Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Der 23te März.
Erlösers hinstellte. Aber mein Heiland mußte auch sein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ehrer zwischen Himmel und Erde haben. Da hieng a[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
fromme Schächer, mit dem stärksten Glauben, den je ei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
beter Christi haben konte, und betete sterbend denjenigen a[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
die Erde lästerte, und den der Himmel mit lauten Lobges[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
verehrte. Er hatte eine richtige Erkentniß von Gottes H[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
keit und seinen eignen unwürdigen Thaten. Vielen leichtsin[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Christen scheinet die Bekehrung dieses Mannes sehr leicht [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
eilig geschehen zu seyn. Aber er konte würklich kein Frem[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
in Religionswahrheiten seyn. Und war sein Christenthum [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
äusserst feurig? Er betete mitten unter der Marter, strafte se[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
gottlosen Mitgesellen, und ließ sich durch das Leiden Jesu in[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nem Glauben an ihn nicht irre machen. Wie viele Gründe mu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
er nicht dazu haben! Der römische Hauptmann, welcher sein [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
theil erst fällte, nachdem er die ganze Leidensgeschichte überseh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
konte; Joseph von Arimathia, der eine Bitte an Pilatun th[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
welche ihn wenigstens lächerlich, wo nicht unglücklich mach[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
konte; und Nikodemus, welcher schon seit einigen Jahren e[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
vernünftiger Forscher der Religion und ein heimlicher Verehre[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Jesu war: alle diese Menschen sollen meine Muster seyn.

Mag doch auch ihre Schwachheit groß gewesen seyn; (denn[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
das beweisen ihre Thränen und ihre Furchtsamkeit) mögen sie sich
doch auch zu den Feinden Jesu wie Einer zu Tausend verhalten
haben: genug, sie waren keine Schwärmer, sie wiegelten niemand
auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Auferstehung, Him-
melfarth und Ausgiessung des heiligen Geistes, desto schneller.
Mittler zwischen Gott und mir! Jch stehe ohne Gefahr unter dei-
nem Kreuze, und brauche für dich fast nichts zu wagen, als mein
Herz. Wie undankbar müßte ich seyn, wenn ich dir dieses ver-
sagen, meinen Lüsten dienen und gräßlich sterben wolte! Nein,
dir lebe ich, dir sterbe ich; dein bin ich wachend und schlafend,
todt und lebendig!

Der

Der 23te Maͤrz.
Erloͤſers hinſtellte. Aber mein Heiland mußte auch ſein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ehrer zwiſchen Himmel und Erde haben. Da hieng a[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
fromme Schaͤcher, mit dem ſtaͤrkſten Glauben, den je ei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
beter Chriſti haben konte, und betete ſterbend denjenigen a[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
die Erde laͤſterte, und den der Himmel mit lauten Lobgeſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
verehrte. Er hatte eine richtige Erkentniß von Gottes H[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
keit und ſeinen eignen unwuͤrdigen Thaten. Vielen leichtſin[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Chriſten ſcheinet die Bekehrung dieſes Mannes ſehr leicht [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
eilig geſchehen zu ſeyn. Aber er konte wuͤrklich kein Frem[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
in Religionswahrheiten ſeyn. Und war ſein Chriſtenthum [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
aͤuſſerſt feurig? Er betete mitten unter der Marter, ſtrafte ſe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
gottloſen Mitgeſellen, und ließ ſich durch das Leiden Jeſu in[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nem Glauben an ihn nicht irre machen. Wie viele Gruͤnde mu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
er nicht dazu haben! Der roͤmiſche Hauptmann, welcher ſein [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
theil erſt faͤllte, nachdem er die ganze Leidensgeſchichte uͤberſeh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
konte; Joſeph von Arimathia, der eine Bitte an Pilatun th[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
welche ihn wenigſtens laͤcherlich, wo nicht ungluͤcklich mach[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
konte; und Nikodemus, welcher ſchon ſeit einigen Jahren e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
vernuͤnftiger Forſcher der Religion und ein heimlicher Verehre[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Jeſu war: alle dieſe Menſchen ſollen meine Muſter ſeyn.

Mag doch auch ihre Schwachheit groß geweſen ſeyn; (denn[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
das beweiſen ihre Thraͤnen und ihre Furchtſamkeit) moͤgen ſie ſich
doch auch zu den Feinden Jeſu wie Einer zu Tauſend verhalten
haben: genug, ſie waren keine Schwaͤrmer, ſie wiegelten niemand
auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Auferſtehung, Him-
melfarth und Ausgieſſung des heiligen Geiſtes, deſto ſchneller.
Mittler zwiſchen Gott und mir! Jch ſtehe ohne Gefahr unter dei-
nem Kreuze, und brauche fuͤr dich faſt nichts zu wagen, als mein
Herz. Wie undankbar muͤßte ich ſeyn, wenn ich dir dieſes ver-
ſagen, meinen Luͤſten dienen und graͤßlich ſterben wolte! Nein,
dir lebe ich, dir ſterbe ich; dein bin ich wachend und ſchlafend,
todt und lebendig!

