Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfte Abtheilung. Achter Abschnitt.
womit man die Pferde tränkt, Kalk enthält, und ihr
Stillstehen im Stalle zum Wachsthum der Steine bey-
trägt. Die Holländer nennen solche Steine Paerdesteen
(Pferdestein).

Achter Abschnitt.
Von der Japanischen Sprache
.

Die Japanische Sprache ist wegen ihrer sehr großen
und mannigfaltigen Verschiedenheit von allen Europäi-
schen Sprachen ungemein schwer zu lernen. Sie wird
zwar, wie die Chinesische, in auf- und niedergehenden
Reihen geschrieben; aber die Buchstaben sind von den
Chinesischen weit unterschieden. Auch beyde Sprachen
dieser so nahe bey einander wohnenden Völker selbst sind
so verschieden, daß sie einander ohne Dolmetscher nicht
verstehen. Das Chinesische wird indessen in Japan häu-
fig gelesen und geschrieben, und wie die gelehrte Sprache
angesehen, die sie nebst verschiednen Wissenschaften von
den Chinesern angenommen haben.

Aller dieser Schwierigkeit ungeachtet, gab ich mir,
so lange ich mich in diesem Lande aufhielt, viel Mühe,
von meinen besten Freunden unter den Dolmetschern das
Japanische verstehen, etwas sprechen, und auch ein we-
nig schreiben zu lernen. Ich mußte dies aber sehr heim-
lich thun, so wohl um ihrer, als um meiner eignen Si-
cherheit willen. Hauptsächlich ließ ich dies Studium vor
der Jedoer Reise mein Geschäfft seyn, weil ich auch
glaubte, auf der Reise und zu Jedo guten Nutzen davon
haben zu können. Unter andern Bemühungen, meinen
Zweck zu erreichen, schrieb ich die Worte, wenn ich sie
gelernt hatte, auf, und setzte mir durch Hülfe des oben

Fuͤnfte Abtheilung. Achter Abſchnitt.
womit man die Pferde traͤnkt, Kalk enthaͤlt, und ihr
Stillſtehen im Stalle zum Wachsthum der Steine bey-
traͤgt. Die Hollaͤnder nennen ſolche Steine Paerdeſteen
(Pferdeſtein).

Achter Abſchnitt.
Von der Japaniſchen Sprache
.

Die Japaniſche Sprache iſt wegen ihrer ſehr großen
und mannigfaltigen Verſchiedenheit von allen Europaͤi-
ſchen Sprachen ungemein ſchwer zu lernen. Sie wird
zwar, wie die Chineſiſche, in auf- und niedergehenden
Reihen geſchrieben; aber die Buchſtaben ſind von den
Chineſiſchen weit unterſchieden. Auch beyde Sprachen
dieſer ſo nahe bey einander wohnenden Voͤlker ſelbſt ſind
ſo verſchieden, daß ſie einander ohne Dolmetſcher nicht
verſtehen. Das Chineſiſche wird indeſſen in Japan haͤu-
fig geleſen und geſchrieben, und wie die gelehrte Sprache
angeſehen, die ſie nebſt verſchiednen Wiſſenſchaften von
den Chineſern angenommen haben.

