi keineswegens die Glaubens-Artickel angehe, in Worten daß Sie

es komme alles auf die würdige Geniessung an, dergestalt, daß, wenn sowohlReligionen gemeinen Lehre von der würdigen Geniessung behauptet wird. einer, der die Catholische, als einer der die Lutherische Auslegung glaubet, das heilige Nachtmahl unwürdig empfähet, er diese heilige Speise nicht zu seiner Seeligkeit, sondern zum Gericht und Verdammnüß geniesse. Hieraus folget nun offenbahr, daß in Gegentheil derjenige, so sich in wahren Glauben an das Verdienst Christi rechtschaffen vorbereitet, und einen würdigen Gast bey diesen gesegneten Tisch abgiebet, er sey nun Catholisch oder Lutherisch das H. Nachtmahl zu seiner Seeligkeit geniesse, ob gleich diese beyde von der Art und Weise, wie es zugehe, unterschiedene auch widrige, und, nach beyder Theile wechselsweisen Beschuldigung, irrige Gedancken hegen.

XIII. Es verdienet hierbey wohl beobachtet zu werden, wasIngleichen aus Lutheri Bekäntnüß von Abendmahl. Lutherus selbst in grossen Bekäntniß von Abendmahl, da er von der Auslegung der Reformirten redet, schreibet (Im andern Wittenb. Theil am 216. Blat) Mein lieber HErr JEsu Christe, es hat sich der Hader über deinen Worten im Abendmahl erhoben. Etliche wollen daß Sie anders sollen verstanden werden, denn Sie lauten: Aber indem Sie mich nichts gewisses lehren, u. s. w. So bin ich blieben auf deinen Text wie die Worte lauten. Ist etwas finster drinne, so hastu es wollen finster haben: Denn du hast keine andre Erklärung darüber gegeben, noch zu geben befohlen, u. s. w. Wäre nun eine Finsternüß drinnen: so wirstu mir es wohl zu gute halten, daß ichs nicht treffe; wie du denen Aposteln zu gute hieltest, daß sie dich nicht verstunden in vielen Stücken; als da du von deinen Leiden und Aufferstehen verkündigtest, und Sie doch die Worte, wie Sie lauten, behielten, und nicht anderst machten, wie auch deine liebe Mutter nicht verstunde, da du zu Ihr sagtest: Ich muß seyn in dem das meines Vaters ist, und Sie doch ein fältiglich die Worte in Ihren Hertzen behielte, und nicht andre draus machte: Also bin ich auch in diesen deinen Worten blieben, das ist mein Leib, und habe mir keine andre draus machen wollen, noch machen lassen, sondern Dir befohlen und heimgestellt, ob etwas finster drinnen wäre, und Sie behalten, wie Sie lauten, sonderlich weil ich nicht finde, daß Sie NB. wieder einigen Artickel des Glaubens streben. Biß hieher Lutherus. Allwo er dreyerley zu verstehen giebt I. daß der Streit von der Auslegung der Worte Christi keineswegens die Glaubens-Artickel angehe, in Worten daß Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0017" n="9"/>
es komme alles auf die würdige Geniessung an,                      dergestalt, daß, wenn sowohl<note place="right">Religionen gemeinen Lehre von                          der würdigen Geniessung behauptet wird.</note> einer, der die Catholische,                      als einer der die Lutherische Auslegung glaubet, das heilige Nachtmahl unwürdig                      empfähet, er diese heilige Speise nicht zu seiner Seeligkeit, sondern zum                      Gericht und Verdammnüß geniesse. Hieraus folget nun offenbahr, daß in Gegentheil                      derjenige, so sich in wahren Glauben an das Verdienst Christi rechtschaffen                      vorbereitet, und einen würdigen Gast bey diesen gesegneten Tisch abgiebet, er                      sey nun Catholisch oder Lutherisch das H. Nachtmahl zu seiner Seeligkeit                      geniesse, ob gleich diese beyde von der Art und Weise, wie es zugehe,                      unterschiedene auch widrige, und, nach beyder Theile wechselsweisen                      Beschuldigung, irrige Gedancken hegen.</p>
