Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

das Mittagsmahl, und tröstete sich politisch mit
dem fröhlichen Soupe.

Die dritte critische Stunde des Nachmit-
tags brach an, und lud durch ihren Glanz den
Neid des ungebethenen Superintendenten und
aller Amtsbrüder auf den Hals des armen
Verlobten. Strenge dich an, Muse! und
hilf mir das Gewühl der Vornehmen beschrei-
ben, die sich itzt in das Haus des Pfarrherrn
sammelten. Zuerst erschien der lackirte Schlit-
ten des Hofmarschalls, an der Spitze vieler
andern. Vier deutsche Hengste, chinesisch ge-
schmückt, zogen ihn, und ein vergoldeter Ju-
piter regierte den Kutscher -- Ein musikali-
sches Silbergeläute hüpfte auf dem Rücken
der Pferde, indem unter ihren stampfenden
Füßen die fröhliche Erde davon flog. Schon
von ferne erkannte der zitternde Pfarrherr sei-
nen Gönner, und an seiner Rechten die geputzte
Braut. Mit unbedachtsamer Höflichkeit gieng
er dem fliegenden Schlitten entgegen -- aber

sein
E

das Mittagsmahl, und troͤſtete ſich politiſch mit
dem froͤhlichen Soupe.

Die dritte critiſche Stunde des Nachmit-
tags brach an, und lud durch ihren Glanz den
Neid des ungebethenen Superintendenten und
aller Amtsbruͤder auf den Hals des armen
Verlobten. Strenge dich an, Muſe! und
hilf mir das Gewuͤhl der Vornehmen beſchrei-
ben, die ſich itzt in das Haus des Pfarrherrn
ſammelten. Zuerſt erſchien der lackirte Schlit-
ten des Hofmarſchalls, an der Spitze vieler
andern. Vier deutſche Hengſte, chineſiſch ge-
ſchmuͤckt, zogen ihn, und ein vergoldeter Ju-
piter regierte den Kutſcher — Ein muſikali-
ſches Silbergelaͤute huͤpfte auf dem Ruͤcken
der Pferde, indem unter ihren ſtampfenden
Fuͤßen die froͤhliche Erde davon flog. Schon
von ferne erkannte der zitternde Pfarrherr ſei-
nen Goͤnner, und an ſeiner Rechten die geputzte
Braut. Mit unbedachtſamer Hoͤflichkeit gieng
er dem fliegenden Schlitten entgegen — aber

ſein
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="65"/>
das Mittagsmahl, und tro&#x0364;&#x017F;tete &#x017F;ich politi&#x017F;ch mit<lb/>
dem fro&#x0364;hlichen Soupe.</p><lb/>
        <p>Die dritte criti&#x017F;che Stunde des Nachmit-<lb/>
tags brach an, und lud durch ihren Glanz den<lb/>
Neid des ungebethenen Superintendenten und<lb/>
aller Amtsbru&#x0364;der auf den Hals des armen<lb/>
Verlobten. Strenge dich an, Mu&#x017F;e! und<lb/>
hilf mir das Gewu&#x0364;hl der Vornehmen be&#x017F;chrei-<lb/>
ben, die &#x017F;ich itzt in das Haus des Pfarrherrn<lb/>
&#x017F;ammelten. Zuer&#x017F;t er&#x017F;chien der lackirte Schlit-<lb/>
ten des Hofmar&#x017F;challs, an der Spitze vieler<lb/>
andern. Vier deut&#x017F;che Heng&#x017F;te, chine&#x017F;i&#x017F;ch ge-<lb/>
&#x017F;chmu&#x0364;ckt, zogen ihn, und ein vergoldeter Ju-<lb/>
piter regierte den Kut&#x017F;cher &#x2014; Ein mu&#x017F;ikali-<lb/>
&#x017F;ches Silbergela&#x0364;ute hu&#x0364;pfte auf dem Ru&#x0364;cken<lb/>
der Pferde, indem unter ihren &#x017F;tampfenden<lb/>
Fu&#x0364;ßen die fro&#x0364;hliche Erde davon flog. Schon<lb/>
von ferne erkannte der zitternde Pfarrherr &#x017F;ei-<lb/>
nen Go&#x0364;nner, und an &#x017F;einer Rechten die geputzte<lb/>
Braut. Mit unbedacht&#x017F;amer Ho&#x0364;flichkeit gieng<lb/>
er dem fliegenden Schlitten entgegen &#x2014; aber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0069] das Mittagsmahl, und troͤſtete ſich politiſch mit dem froͤhlichen Soupe. Die dritte critiſche Stunde des Nachmit- tags brach an, und lud durch ihren Glanz den Neid des ungebethenen Superintendenten und aller Amtsbruͤder auf den Hals des armen Verlobten. Strenge dich an, Muſe! und hilf mir das Gewuͤhl der Vornehmen beſchrei- ben, die ſich itzt in das Haus des Pfarrherrn ſammelten. Zuerſt erſchien der lackirte Schlit- ten des Hofmarſchalls, an der Spitze vieler andern. Vier deutſche Hengſte, chineſiſch ge- ſchmuͤckt, zogen ihn, und ein vergoldeter Ju- piter regierte den Kutſcher — Ein muſikali- ſches Silbergelaͤute huͤpfte auf dem Ruͤcken der Pferde, indem unter ihren ſtampfenden Fuͤßen die froͤhliche Erde davon flog. Schon von ferne erkannte der zitternde Pfarrherr ſei- nen Goͤnner, und an ſeiner Rechten die geputzte Braut. Mit unbedachtſamer Hoͤflichkeit gieng er dem fliegenden Schlitten entgegen — aber ſein E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/69
Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/69>, abgerufen am 25.04.2024.