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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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streitig ist. Ja auch in den alten Kirchen-Symbolis der ersten und vornehmsten Concilien, die wir beyderseits vor schrifftmäßig erkennen, und in summa in allen denen Stücken ihrer Lehr und Gottes dienstes, die recht ungezweifelt Alt-Catholisch seyn, darinnen bleiben wir noch mit ihnen, wider alle andere irrige Sectir er vereiniget. Derhalben so können und begehren wir sie darinnen nicht zu richten, sondern müssen vielmehr aus solchen zu beyden Theilen ungezweifelten Gründen NB. von aller übrigen streitigen Lehre richten und urtheilen. Und wann wir nur alleine bey denselben ohne andern Gewissens-Zwang möchten gelassen und geduldet werden, so hätten wir auch nicht Ursache NB. uns von ihnen, oder sie von uns zu trennen und abzusondern. Wir würden auch in demselben gnugsam alles finden NB. was uns zur Seeligkeit heilsam und nöthig ist. u. s. w. Aus den 12. Cap. p. 139. sind diese Worte für andern merckwürdig. Was die Päbstl. anlanget: Gleich wie zweyerley Lehr und Gottes dienst unter ihnen geführet wird, nemlich eines Theils die recht Alt-Cathol. Apostol. Lehre, darinnen sie mit uns, und wir mit ihnen übereinstimmen; andern Theils die neue Päbstl. Lehre und Ceremonien, die sie in denen letztern Seculis ausser und wider Gottes Wort hinzu gethan; Also sind auch zweyerley Leute unter ihnen. Etliche die sich in ihren Christenthum alleine und ja vornemlich halten an den ungezweifelten allgemeinen Apost. Glauben, darauf sie neben uns getaufft seyn, also daß sie allein in JEsu Christo dem Gecreutzigten als ihren einigen Mittler und Heyland ihre Seeligkeit suchen; auch solchen ihren Glauben mit der That in Christlicher Liebe und gottseeligen Wandel erweisen. Welche demnach auch uns, die wir in solchen allgemeinen seeligmachenden Glauben, der durch die Liebe thätig ist, mit ihnen in Geist vereiniget seyn, nicht als Ketzer verdammen, vielweniger feindseeliger Weise verfolgen werden, es wäre dann aus lauter Unwissenheit weil sie von unserer Lehr und Glauben keinen rechten Bericht haben. Wie solten dann wir dieselben verdammen? Vielmehr haben wir Ursach, solche Catholischen für recht Evangel. Christen und nicht für Päbstliche zu halten, weil sie nicht auf eigen Verdienst und Gnugthuung oder auf andre Päbstliche Zusätze und Hülf-Mittel, sondern allein auf die lautere Gnade GOttes, und das theure Verdienst unsers HErrn JEsu Christi ihre Seeligkeit gründen. u. s. w. Und ob zwar solche Leute darneben auch etlichen irrigen Meynungen anhangen so können sie

streitig ist. Ja auch in den alten Kirchen-Symbolis der ersten und vornehmsten Concilien, die wir beyderseits vor schrifftmäßig erkennen, und in summa in allen denen Stücken ihrer Lehr und Gottes dienstes, die recht ungezweifelt Alt-Catholisch seyn, darinnen bleiben wir noch mit ihnen, wider alle andere irrige Sectir er vereiniget. Derhalben so können und begehren wir sie darinnen nicht zu richten, sondern müssen vielmehr aus solchen zu beyden Theilen ungezweifelten Gründen NB. von aller übrigen streitigen Lehre richten und urtheilen. Und wann wir nur alleine bey denselben ohne andern Gewissens-Zwang möchten gelassen und geduldet werden, so hätten wir auch nicht Ursache NB. uns von ihnen, oder sie von uns zu trennen und abzusondern. Wir würden auch in demselben gnugsam alles finden NB. was uns zur Seeligkeit heilsam und nöthig ist. u. s. w. Aus den 12. Cap. p. 139. sind diese Worte für andern merckwürdig. Was die Päbstl. anlanget: Gleich wie zweyerley Lehr und Gottes dienst unter ihnen geführet wird, nemlich eines Theils die recht Alt-Cathol. Apostol. Lehre, dariñen sie mit uns, und wir mit ihnen übereinstim̃en; andern Theils die neue Päbstl. Lehre und Ceremonien, die sie in denen letztern Seculis ausser und wider Gottes Wort hinzu gethan; Also sind auch zweyerley Leute unter ihnen. Etliche die sich in ihren Christenthum alleine und ja vornemlich halten an den ungezweifelten allgemeinen Apost. Glauben, darauf sie neben uns getaufft seyn, also daß sie allein in JEsu Christo dem Gecreutzigten als ihren einigen Mittler und Heyland ihre Seeligkeit suchen; auch solchen ihren Glauben mit der That in Christlicher Liebe und gottseeligen Wandel erweisen. Welche demnach auch uns, die wir in solchen allgemeinen seeligmachenden Glauben, der durch die Liebe thätig ist, mit ihnen in Geist vereiniget seyn, nicht als Ketzer verdammen, vielweniger feindseeliger Weise verfolgen werden, es wäre dann aus lauter Unwissenheit weil sie von unserer Lehr und Glauben keinen rechten Bericht haben. Wie solten dann wir dieselben verdammen? Vielmehr haben wir Ursach, solche Catholischen für recht Evangel. Christen und nicht für Päbstliche zu halten, weil sie nicht auf eigen Verdienst und Gnugthuung oder auf andre Päbstliche Zusätze und Hülf-Mittel, sondern allein auf die lautere Gnade GOttes, und das theure Verdienst unsers HErrn JEsu Christi ihre Seeligkeit gründen. u. s. w. Und ob zwar solche Leute darneben auch etlichen irrigen Meynungen anhangen so können sie

