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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Hier im Baumschatten ruhend schau ich
Wohlgemuth nach meinen gepflanzten Blumen,
Die mit süßen Düften mich erquicken;
Denke bei den kleinen Blumen jeder Gegend,
Die ich sonst wohl sah, die mir jetzt fern liegt,
Aber nun lockt mich die Ferne nicht mehr.
Rasche Jünglinge nennen meine Blumensorge
Spiel des Alters, was gewinnen sie mit
Ihrer stürmenden Kraft?
Diese Blumen wachsen, blühn und duften,
Alle meine Wünsche sind erfüllt.
In des Lebens harten Felsen stecken sie
Ach! manche Hoffnung und wünschen ihr Gedeihn,
Wie selten, daß der Saame grün emporschießt,
Wie seltner, daß er Blüthen trägt!
Um mich sammeln sich die Kinder
Und es freut mich, Spielwerk für sie zu schnitzen,
Dann seh' ich den ernsten Mann wohl lächeln,
Der den Geschäften sein Leben weiht.
Nennt mein Beginnen kindisch, und weiß nicht
Daß er mit unzufried'nen Kindern nur zu thun hat,
Denen er das Spielzeug nimmer recht macht,
Hier im Baumſchatten ruhend ſchau ich
Wohlgemuth nach meinen gepflanzten Blumen,
Die mit ſüßen Düften mich erquicken;
Denke bei den kleinen Blumen jeder Gegend,
Die ich ſonſt wohl ſah, die mir jetzt fern liegt,
Aber nun lockt mich die Ferne nicht mehr.
Raſche Jünglinge nennen meine Blumenſorge
Spiel des Alters, was gewinnen ſie mit
Ihrer ſtürmenden Kraft?
Dieſe Blumen wachſen, blühn und duften,
Alle meine Wünſche ſind erfüllt.
In des Lebens harten Felſen ſtecken ſie
Ach! manche Hoffnung und wünſchen ihr Gedeihn,
Wie ſelten, daß der Saame grün emporſchießt,
Wie ſeltner, daß er Blüthen trägt!
Um mich ſammeln ſich die Kinder
Und es freut mich, Spielwerk für ſie zu ſchnitzen,
Dann ſeh' ich den ernſten Mann wohl lächeln,
Der den Geſchäften ſein Leben weiht.
Nennt mein Beginnen kindiſch, und weiß nicht
Daß er mit unzufried'nen Kindern nur zu thun hat,
Denen er das Spielzeug nimmer recht macht,
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[221/0229] Hier im Baumſchatten ruhend ſchau ich Wohlgemuth nach meinen gepflanzten Blumen, Die mit ſüßen Düften mich erquicken; Denke bei den kleinen Blumen jeder Gegend, Die ich ſonſt wohl ſah, die mir jetzt fern liegt, Aber nun lockt mich die Ferne nicht mehr. Raſche Jünglinge nennen meine Blumenſorge Spiel des Alters, was gewinnen ſie mit Ihrer ſtürmenden Kraft? Dieſe Blumen wachſen, blühn und duften, Alle meine Wünſche ſind erfüllt. In des Lebens harten Felſen ſtecken ſie Ach! manche Hoffnung und wünſchen ihr Gedeihn, Wie ſelten, daß der Saame grün emporſchießt, Wie ſeltner, daß er Blüthen trägt! Um mich ſammeln ſich die Kinder Und es freut mich, Spielwerk für ſie zu ſchnitzen, Dann ſeh' ich den ernſten Mann wohl lächeln, Der den Geſchäften ſein Leben weiht. Nennt mein Beginnen kindiſch, und weiß nicht Daß er mit unzufried'nen Kindern nur zu thun hat, Denen er das Spielzeug nimmer recht macht,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/229>, abgerufen am 29.03.2024.