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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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17.
Walter Lovell an Eduard Burton.


Ich schreibe Ihnen in einer großen Verlegen-
heit, selbst Traurigkeit, in welche mich das lan-
ge Stillschweigen meines Sohnes versetzt. Ich
kann mir die Ursache nicht erklären, wenn er
nicht gefährlich krank ist, und diese Erklärung
vermehrt nur meinen Kummer. Sollte er Ih-
nen etwa in diese: Zeit Nachricht von sich ge-
geben haben, so ersuche ich Sie um die Gefäl-
ligkeit mir diese mitzutheilen; Sie werden da-
durch den Kummer eines Vaters lindern, dem
tausend Bilder, eins trüber und schrecklicher
als das vorige, vor der Seele schweben. Ich
bitte Sie also, mir bald zu antworten, denn
ich weiß, daß Sie stets mit meinem Sohne
korrespondirt haben; er hat vielleicht den Freund
weniger als den Vater vernachlässigt.



17.
Walter Lovell an Eduard Burton.


Ich ſchreibe Ihnen in einer großen Verlegen-
heit, ſelbſt Traurigkeit, in welche mich das lan-
ge Stillſchweigen meines Sohnes verſetzt. Ich
kann mir die Urſache nicht erklaͤren, wenn er
nicht gefaͤhrlich krank iſt, und dieſe Erklaͤrung
vermehrt nur meinen Kummer. Sollte er Ih-
nen etwa in dieſe: Zeit Nachricht von ſich ge-
geben haben, ſo erſuche ich Sie um die Gefaͤl-
ligkeit mir dieſe mitzutheilen; Sie werden da-
durch den Kummer eines Vaters lindern, dem
tauſend Bilder, eins truͤber und ſchrecklicher
als das vorige, vor der Seele ſchweben. Ich
bitte Sie alſo, mir bald zu antworten, denn
ich weiß, daß Sie ſtets mit meinem Sohne
korreſpondirt haben; er hat vielleicht den Freund
weniger als den Vater vernachlaͤſſigt.



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[293[291]/0301] 17. Walter Lovell an Eduard Burton. London. Ich ſchreibe Ihnen in einer großen Verlegen- heit, ſelbſt Traurigkeit, in welche mich das lan- ge Stillſchweigen meines Sohnes verſetzt. Ich kann mir die Urſache nicht erklaͤren, wenn er nicht gefaͤhrlich krank iſt, und dieſe Erklaͤrung vermehrt nur meinen Kummer. Sollte er Ih- nen etwa in dieſe: Zeit Nachricht von ſich ge- geben haben, ſo erſuche ich Sie um die Gefaͤl- ligkeit mir dieſe mitzutheilen; Sie werden da- durch den Kummer eines Vaters lindern, dem tauſend Bilder, eins truͤber und ſchrecklicher als das vorige, vor der Seele ſchweben. Ich bitte Sie alſo, mir bald zu antworten, denn ich weiß, daß Sie ſtets mit meinem Sohne korreſpondirt haben; er hat vielleicht den Freund weniger als den Vater vernachlaͤſſigt.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 293[291]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/301>, abgerufen am 29.03.2024.