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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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indem er aufrief: Gott sey gedankt, wenn
Ihr Ludoviko seyd! Ihr seyd uns hier in
der Einsamkeit unaussprechlich willkommen!

Ludoviko umarmte seinen Freund, in¬
dem Sternbald voller Erstaunen verlassen da
stand, dann sagte er lustig: Mich freut es,
Dich zu sehn, aber wir müssen doch dort die
streitenden Partheyen aus einander bringen.

Als sie den fremden schönen Mann auf
sich zukommen sahen, der ganz so that, als
wenn es seine Sache seyn müßte, ihren Zwist
zu schlichten, ließen sie freiwillig von einan¬
der ab. Sie waren von der edlen Gestalt
wie bezaubert, Roderigo war vor Freude
trunken, seinen Freund wieder zu besitzen,
und Florestan konnte kein Auge von ihm
verwenden. Was haben die beiden heiligen
Männer gehabt? fragte Ludoviko.

Der Eremit fing an, seinen Unstern zu
erzählen. Der Pilger sey derselbe, der seine

indem er aufrief: Gott ſey gedankt, wenn
Ihr Ludoviko ſeyd! Ihr ſeyd uns hier in
der Einſamkeit unausſprechlich willkommen!

Ludoviko umarmte ſeinen Freund, in¬
dem Sternbald voller Erſtaunen verlaſſen da
ſtand, dann ſagte er luſtig: Mich freut es,
Dich zu ſehn, aber wir müſſen doch dort die
ſtreitenden Partheyen aus einander bringen.

Als ſie den fremden ſchönen Mann auf
ſich zukommen ſahen, der ganz ſo that, als
wenn es ſeine Sache ſeyn müßte, ihren Zwiſt
zu ſchlichten, ließen ſie freiwillig von einan¬
der ab. Sie waren von der edlen Geſtalt
wie bezaubert, Roderigo war vor Freude
trunken, ſeinen Freund wieder zu beſitzen,
und Floreſtan konnte kein Auge von ihm
verwenden. Was haben die beiden heiligen
Männer gehabt? fragte Ludoviko.

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[228/0236] indem er aufrief: Gott ſey gedankt, wenn Ihr Ludoviko ſeyd! Ihr ſeyd uns hier in der Einſamkeit unausſprechlich willkommen! Ludoviko umarmte ſeinen Freund, in¬ dem Sternbald voller Erſtaunen verlaſſen da ſtand, dann ſagte er luſtig: Mich freut es, Dich zu ſehn, aber wir müſſen doch dort die ſtreitenden Partheyen aus einander bringen. Als ſie den fremden ſchönen Mann auf ſich zukommen ſahen, der ganz ſo that, als wenn es ſeine Sache ſeyn müßte, ihren Zwiſt zu ſchlichten, ließen ſie freiwillig von einan¬ der ab. Sie waren von der edlen Geſtalt wie bezaubert, Roderigo war vor Freude trunken, ſeinen Freund wieder zu beſitzen, und Floreſtan konnte kein Auge von ihm verwenden. Was haben die beiden heiligen Männer gehabt? fragte Ludoviko. Der Eremit fing an, ſeinen Unſtern zu erzählen. Der Pilger ſey derſelbe, der ſeine

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/236>, abgerufen am 16.04.2024.