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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Fünfte Abtheilung. Sechster Abschnitt.
scheu und Haß gegen die christliche Religion und gegen
die Portugiesen, die sie ehemahls in diesem Lande predig-
ten, und allgemein machen wollten, einzuprägen und zu
unterhalten, wie auch zu erforschen, ob etwa noch ein
Ueberbleibsel von Anhänglichkeit an dieselben bey irgend
jemand anzutreffen seyn möchte. Indessen geschieht dies
nur in denjenigen Gegenden, wo die Christen vor Zeiten
sich am meisten aufhielten. Zu Nangasaki dauert diese
Ceremonie vier Tage. Hernach werden die Bilder nach
den umliegenden Oertern, wo ein gleiches damit ge-
schieht, und zuletzt wieder nach Nangasaki gebracht, und
da bis zum folgenden Jahre verwahrt. Jedermann, bloß
den Gouverneur mit seiner Suite und Bedienung aus-
genommen, so gar die kleinsten Kinder müssen dabey zuge-
gen seyn. Daß aber auch, wie einige behaupten wollen,
den Holländern zugemuthet werde, Theil daran zu neh-
men, und mit auf die Bilder zu treten, ist nicht wahr.
Gewisse Aufseher sind dabey verordnet, welche die Einwoh-
ner nach ihren Bezirken von Haus zu Haus zusammen ru-
fen, wenn alle beysammen sind, in gehöriger Ordnung ihre
Nahmen aufrufen, und bey der Handlung selbst dahin se-
hen, daß alles richtig zugehe. Die Erwachsenen treten von
einer Seite zur andern über die Bilder weg; die Kinder
werden unter den Armen aufgehoben, und mit den Füßen
darauf gestellt. Unter den Holländern sind äußerst we-
nige, die diese Feyerlichkeit je gesehen hätten. Von den
jetzt auf der Insel befindlichen Officieren war nur ein ein-
ziger, der einmahl Gelegenheit gehabt hatte, im Vorbey-
gehen, als er vom Chef an den Gouverneur, um etwas,
die Zurüstung zur Jedoer Reise betreffend, zu bestellen,
nach der Stadt geschickt war, etwas davon zu sehen.

Die Feyer des siebenten Tages ist in Japan unbe-
kannt. Sie haben aber verschiedne andre jährliche Feste,

Fuͤnfte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
ſcheu und Haß gegen die chriſtliche Religion und gegen
die Portugieſen, die ſie ehemahls in dieſem Lande predig-
ten, und allgemein machen wollten, einzupraͤgen und zu
unterhalten, wie auch zu erforſchen, ob etwa noch ein
Ueberbleibſel von Anhaͤnglichkeit an dieſelben bey irgend
jemand anzutreffen ſeyn moͤchte. Indeſſen geſchieht dies
nur in denjenigen Gegenden, wo die Chriſten vor Zeiten
ſich am meiſten aufhielten. Zu Nangaſaki dauert dieſe
Ceremonie vier Tage. Hernach werden die Bilder nach
den umliegenden Oertern, wo ein gleiches damit ge-
ſchieht, und zuletzt wieder nach Nangaſaki gebracht, und
da bis zum folgenden Jahre verwahrt. Jedermann, bloß
den Gouverneur mit ſeiner Suite und Bedienung aus-
genommen, ſo gar die kleinſten Kinder muͤſſen dabey zuge-
gen ſeyn. Daß aber auch, wie einige behaupten wollen,
den Hollaͤndern zugemuthet werde, Theil daran zu neh-
men, und mit auf die Bilder zu treten, iſt nicht wahr.
Gewiſſe Aufſeher ſind dabey verordnet, welche die Einwoh-
ner nach ihren Bezirken von Haus zu Haus zuſammen ru-
fen, wenn alle beyſammen ſind, in gehoͤriger Ordnung ihre
Nahmen aufrufen, und bey der Handlung ſelbſt dahin ſe-
hen, daß alles richtig zugehe. Die Erwachſenen treten von
einer Seite zur andern uͤber die Bilder weg; die Kinder
werden unter den Armen aufgehoben, und mit den Fuͤßen
darauf geſtellt. Unter den Hollaͤndern ſind aͤußerſt we-
nige, die dieſe Feyerlichkeit je geſehen haͤtten. Von den
jetzt auf der Inſel befindlichen Officieren war nur ein ein-
ziger, der einmahl Gelegenheit gehabt hatte, im Vorbey-
gehen, als er vom Chef an den Gouverneur, um etwas,
die Zuruͤſtung zur Jedoer Reiſe betreffend, zu beſtellen,
nach der Stadt geſchickt war, etwas davon zu ſehen.

Die Feyer des ſiebenten Tages iſt in Japan unbe-
kannt. Sie haben aber verſchiedne andre jaͤhrliche Feſte,

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[196/0230] Fuͤnfte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. ſcheu und Haß gegen die chriſtliche Religion und gegen die Portugieſen, die ſie ehemahls in dieſem Lande predig- ten, und allgemein machen wollten, einzupraͤgen und zu unterhalten, wie auch zu erforſchen, ob etwa noch ein Ueberbleibſel von Anhaͤnglichkeit an dieſelben bey irgend jemand anzutreffen ſeyn moͤchte. Indeſſen geſchieht dies nur in denjenigen Gegenden, wo die Chriſten vor Zeiten ſich am meiſten aufhielten. Zu Nangaſaki dauert dieſe Ceremonie vier Tage. Hernach werden die Bilder nach den umliegenden Oertern, wo ein gleiches damit ge- ſchieht, und zuletzt wieder nach Nangaſaki gebracht, und da bis zum folgenden Jahre verwahrt. Jedermann, bloß den Gouverneur mit ſeiner Suite und Bedienung aus- genommen, ſo gar die kleinſten Kinder muͤſſen dabey zuge- gen ſeyn. Daß aber auch, wie einige behaupten wollen, den Hollaͤndern zugemuthet werde, Theil daran zu neh- men, und mit auf die Bilder zu treten, iſt nicht wahr. Gewiſſe Aufſeher ſind dabey verordnet, welche die Einwoh- ner nach ihren Bezirken von Haus zu Haus zuſammen ru- fen, wenn alle beyſammen ſind, in gehoͤriger Ordnung ihre Nahmen aufrufen, und bey der Handlung ſelbſt dahin ſe- hen, daß alles richtig zugehe. Die Erwachſenen treten von einer Seite zur andern uͤber die Bilder weg; die Kinder werden unter den Armen aufgehoben, und mit den Fuͤßen darauf geſtellt. Unter den Hollaͤndern ſind aͤußerſt we- nige, die dieſe Feyerlichkeit je geſehen haͤtten. Von den jetzt auf der Inſel befindlichen Officieren war nur ein ein- ziger, der einmahl Gelegenheit gehabt hatte, im Vorbey- gehen, als er vom Chef an den Gouverneur, um etwas, die Zuruͤſtung zur Jedoer Reiſe betreffend, zu beſtellen, nach der Stadt geſchickt war, etwas davon zu ſehen. Die Feyer des ſiebenten Tages iſt in Japan unbe- kannt. Sie haben aber verſchiedne andre jaͤhrliche Feſte,

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/230>, abgerufen am 29.04.2024.