        <p>XIII. Es verdienet hierbey wohl beobachtet zu werden, was<note place="right">Ingleichen aus Lutheri Bekäntnüß von Abendmahl.</note> Lutherus selbst in                      grossen Bekäntniß von Abendmahl, da er von der Auslegung der Reformirten redet,                      schreibet (Im andern Wittenb. Theil am 216. Blat) Mein lieber HErr JEsu Christe,                      es hat sich der Hader über deinen Worten im Abendmahl erhoben. Etliche wollen                      daß Sie anders sollen verstanden werden, denn Sie lauten: Aber indem Sie mich                      nichts gewisses lehren, u. s. w. So bin ich blieben auf deinen Text wie die                      Worte lauten. Ist etwas finster drinne, so hastu es wollen finster haben: Denn                      du hast keine andre Erklärung darüber gegeben, noch zu geben befohlen, u. s. w.                      Wäre nun eine Finsternüß drinnen: so wirstu mir es wohl zu gute halten, daß ichs                      nicht treffe; wie du denen Aposteln zu gute hieltest, daß sie dich nicht                      verstunden in vielen Stücken; als da du von deinen Leiden und Aufferstehen                      verkündigtest, und Sie doch die Worte, wie Sie lauten, behielten, und nicht                      anderst machten, wie auch deine liebe Mutter nicht verstunde, da du zu Ihr                      sagtest: Ich muß seyn in dem das meines Vaters ist, und Sie doch ein fältiglich                      die Worte in Ihren Hertzen behielte, und nicht andre draus machte: Also bin ich                      auch in diesen deinen Worten blieben, das ist mein Leib, und habe mir keine                      andre draus machen wollen, noch machen lassen, sondern Dir befohlen und                      heimgestellt, ob etwas finster drinnen wäre, und Sie behalten, wie Sie lauten,                      sonderlich weil ich nicht finde, daß Sie NB. wieder einigen Artickel des                      Glaubens streben. Biß hieher Lutherus. Allwo er dreyerley zu verstehen giebt I.                      daß der Streit von der Auslegung der Worte Christi keineswegens die                      Glaubens-Artickel angehe, in Worten daß Sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0017] es komme alles auf die würdige Geniessung an, dergestalt, daß, wenn sowohl einer, der die Catholische, als einer der die Lutherische Auslegung glaubet, das heilige Nachtmahl unwürdig empfähet, er diese heilige Speise nicht zu seiner Seeligkeit, sondern zum Gericht und Verdammnüß geniesse. Hieraus folget nun offenbahr, daß in Gegentheil derjenige, so sich in wahren Glauben an das Verdienst Christi rechtschaffen vorbereitet, und einen würdigen Gast bey diesen gesegneten Tisch abgiebet, er sey nun Catholisch oder Lutherisch das H. Nachtmahl zu seiner Seeligkeit geniesse, ob gleich diese beyde von der Art und Weise, wie es zugehe, unterschiedene auch widrige, und, nach beyder Theile wechselsweisen Beschuldigung, irrige Gedancken hegen. Religionen gemeinen Lehre von der würdigen Geniessung behauptet wird. XIII. Es verdienet hierbey wohl beobachtet zu werden, was Lutherus selbst in grossen Bekäntniß von Abendmahl, da er von der Auslegung der Reformirten redet, schreibet (Im andern Wittenb. Theil am 216. Blat) Mein lieber HErr JEsu Christe, es hat sich der Hader über deinen Worten im Abendmahl erhoben. Etliche wollen daß Sie anders sollen verstanden werden, denn Sie lauten: Aber indem Sie mich nichts gewisses lehren, u. s. w. So bin ich blieben auf deinen Text wie die Worte lauten. Ist etwas finster drinne, so hastu es wollen finster haben: Denn du hast keine andre Erklärung darüber gegeben, noch zu geben befohlen, u. s. w. Wäre nun eine Finsternüß drinnen: so wirstu mir es wohl zu gute halten, daß ichs nicht treffe; wie du denen Aposteln zu gute hieltest, daß sie dich nicht verstunden in vielen Stücken; als da du von deinen Leiden und Aufferstehen verkündigtest, und Sie doch die Worte, wie Sie lauten, behielten, und nicht anderst machten, wie auch deine liebe Mutter nicht verstunde, da du zu Ihr sagtest: Ich muß seyn in dem das meines Vaters ist, und Sie doch ein fältiglich die Worte in Ihren Hertzen behielte, und nicht andre draus machte: Also bin ich auch in diesen deinen Worten blieben, das ist mein Leib, und habe mir keine andre draus machen wollen, noch machen lassen, sondern Dir befohlen und heimgestellt, ob etwas finster drinnen wäre, und Sie behalten, wie Sie lauten, sonderlich weil ich nicht finde, daß Sie NB. wieder einigen Artickel des Glaubens streben. Biß hieher Lutherus. Allwo er dreyerley zu verstehen giebt I. daß der Streit von der Auslegung der Worte Christi keineswegens die Glaubens-Artickel angehe, in Worten daß Sie Ingleichen aus Lutheri Bekäntnüß von Abendmahl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/17
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/17>, abgerufen am 29.03.2024.