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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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wieder einigen Artickel des Glaubens streben. II. Daß ein jeder seiner Meynung gewiß seyn solle und der einfältige Glaube der beste sey, in Worten: So bin blieben u. s. w. III. Daß GOtt niemand verdamme, wenn er gleich aus Einfalt die Worte Christi oder der heiligen Schrift nicht recht verstehe, sondern irrig auslege in Worten: So wirst du mirs wohl zu gut halten, u. s. w. Und wie ohnedem die Meinung unserer Lutherischen Kirchen in dem Artickel von Abendmahl der Meinung der Catholischen näher kömmt als der Auslegung der Reformirten, in deren Ansehung Lutherus dieses geschrieben; Also kan man keine Ursache finden, warum ein Catholischer Christ sich nicht eben dieser Worte bedienen könne, die Lutherus gebraucht. Und solches um so viel desto mehr, weil keine einige von denen dreyen Partheyen die Worte Christi umzustossen trachtet, sondern alle dreye die Worte: Das ist mein Leib, (mein Blut) zum Grunde setzen, und alle dreye in Verstande etwas darzu setzen oder deutlicher zu sagen, etwas, so mit Worten nicht ausgedruckt ist, darunter verstehen; Die Catholischen: Das ist mein Leib (nach der Verwandelung) Wir Lutheraner: Das ist mein Leib (nach der leiblichen Gemeinschaft in, mit, und unter dem Brot) und endlich die Reformirten: Das ist mein Leib (nach der Geistlichen Gemeinschafft.)

II.) Zeugnüsse derer Protestirenden Theologen, daß die Catholischen seelig werden können: und mit was für Unterscheid dieselben anzusehen.

XIV. Derowegen ist auch nunmehro nicht zu verwundern, daß ob wohl, als obgedacht, unter denen Theologen der Protestirenden Religionen sich hier und dar welche gefunden, die ihren Eyffer wider das Pabstthum mit vollen Affecten sehen lassen, dennoch dieselben, und wenn sie auch in hefftigsten Affect gewesen, sich nie unterstanden, allen Catholischen die Seeligkeit abzusprechen, oder zu behaupten, daß man in der Catholischen Religion nicht seelig werden könne. So viel unsere Lutherische Kirche betrifft, ist bekant, wie, nachdem unsere Braunschweigischen Theologen sonderlich aber die um unsere Kirche wohl verdienten Männer die beyden Calixti, Vater und Sohn, sich aus Liebe zur Einigkeit bemühet, die Trennung der Christlichen Kirchen in Heil. Römischen Reich durch ihre vernünfftige und gottseelige Consilia zu heilen; etliche Theologi in Sachsen, die zu dem vortreflichen Georgio Calixto einen Privat-Haß trugen, aus Antrieb dieses ihres Hasses wider diese seine friedfertige Rathschläge in einen unzeitigen Eyffer entbrant, und die übrigen Theologos in Sachsen durch ihre Autorität wider den seeligen Mann aufgefrischet, auch dannenhero ihre Schrifften mit vieler Bitterkeit wider die Catholische Religions-Verwandte angefüllt. Nichts destoweniger aber werden auch diese bey ihren grösten Eyffer nicht alle

wieder einigen Artickel des Glaubens streben. II. Daß ein jeder seiner Meynung gewiß seyn solle und der einfältige Glaube der beste sey, in Worten: So bin blieben u. s. w. III. Daß GOtt niemand verdamme, wenn er gleich aus Einfalt die Worte Christi oder der heiligen Schrift nicht recht verstehe, sondern irrig auslege in Worten: So wirst du mirs wohl zu gut halten, u. s. w. Und wie ohnedem die Meinung unserer Lutherischen Kirchen in dem Artickel von Abendmahl der Meinung der Catholischen näher kömmt als der Auslegung der Reformirten, in deren Ansehung Lutherus dieses geschrieben; Also kan man keine Ursache finden, warum ein Catholischer Christ sich nicht eben dieser Worte bedienen könne, die Lutherus gebraucht. Und solches um so viel desto mehr, weil keine einige von denen dreyen Partheyen die Worte Christi umzustossen trachtet, sondern alle dreye die Worte: Das ist mein Leib, (mein Blut) zum Grunde setzen, und alle dreye in Verstande etwas darzu setzen oder deutlicher zu sagen, etwas, so mit Worten nicht ausgedruckt ist, darunter verstehen; Die Catholischen: Das ist mein Leib (nach der Verwandelung) Wir Lutheraner: Das ist mein Leib (nach der leiblichen Gemeinschaft in, mit, und unter dem Brot) und endlich die Reformirten: Das ist mein Leib (nach der Geistlichen Gemeinschafft.)