Aller dieſer Schwierigkeit ungeachtet, gab ich mir,
ſo lange ich mich in dieſem Lande aufhielt, viel Muͤhe,
von meinen beſten Freunden unter den Dolmetſchern das
Japaniſche verſtehen, etwas ſprechen, und auch ein we-
nig ſchreiben zu lernen. Ich mußte dies aber ſehr heim-
lich thun, ſo wohl um ihrer, als um meiner eignen Si-
cherheit willen. Hauptſaͤchlich ließ ich dies Studium vor
der Jedoer Reiſe mein Geſchaͤfft ſeyn, weil ich auch
glaubte, auf der Reiſe und zu Jedo guten Nutzen davon
haben zu koͤnnen. Unter andern Bemuͤhungen, meinen
Zweck zu erreichen, ſchrieb ich die Worte, wenn ich ſie
gelernt hatte, auf, und ſetzte mir durch Huͤlfe des oben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0248" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfte Abtheilung. Achter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
womit man die Pferde tra&#x0364;nkt, Kalk entha&#x0364;lt, und ihr<lb/>
Still&#x017F;tehen im Stalle zum Wachsthum der Steine bey-<lb/>
tra&#x0364;gt. Die Holla&#x0364;nder nennen &#x017F;olche Steine <hi rendition="#aq">Paerde&#x017F;teen</hi><lb/>
(Pferde&#x017F;tein).</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Achter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Von der Japani&#x017F;chen Sprache</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Japani&#x017F;che Sprache i&#x017F;t wegen ihrer &#x017F;ehr großen<lb/>
und mannigfaltigen Ver&#x017F;chiedenheit von allen Europa&#x0364;i-<lb/>
&#x017F;chen Sprachen ungemein &#x017F;chwer zu lernen. Sie wird<lb/>
zwar, wie die Chine&#x017F;i&#x017F;che, in auf- und niedergehenden<lb/>
Reihen ge&#x017F;chrieben; aber die Buch&#x017F;taben &#x017F;ind von den<lb/>
Chine&#x017F;i&#x017F;chen weit unter&#x017F;chieden. Auch beyde Sprachen<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;o nahe bey einander wohnenden Vo&#x0364;lker &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;o ver&#x017F;chieden, daß &#x017F;ie einander ohne Dolmet&#x017F;cher nicht<lb/>
ver&#x017F;tehen. Das Chine&#x017F;i&#x017F;che wird inde&#x017F;&#x017F;en in <placeName>Japan</placeName> ha&#x0364;u-<lb/>
fig gele&#x017F;en und ge&#x017F;chrieben, und wie die gelehrte Sprache<lb/>
ange&#x017F;ehen, die &#x017F;ie neb&#x017F;t ver&#x017F;chiednen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften von<lb/>
den Chine&#x017F;ern angenommen haben.</p><lb/>
          <p>Aller die&#x017F;er Schwierigkeit ungeachtet, gab ich mir,<lb/>
&#x017F;o lange ich mich in die&#x017F;em Lande aufhielt, viel Mu&#x0364;he,<lb/>
von meinen be&#x017F;ten Freunden unter den Dolmet&#x017F;chern das<lb/>
Japani&#x017F;che ver&#x017F;tehen, etwas &#x017F;prechen, und auch ein we-<lb/>
nig &#x017F;chreiben zu lernen. Ich mußte dies aber &#x017F;ehr heim-<lb/>
lich thun, &#x017F;o wohl um ihrer, als um meiner eignen Si-<lb/>
cherheit willen. Haupt&#x017F;a&#x0364;chlich ließ ich dies Studium vor<lb/>
der Jedoer Rei&#x017F;e mein Ge&#x017F;cha&#x0364;fft &#x017F;eyn, weil ich auch<lb/>
glaubte, auf der Rei&#x017F;e und zu <placeName>Jedo</placeName> guten Nutzen davon<lb/>
haben zu ko&#x0364;nnen. Unter andern Bemu&#x0364;hungen, meinen<lb/>
Zweck zu erreichen, &#x017F;chrieb ich die Worte, wenn ich &#x017F;ie<lb/>
gelernt hatte, auf, und &#x017F;etzte mir durch Hu&#x0364;lfe des oben<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0248] Fuͤnfte Abtheilung. Achter Abſchnitt. womit man die Pferde traͤnkt, Kalk enthaͤlt, und ihr Stillſtehen im Stalle zum Wachsthum der Steine bey- traͤgt. Die Hollaͤnder nennen ſolche Steine Paerdeſteen (Pferdeſtein). Achter Abſchnitt. Von der Japaniſchen Sprache. Die Japaniſche Sprache iſt wegen ihrer ſehr großen und mannigfaltigen Verſchiedenheit von allen Europaͤi- ſchen Sprachen ungemein ſchwer zu lernen. Sie wird zwar, wie die Chineſiſche, in auf- und niedergehenden Reihen geſchrieben; aber die Buchſtaben ſind von den Chineſiſchen weit unterſchieden. Auch beyde Sprachen dieſer ſo nahe bey einander wohnenden Voͤlker ſelbſt ſind ſo verſchieden, daß ſie einander ohne Dolmetſcher nicht verſtehen. Das Chineſiſche wird indeſſen in Japan haͤu- fig geleſen und geſchrieben, und wie die gelehrte Sprache angeſehen, die ſie nebſt verſchiednen Wiſſenſchaften von den Chineſern angenommen haben. Aller dieſer Schwierigkeit ungeachtet, gab ich mir, ſo lange ich mich in dieſem Lande aufhielt, viel Muͤhe, von meinen beſten Freunden unter den Dolmetſchern das Japaniſche verſtehen, etwas ſprechen, und auch ein we- nig ſchreiben zu lernen. Ich mußte dies aber ſehr heim- lich thun, ſo wohl um ihrer, als um meiner eignen Si- cherheit willen. Hauptſaͤchlich ließ ich dies Studium vor der Jedoer Reiſe mein Geſchaͤfft ſeyn, weil ich auch glaubte, auf der Reiſe und zu Jedo guten Nutzen davon haben zu koͤnnen. Unter andern Bemuͤhungen, meinen Zweck zu erreichen, ſchrieb ich die Worte, wenn ich ſie gelernt hatte, auf, und ſetzte mir durch Huͤlfe des oben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/248
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/248>, abgerufen am 15.10.2024.