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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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nicht an der Erfüllung des Traums. Hurtig
bestellt' er die Küche, damit sie, würdig des
lieben Besuchs, viele schmackhafte Gerichte
den Mittag zu liefern vermöchte. Er bath auch
den werthesten Träumer zur Tafel, und gieng
an seiner rechten Seite mit ihm vertraulich
zur Kirche. Der künftige Herr Schwiegersohn
hielt eine erbauliche Predigt, bis unter Sin-
gen und Bethen die Mittagssonne hervortrat.
Schon eilte die buntschäckige Gemeinde mit
gesättigter Seele und hungrigem Magen nach
Hause, als die gehoffte Carosse zur Höhe des
Dorfs hereinschimmerte. Wie eilte nicht der
rappenfärbichte Herr, den sechs Schimmeln
vorzukommen, um auf Befehl des Traums
die Schöne aus dem Wagen zu heben. Kei-
chend schmählt er auf sich, daß er so lange ge-
predigt, aber dennoch überholt' er die rollende
Kutsche, und er empfieng die holde Willhelmi-
ne an der Thür ihrer vormaligen Wohnung.
Von dem Zuruf ihrer herzugelaufenen Be-

kann-

nicht an der Erfuͤllung des Traums. Hurtig
beſtellt’ er die Kuͤche, damit ſie, wuͤrdig des
lieben Beſuchs, viele ſchmackhafte Gerichte
den Mittag zu liefern vermoͤchte. Er bath auch
den wertheſten Traͤumer zur Tafel, und gieng
an ſeiner rechten Seite mit ihm vertraulich
zur Kirche. Der kuͤnftige Herr Schwiegerſohn
hielt eine erbauliche Predigt, bis unter Sin-
gen und Bethen die Mittagsſonne hervortrat.
Schon eilte die buntſchaͤckige Gemeinde mit
geſaͤttigter Seele und hungrigem Magen nach
Hauſe, als die gehoffte Caroſſe zur Hoͤhe des
Dorfs hereinſchimmerte. Wie eilte nicht der
rappenfaͤrbichte Herr, den ſechs Schimmeln
vorzukommen, um auf Befehl des Traums
die Schoͤne aus dem Wagen zu heben. Kei-
chend ſchmaͤhlt er auf ſich, daß er ſo lange ge-
predigt, aber dennoch uͤberholt’ er die rollende
Kutſche, und er empfieng die holde Willhelmi-
ne an der Thuͤr ihrer vormaligen Wohnung.
Von dem Zuruf ihrer herzugelaufenen Be-

kann-
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[27/0031] nicht an der Erfuͤllung des Traums. Hurtig beſtellt’ er die Kuͤche, damit ſie, wuͤrdig des lieben Beſuchs, viele ſchmackhafte Gerichte den Mittag zu liefern vermoͤchte. Er bath auch den wertheſten Traͤumer zur Tafel, und gieng an ſeiner rechten Seite mit ihm vertraulich zur Kirche. Der kuͤnftige Herr Schwiegerſohn hielt eine erbauliche Predigt, bis unter Sin- gen und Bethen die Mittagsſonne hervortrat. Schon eilte die buntſchaͤckige Gemeinde mit geſaͤttigter Seele und hungrigem Magen nach Hauſe, als die gehoffte Caroſſe zur Hoͤhe des Dorfs hereinſchimmerte. Wie eilte nicht der rappenfaͤrbichte Herr, den ſechs Schimmeln vorzukommen, um auf Befehl des Traums die Schoͤne aus dem Wagen zu heben. Kei- chend ſchmaͤhlt er auf ſich, daß er ſo lange ge- predigt, aber dennoch uͤberholt’ er die rollende Kutſche, und er empfieng die holde Willhelmi- ne an der Thuͤr ihrer vormaligen Wohnung. Von dem Zuruf ihrer herzugelaufenen Be- kann-

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/31>, abgerufen am 28.03.2024.