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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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10.
Rosa an die Comtesse Blainville.


Wenn ich einen Hang zur Eifersucht hätte,
so würde ihn Ihr Brief wahrlich nicht ver-
mindern; ich bemerkte schon neulich, daß Ih-
nen Lovell nicht mißfiel. Doch, -- warum
ich Sie so lange nicht besucht habe? -- Eine
Unpäßlichkeit, -- eine angenehmere Bekannt-
schaft, -- sehn Sie, wie ich mich zu rächen
verstehe, -- doch, auch davon mündlich.

Wenn Sie den seltsamen Lovell bekehren
können, so wünsch' ich Ihnen und ihm Glück;
mir scheint es fast unmöglich, denn seine Vor-
urtheile sind so tief mit ihm verwachsen, --
doch, was ist den Weibern unmöglich? Sie
lösen die schwersten Probleme, und auf die
leichteste und einfachste Art von der Welt. --
Ich werde mich freuen, mit dem jungen Eng-
länder an einem Siegeswagen zu ziehen; dul-
den Sie es nicht, daß er ein so schwerer Ver-
brecher an Ihrer Schönheit wird, strafen Sie

10.
Roſa an die Comteſſe Blainville.


Wenn ich einen Hang zur Eiferſucht haͤtte,
ſo wuͤrde ihn Ihr Brief wahrlich nicht ver-
mindern; ich bemerkte ſchon neulich, daß Ih-
nen Lovell nicht mißfiel. Doch, — warum
ich Sie ſo lange nicht beſucht habe? — Eine
Unpaͤßlichkeit, — eine angenehmere Bekannt-
ſchaft, — ſehn Sie, wie ich mich zu raͤchen
verſtehe, — doch, auch davon muͤndlich.

Wenn Sie den ſeltſamen Lovell bekehren
koͤnnen, ſo wuͤnſch’ ich Ihnen und ihm Gluͤck;
mir ſcheint es faſt unmoͤglich, denn ſeine Vor-
urtheile ſind ſo tief mit ihm verwachſen, —
doch, was iſt den Weibern unmoͤglich? Sie
loͤſen die ſchwerſten Probleme, und auf die
leichteſte und einfachſte Art von der Welt. —
Ich werde mich freuen, mit dem jungen Eng-
laͤnder an einem Siegeswagen zu ziehen; dul-
den Sie es nicht, daß er ein ſo ſchwerer Ver-
brecher an Ihrer Schoͤnheit wird, ſtrafen Sie

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[119[117]/0127] 10. Roſa an die Comteſſe Blainville. Paris. Wenn ich einen Hang zur Eiferſucht haͤtte, ſo wuͤrde ihn Ihr Brief wahrlich nicht ver- mindern; ich bemerkte ſchon neulich, daß Ih- nen Lovell nicht mißfiel. Doch, — warum ich Sie ſo lange nicht beſucht habe? — Eine Unpaͤßlichkeit, — eine angenehmere Bekannt- ſchaft, — ſehn Sie, wie ich mich zu raͤchen verſtehe, — doch, auch davon muͤndlich. Wenn Sie den ſeltſamen Lovell bekehren koͤnnen, ſo wuͤnſch’ ich Ihnen und ihm Gluͤck; mir ſcheint es faſt unmoͤglich, denn ſeine Vor- urtheile ſind ſo tief mit ihm verwachſen, — doch, was iſt den Weibern unmoͤglich? Sie loͤſen die ſchwerſten Probleme, und auf die leichteſte und einfachſte Art von der Welt. — Ich werde mich freuen, mit dem jungen Eng- laͤnder an einem Siegeswagen zu ziehen; dul- den Sie es nicht, daß er ein ſo ſchwerer Ver- brecher an Ihrer Schoͤnheit wird, ſtrafen Sie

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 119[117]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/127>, abgerufen am 29.03.2024.