Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

-- so betäubte der schreckliche Knall die Oh-
ren des zitternden Pastors. Erst auf lan-
ges Zureden und hundert Betheurungen der
Schöne trank er den tückischen Wein, und
er empfand bald dessen feurige Wirkung;
denn nun öffnete der laute Scherz und der
wiederkehrende Witz seine geistigen Lippen.
Antithesen und Wortspiele jagten einander,
und da gewann er auf einmal den ganzen
Beyfall der artigen Wilhelmine, wie ihm
sein wahrhafter Traum vorher verkündigt
hatte. Jtzt erschrack er nicht mehr vor dem
aufrichtigen Busen, den er selbst belebender
fand, als den brausenden Champagner.
Dreymal hatte er mit lüsternen Augen hin-
geschielt, da ward er so dreust und wagte es,
von dem alten Verwalter unterstützt, das
Herz der englischen Kammerjungser zu be-
stürmen. So viel Waffen der Liebe als
nur seine unerfahrne Hand regieren konn-
te; so viel als ihm nur zärtliche Blicke

und

— ſo betaͤubte der ſchreckliche Knall die Oh-
ren des zitternden Paſtors. Erſt auf lan-
ges Zureden und hundert Betheurungen der
Schoͤne trank er den tuͤckiſchen Wein, und
er empfand bald deſſen feurige Wirkung;
denn nun oͤffnete der laute Scherz und der
wiederkehrende Witz ſeine geiſtigen Lippen.
Antitheſen und Wortſpiele jagten einander,
und da gewann er auf einmal den ganzen
Beyfall der artigen Wilhelmine, wie ihm
ſein wahrhafter Traum vorher verkuͤndigt
hatte. Jtzt erſchrack er nicht mehr vor dem
aufrichtigen Buſen, den er ſelbſt belebender
fand, als den brauſenden Champagner.
Dreymal hatte er mit luͤſternen Augen hin-
geſchielt, da ward er ſo dreuſt und wagte es,
von dem alten Verwalter unterſtuͤtzt, das
Herz der engliſchen Kammerjungſer zu be-
ſtuͤrmen. So viel Waffen der Liebe als
nur ſeine unerfahrne Hand regieren konn-
te; ſo viel als ihm nur zaͤrtliche Blicke

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0035" n="31"/>
&#x2014; &#x017F;o beta&#x0364;ubte der &#x017F;chreckliche Knall die Oh-<lb/>
ren des zitternden Pa&#x017F;tors. Er&#x017F;t auf lan-<lb/>
ges Zureden und hundert Betheurungen der<lb/>
Scho&#x0364;ne trank er den tu&#x0364;cki&#x017F;chen Wein, und<lb/>
er empfand bald de&#x017F;&#x017F;en feurige Wirkung;<lb/>
denn nun o&#x0364;ffnete der laute Scherz und der<lb/>
wiederkehrende Witz &#x017F;eine gei&#x017F;tigen Lippen.<lb/>
Antithe&#x017F;en und Wort&#x017F;piele jagten einander,<lb/>
und da gewann er auf einmal den ganzen<lb/>
Beyfall der artigen Wilhelmine, wie ihm<lb/>
&#x017F;ein wahrhafter Traum vorher verku&#x0364;ndigt<lb/>
hatte. Jtzt er&#x017F;chrack er nicht mehr vor dem<lb/>
aufrichtigen Bu&#x017F;en, den er &#x017F;elb&#x017F;t belebender<lb/>
fand, als den brau&#x017F;enden Champagner.<lb/>
Dreymal hatte er mit lu&#x0364;&#x017F;ternen Augen hin-<lb/>
ge&#x017F;chielt, da ward er &#x017F;o dreu&#x017F;t und wagte es,<lb/>
von dem alten Verwalter unter&#x017F;tu&#x0364;tzt, das<lb/>
Herz der engli&#x017F;chen Kammerjung&#x017F;er zu be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rmen. So viel Waffen der Liebe als<lb/>
nur &#x017F;eine unerfahrne Hand regieren konn-<lb/>
te; &#x017F;o viel als ihm nur za&#x0364;rtliche Blicke<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0035] — ſo betaͤubte der ſchreckliche Knall die Oh- ren des zitternden Paſtors. Erſt auf lan- ges Zureden und hundert Betheurungen der Schoͤne trank er den tuͤckiſchen Wein, und er empfand bald deſſen feurige Wirkung; denn nun oͤffnete der laute Scherz und der wiederkehrende Witz ſeine geiſtigen Lippen. Antitheſen und Wortſpiele jagten einander, und da gewann er auf einmal den ganzen Beyfall der artigen Wilhelmine, wie ihm ſein wahrhafter Traum vorher verkuͤndigt hatte. Jtzt erſchrack er nicht mehr vor dem aufrichtigen Buſen, den er ſelbſt belebender fand, als den brauſenden Champagner. Dreymal hatte er mit luͤſternen Augen hin- geſchielt, da ward er ſo dreuſt und wagte es, von dem alten Verwalter unterſtuͤtzt, das Herz der engliſchen Kammerjungſer zu be- ſtuͤrmen. So viel Waffen der Liebe als nur ſeine unerfahrne Hand regieren konn- te; ſo viel als ihm nur zaͤrtliche Blicke und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/35
Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/35>, abgerufen am 25.04.2024.