Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Als Franz diesen Brief geendigt hatte,
nahm er seine Zitter und spielte darauf,
wodurch er bewegt ward, folgende Verse
niederzuschreiben:

Der Frühling.

Die liebe Erde hat ihr Winterkleid abgelegt,
Die Hügel ihrer Brust sind schon durch Liebe bewegt,
Die Finsterniß, die Wolken sind dahin,
Sie hat nun einer Braut, oder jungen Witwen Sinn.
Ihr schöner Leib ist um und um geschmückt,
Mit tausend Blumen schön auf ihrem Gewande
gestickt,
Ihr bunter Rock ist vom kunstreichen April gewebt,
Der durch und durch mit hellen, glänzenden Farben
lebt.
Hier Lilien weiß, dort Rosen röthlich seyn,
Und goldne Blumen machen blanken Schein,
Und flimmern unter silberne hinein,
Als sollt' die Erd' ein Sternenhimmel seyn.
Wie Augen sehen blaue Blumen her,
Wie Lippen rufen rothe Blüthen dort,
(2r Th.) Z

Als Franz dieſen Brief geendigt hatte,
nahm er ſeine Zitter und ſpielte darauf,
wodurch er bewegt ward, folgende Verſe
niederzuſchreiben:

Der Frühling.

Die liebe Erde hat ihr Winterkleid abgelegt,
Die Hügel ihrer Bruſt ſind ſchon durch Liebe bewegt,
Die Finſterniß, die Wolken ſind dahin,
Sie hat nun einer Braut, oder jungen Witwen Sinn.
Ihr ſchöner Leib iſt um und um geſchmückt,
Mit tauſend Blumen ſchön auf ihrem Gewande
geſtickt,
Ihr bunter Rock iſt vom kunſtreichen April gewebt,
Der durch und durch mit hellen, glänzenden Farben
lebt.
Hier Lilien weiß, dort Roſen röthlich ſeyn,
Und goldne Blumen machen blanken Schein,
Und flimmern unter ſilberne hinein,
Als ſollt' die Erd' ein Sternenhimmel ſeyn.
Wie Augen ſehen blaue Blumen her,
Wie Lippen rufen rothe Blüthen dort,
(2r Th.) Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0361" n="353"/>
          <p>Als Franz die&#x017F;en Brief geendigt hatte,<lb/>
nahm er &#x017F;eine Zitter und &#x017F;pielte darauf,<lb/>
wodurch er bewegt ward, folgende Ver&#x017F;e<lb/>
niederzu&#x017F;chreiben:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g">Der Frühling.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die liebe Erde hat ihr Winterkleid abgelegt,</l><lb/>
              <l>Die Hügel ihrer Bru&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;chon durch Liebe bewegt,</l><lb/>
              <l>Die Fin&#x017F;terniß, die Wolken &#x017F;ind dahin,</l><lb/>
              <l>Sie hat nun einer Braut, oder jungen Witwen Sinn.</l><lb/>
              <l>Ihr &#x017F;chöner Leib i&#x017F;t um und um ge&#x017F;chmückt,</l><lb/>
              <l>Mit tau&#x017F;end Blumen &#x017F;chön auf ihrem Gewande</l><lb/>
              <l>ge&#x017F;tickt,</l><lb/>
              <l>Ihr bunter Rock i&#x017F;t vom kun&#x017F;treichen April gewebt,</l><lb/>
              <l>Der durch und durch mit hellen, glänzenden Farben</l><lb/>
              <l>lebt.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Hier Lilien weiß, dort Ro&#x017F;en röthlich &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Und goldne Blumen machen blanken Schein,</l><lb/>
              <l>Und flimmern unter &#x017F;ilberne hinein,</l><lb/>
              <l>Als &#x017F;ollt' die Erd' ein Sternenhimmel &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>Wie Augen &#x017F;ehen blaue Blumen her,</l><lb/>
              <l>Wie Lippen rufen rothe Blüthen dort,</l><lb/>
            </lg>
            <fw place="bottom" type="sig">(2r Th.) Z<lb/></fw>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0361] Als Franz dieſen Brief geendigt hatte, nahm er ſeine Zitter und ſpielte darauf, wodurch er bewegt ward, folgende Verſe niederzuſchreiben: Der Frühling. Die liebe Erde hat ihr Winterkleid abgelegt, Die Hügel ihrer Bruſt ſind ſchon durch Liebe bewegt, Die Finſterniß, die Wolken ſind dahin, Sie hat nun einer Braut, oder jungen Witwen Sinn. Ihr ſchöner Leib iſt um und um geſchmückt, Mit tauſend Blumen ſchön auf ihrem Gewande geſtickt, Ihr bunter Rock iſt vom kunſtreichen April gewebt, Der durch und durch mit hellen, glänzenden Farben lebt. Hier Lilien weiß, dort Roſen röthlich ſeyn, Und goldne Blumen machen blanken Schein, Und flimmern unter ſilberne hinein, Als ſollt' die Erd' ein Sternenhimmel ſeyn. Wie Augen ſehen blaue Blumen her, Wie Lippen rufen rothe Blüthen dort, (2r Th.) Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/361
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/361>, abgerufen am 29.03.2024.