II.) Zeugnüsse derer Protestirenden Theologen, daß die Catholischen seelig werden können: und mit was für Unterscheid dieselben anzusehen.

XIV. Derowegen ist auch nunmehro nicht zu verwundern, daß ob wohl, als obgedacht, unter denen Theologen der Protestirenden Religionen sich hier und dar welche gefunden, die ihren Eyffer wider das Pabstthum mit vollen Affecten sehen lassen, dennoch dieselben, und wenn sie auch in hefftigsten Affect gewesen, sich nie unterstanden, allen Catholischen die Seeligkeit abzusprechen, oder zu behaupten, daß man in der Catholischen Religion nicht seelig werden könne. So viel unsere Lutherische Kirche betrifft, ist bekant, wie, nachdem unsere Braunschweigischen Theologen sonderlich aber die um unsere Kirche wohl verdienten Männer die beyden Calixti, Vater und Sohn, sich aus Liebe zur Einigkeit bemühet, die Trennung der Christlichen Kirchen in Heil. Römischen Reich durch ihre vernünfftige und gottseelige Consilia zu heilen; etliche Theologi in Sachsen, die zu dem vortreflichen Georgio Calixto einen Privat-Haß trugen, aus Antrieb dieses ihres Hasses wider diese seine friedfertige Rathschläge in einen unzeitigen Eyffer entbrant, und die übrigen Theologos in Sachsen durch ihre Autorität wider den seeligen Mann aufgefrischet, auch dannenhero ihre Schrifften mit vieler Bitterkeit wider die Catholische Religions-Verwandte angefüllt. Nichts destoweniger aber werden auch diese bey ihren grösten Eyffer nicht alle

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[10/0018] wieder einigen Artickel des Glaubens streben. II. Daß ein jeder seiner Meynung gewiß seyn solle und der einfältige Glaube der beste sey, in Worten: So bin blieben u. s. w. III. Daß GOtt niemand verdamme, wenn er gleich aus Einfalt die Worte Christi oder der heiligen Schrift nicht recht verstehe, sondern irrig auslege in Worten: So wirst du mirs wohl zu gut halten, u. s. w. Und wie ohnedem die Meinung unserer Lutherischen Kirchen in dem Artickel von Abendmahl der Meinung der Catholischen näher kömmt als der Auslegung der Reformirten, in deren Ansehung Lutherus dieses geschrieben; Also kan man keine Ursache finden, warum ein Catholischer Christ sich nicht eben dieser Worte bedienen könne, die Lutherus gebraucht. Und solches um so viel desto mehr, weil keine einige von denen dreyen Partheyen die Worte Christi umzustossen trachtet, sondern alle dreye die Worte: Das ist mein Leib, (mein Blut) zum Grunde setzen, und alle dreye in Verstande etwas darzu setzen oder deutlicher zu sagen, etwas, so mit Worten nicht ausgedruckt ist, darunter verstehen; Die Catholischen: Das ist mein Leib (nach der Verwandelung) Wir Lutheraner: Das ist mein Leib (nach der leiblichen Gemeinschaft in, mit, und unter dem Brot) und endlich die Reformirten: Das ist mein Leib (nach der Geistlichen Gemeinschafft.) XIV. Derowegen ist auch nunmehro nicht zu verwundern, daß ob wohl, als obgedacht, unter denen Theologen der Protestirenden Religionen sich hier und dar welche gefunden, die ihren Eyffer wider das Pabstthum mit vollen Affecten sehen lassen, dennoch dieselben, und wenn sie auch in hefftigsten Affect gewesen, sich nie unterstanden, allen Catholischen die Seeligkeit abzusprechen, oder zu behaupten, daß man in der Catholischen Religion nicht seelig werden könne. So viel unsere Lutherische Kirche betrifft, ist bekant, wie, nachdem unsere Braunschweigischen Theologen sonderlich aber die um unsere Kirche wohl verdienten Männer die beyden Calixti, Vater und Sohn, sich aus Liebe zur Einigkeit bemühet, die Trennung der Christlichen Kirchen in Heil. Römischen Reich durch ihre vernünfftige und gottseelige Consilia zu heilen; etliche Theologi in Sachsen, die zu dem vortreflichen Georgio Calixto einen Privat-Haß trugen, aus Antrieb dieses ihres Hasses wider diese seine friedfertige Rathschläge in einen unzeitigen Eyffer entbrant, und die übrigen Theologos in Sachsen durch ihre Autorität wider den seeligen Mann aufgefrischet, auch dannenhero ihre Schrifften mit vieler Bitterkeit wider die Catholische Religions-Verwandte angefüllt. Nichts destoweniger aber werden auch diese bey ihren grösten Eyffer nicht alle

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/18>, abgerufen am 24.04.2024.