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[14/0022] streitig ist. Ja auch in den alten Kirchen-Symbolis der ersten und vornehmsten Concilien, die wir beyderseits vor schrifftmäßig erkennen, und in summa in allen denen Stücken ihrer Lehr und Gottes dienstes, die recht ungezweifelt Alt-Catholisch seyn, darinnen bleiben wir noch mit ihnen, wider alle andere irrige Sectir er vereiniget. Derhalben so können und begehren wir sie darinnen nicht zu richten, sondern müssen vielmehr aus solchen zu beyden Theilen ungezweifelten Gründen NB. von aller übrigen streitigen Lehre richten und urtheilen. Und wann wir nur alleine bey denselben ohne andern Gewissens-Zwang möchten gelassen und geduldet werden, so hätten wir auch nicht Ursache NB. uns von ihnen, oder sie von uns zu trennen und abzusondern. Wir würden auch in demselben gnugsam alles finden NB. was uns zur Seeligkeit heilsam und nöthig ist. u. s. w. Aus den 12. Cap. p. 139. sind diese Worte für andern merckwürdig. Was die Päbstl. anlanget: Gleich wie zweyerley Lehr und Gottes dienst unter ihnen geführet wird, nemlich eines Theils die recht Alt-Cathol. Apostol. Lehre, dariñen sie mit uns, und wir mit ihnen übereinstim̃en; andern Theils die neue Päbstl. Lehre und Ceremonien, die sie in denen letztern Seculis ausser und wider Gottes Wort hinzu gethan; Also sind auch zweyerley Leute unter ihnen. Etliche die sich in ihren Christenthum alleine und ja vornemlich halten an den ungezweifelten allgemeinen Apost. Glauben, darauf sie neben uns getaufft seyn, also daß sie allein in JEsu Christo dem Gecreutzigten als ihren einigen Mittler und Heyland ihre Seeligkeit suchen; auch solchen ihren Glauben mit der That in Christlicher Liebe und gottseeligen Wandel erweisen. Welche demnach auch uns, die wir in solchen allgemeinen seeligmachenden Glauben, der durch die Liebe thätig ist, mit ihnen in Geist vereiniget seyn, nicht als Ketzer verdammen, vielweniger feindseeliger Weise verfolgen werden, es wäre dann aus lauter Unwissenheit weil sie von unserer Lehr und Glauben keinen rechten Bericht haben. Wie solten dann wir dieselben verdammen? Vielmehr haben wir Ursach, solche Catholischen für recht Evangel. Christen und nicht für Päbstliche zu halten, weil sie nicht auf eigen Verdienst und Gnugthuung oder auf andre Päbstliche Zusätze und Hülf-Mittel, sondern allein auf die lautere Gnade GOttes, und das theure Verdienst unsers HErrn JEsu Christi ihre Seeligkeit gründen. u. s. w. Und ob zwar solche Leute darneben auch etlichen irrigen Meynungen anhangen so können sie

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/22>, abgerufen am 25.04.2024.