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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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nete, wenn er den Glanz der schalkhaft
feurigen Augen ausdrücken wollte.

Florestan hatte das Schloß verlassen,
und schwärmte wieder in den benachbarten
Gegenden umher, weil er niemals lange an
einem Orte verweilen mochte. Franz wollte
diese Zeit benutzen, um seinem Dürer und
Sebastian einen weitläuftigen Brief zu schrei¬
ben, allein er verschob es von einem Tage
zum andern. An manchen Tagen sprach die
Gräfin viel, indem er sie mahlte, und seine
Aufmerksamkeit wurde gewöhnlich dann ganz
zerstreut.

Die Gräfin war an jedem Tage in ei¬
ner andern Laune, ja sie konnte sogar in
derselben Stunde die Stimmung ihres Ge¬
müths auffallend verändern. Franz fühlte
einige Theilnahme, wenn sie traurig war,
aber er war in einer quälenden Verlegen¬
heit, wenn sie ihm mit vertraulicher Lustig¬

nete, wenn er den Glanz der ſchalkhaft
feurigen Augen ausdrücken wollte.

Floreſtan hatte das Schloß verlaſſen,
und ſchwärmte wieder in den benachbarten
Gegenden umher, weil er niemals lange an
einem Orte verweilen mochte. Franz wollte
dieſe Zeit benutzen, um ſeinem Dürer und
Sebaſtian einen weitläuftigen Brief zu ſchrei¬
ben, allein er verſchob es von einem Tage
zum andern. An manchen Tagen ſprach die
Gräfin viel, indem er ſie mahlte, und ſeine
Aufmerkſamkeit wurde gewöhnlich dann ganz
zerſtreut.

Die Gräfin war an jedem Tage in ei¬
ner andern Laune, ja ſie konnte ſogar in
derſelben Stunde die Stimmung ihres Ge¬
müths auffallend verändern. Franz fühlte
einige Theilnahme, wenn ſie traurig war,
aber er war in einer quälenden Verlegen¬
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[95/0103] nete, wenn er den Glanz der ſchalkhaft feurigen Augen ausdrücken wollte. Floreſtan hatte das Schloß verlaſſen, und ſchwärmte wieder in den benachbarten Gegenden umher, weil er niemals lange an einem Orte verweilen mochte. Franz wollte dieſe Zeit benutzen, um ſeinem Dürer und Sebaſtian einen weitläuftigen Brief zu ſchrei¬ ben, allein er verſchob es von einem Tage zum andern. An manchen Tagen ſprach die Gräfin viel, indem er ſie mahlte, und ſeine Aufmerkſamkeit wurde gewöhnlich dann ganz zerſtreut. Die Gräfin war an jedem Tage in ei¬ ner andern Laune, ja ſie konnte ſogar in derſelben Stunde die Stimmung ihres Ge¬ müths auffallend verändern. Franz fühlte einige Theilnahme, wenn ſie traurig war, aber er war in einer quälenden Verlegen¬ heit, wenn ſie ihm mit vertraulicher Luſtig¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/103>, abgerufen am 25.04.2024.