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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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raunt, als Du Deinen neulichen Brief an mich
schriebest, in welchem von William Lovell die
Rede war, daß Du an den achtbaren Gou-
verneur
dieses hofnungsvollen Eleven schrie-
best? -- Und dennoch hat es dem Wesen ge-
fallen, welches seine Sonne über Hofmeister
und Zöglinge, über Mortimers und Lovells
scheinen läßt, mich dazu zu machen. Um ernst-
haft zu sprechen: ich reise mit William nach
Italien und Frankreich und kehre dann als ein
zweimahl gereister Mann in mein sehnsuchtvolles
Vaterland zurück, um auch hier mein Licht
glänzen zu lassen. -- Ich sehe die Gegenden
noch einmahl, die mich schon einst so entzückten.
William ist noch so ziemlich ein erträglicher
Mensch, und darum hab' ich das Anerbieten des
alten Lovell angenommen.

William ist, soviel ich gleich bei unsrer er-
sten Zusammenkunft bemerken konnte, nicht ganz
mit mir zufrieden, ich bin ihm zu froh, zu we-
nig das, was er ernsthaft nennt. Wer von uns
beiden nun den andern aus seinen Verschanzun-
gen
zuerst treiben wird, ist die große Frage.
In einer Woche ohngefähr reisen wir. Ich will
mir alle mögliche Mühe geben, meinen Freund
aus ihm zu machen.


raunt, als Du Deinen neulichen Brief an mich
ſchriebeſt, in welchem von William Lovell die
Rede war, daß Du an den achtbaren Gou-
verneur
dieſes hofnungsvollen Eleven ſchrie-
beſt? — Und dennoch hat es dem Weſen ge-
fallen, welches ſeine Sonne uͤber Hofmeiſter
und Zoͤglinge, uͤber Mortimers und Lovells
ſcheinen laͤßt, mich dazu zu machen. Um ernſt-
haft zu ſprechen: ich reiſe mit William nach
Italien und Frankreich und kehre dann als ein
zweimahl gereiſter Mann in mein ſehnſuchtvolles
Vaterland zuruͤck, um auch hier mein Licht
glaͤnzen zu laſſen. — Ich ſehe die Gegenden
noch einmahl, die mich ſchon einſt ſo entzuͤckten.
William iſt noch ſo ziemlich ein ertraͤglicher
Menſch, und darum hab' ich das Anerbieten des
alten Lovell angenommen.

William iſt, ſoviel ich gleich bei unſrer er-
ſten Zuſammenkunft bemerken konnte, nicht ganz
mit mir zufrieden, ich bin ihm zu froh, zu we-
nig das, was er ernſthaft nennt. Wer von uns
beiden nun den andern aus ſeinen Verſchanzun-
gen
zuerſt treiben wird, iſt die große Frage.
In einer Woche ohngefaͤhr reiſen wir. Ich will
mir alle moͤgliche Muͤhe geben, meinen Freund
aus ihm zu machen.


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[62[60]/0070] raunt, als Du Deinen neulichen Brief an mich ſchriebeſt, in welchem von William Lovell die Rede war, daß Du an den achtbaren Gou- verneur dieſes hofnungsvollen Eleven ſchrie- beſt? — Und dennoch hat es dem Weſen ge- fallen, welches ſeine Sonne uͤber Hofmeiſter und Zoͤglinge, uͤber Mortimers und Lovells ſcheinen laͤßt, mich dazu zu machen. Um ernſt- haft zu ſprechen: ich reiſe mit William nach Italien und Frankreich und kehre dann als ein zweimahl gereiſter Mann in mein ſehnſuchtvolles Vaterland zuruͤck, um auch hier mein Licht glaͤnzen zu laſſen. — Ich ſehe die Gegenden noch einmahl, die mich ſchon einſt ſo entzuͤckten. William iſt noch ſo ziemlich ein ertraͤglicher Menſch, und darum hab' ich das Anerbieten des alten Lovell angenommen. William iſt, ſoviel ich gleich bei unſrer er- ſten Zuſammenkunft bemerken konnte, nicht ganz mit mir zufrieden, ich bin ihm zu froh, zu we- nig das, was er ernſthaft nennt. Wer von uns beiden nun den andern aus ſeinen Verſchanzun- gen zuerſt treiben wird, iſt die große Frage. In einer Woche ohngefaͤhr reiſen wir. Ich will mir alle moͤgliche Muͤhe geben, meinen Freund aus ihm zu machen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 62[60]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/70>, abgerufen am 29.03.2024.