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0209" n="172[202]"/><fw place="top" type="header">Der 23<hi rendition="#sup">te</hi> Ma&#x0364;rz.</fw><lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;ers hin&#x017F;tellte. Aber mein Heiland mußte auch &#x017F;ein<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
ehrer zwi&#x017F;chen Himmel und Erde haben. Da hieng a<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
fromme Scha&#x0364;cher, mit dem &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Glauben, den je ei<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
beter Chri&#x017F;ti haben konte, und betete &#x017F;terbend denjenigen a<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
die Erde la&#x0364;&#x017F;terte, und den der Himmel mit lauten Lobge&#x017F;<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
verehrte. Er hatte eine richtige Erkentniß von Gottes H<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
keit und &#x017F;einen eignen unwu&#x0364;rdigen Thaten. Vielen leicht&#x017F;in<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Chri&#x017F;ten &#x017F;cheinet die Bekehrung die&#x017F;es Mannes &#x017F;ehr leicht <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
eilig ge&#x017F;chehen zu &#x017F;eyn. Aber er konte wu&#x0364;rklich kein Frem<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
in Religionswahrheiten &#x017F;eyn. Und war &#x017F;ein Chri&#x017F;tenthum <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t feurig? Er betete mitten unter der Marter, &#x017F;trafte &#x017F;e<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
gottlo&#x017F;en Mitge&#x017F;ellen, und ließ &#x017F;ich durch das Leiden Je&#x017F;u in<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
nem Glauben an ihn nicht irre machen. Wie viele Gru&#x0364;nde mu<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
er nicht dazu haben! Der ro&#x0364;mi&#x017F;che Hauptmann, welcher &#x017F;ein <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
theil er&#x017F;t fa&#x0364;llte, nachdem er die ganze Leidensge&#x017F;chichte u&#x0364;ber&#x017F;eh<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
konte; Jo&#x017F;eph von Arimathia, der eine Bitte an Pilatun th<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
welche ihn wenig&#x017F;tens la&#x0364;cherlich, wo nicht unglu&#x0364;cklich mach<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
konte; und Nikodemus, welcher &#x017F;chon &#x017F;eit einigen Jahren e<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
vernu&#x0364;nftiger For&#x017F;cher der Religion und ein heimlicher Verehre<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
Je&#x017F;u war: alle die&#x017F;e Men&#x017F;chen &#x017F;ollen meine Mu&#x017F;ter &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Mag doch auch ihre Schwachheit groß gewe&#x017F;en &#x017F;eyn; (denn<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
das bewei&#x017F;en ihre Thra&#x0364;nen und ihre Furcht&#x017F;amkeit) mo&#x0364;gen &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
doch auch zu den Feinden Je&#x017F;u wie Einer zu Tau&#x017F;end verhalten<lb/>
haben: genug, &#x017F;ie waren keine Schwa&#x0364;rmer, &#x017F;ie wiegelten niemand<lb/>
auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Aufer&#x017F;tehung, Him-<lb/>
melfarth und Ausgie&#x017F;&#x017F;ung des heiligen Gei&#x017F;tes, de&#x017F;to &#x017F;chneller.<lb/>
Mittler zwi&#x017F;chen Gott und mir! Jch &#x017F;tehe ohne Gefahr unter dei-<lb/>
nem Kreuze, und brauche fu&#x0364;r dich fa&#x017F;t nichts zu wagen, als mein<lb/>
Herz. Wie undankbar mu&#x0364;ßte ich &#x017F;eyn, wenn ich dir die&#x017F;es ver-<lb/>
&#x017F;agen, meinen Lu&#x0364;&#x017F;ten dienen und gra&#x0364;ßlich &#x017F;terben wolte! Nein,<lb/>
dir lebe ich, dir &#x017F;terbe ich; dein bin ich wachend und &#x017F;chlafend,<lb/>
todt und lebendig!</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172[202]/0209] Der 23te Maͤrz. Erloͤſers hinſtellte. Aber mein Heiland mußte auch ſein_ ehrer zwiſchen Himmel und Erde haben. Da hieng a_ fromme Schaͤcher, mit dem ſtaͤrkſten Glauben, den je ei_ beter Chriſti haben konte, und betete ſterbend denjenigen a_ die Erde laͤſterte, und den der Himmel mit lauten Lobgeſ_ verehrte. Er hatte eine richtige Erkentniß von Gottes H_ keit und ſeinen eignen unwuͤrdigen Thaten. Vielen leichtſin_ Chriſten ſcheinet die Bekehrung dieſes Mannes ſehr leicht _ eilig geſchehen zu ſeyn. Aber er konte wuͤrklich kein Frem_ in Religionswahrheiten ſeyn. Und war ſein Chriſtenthum _ aͤuſſerſt feurig? Er betete mitten unter der Marter, ſtrafte ſe_ gottloſen Mitgeſellen, und ließ ſich durch das Leiden Jeſu in_ nem Glauben an ihn nicht irre machen. Wie viele Gruͤnde mu_ er nicht dazu haben! Der roͤmiſche Hauptmann, welcher ſein _ theil erſt faͤllte, nachdem er die ganze Leidensgeſchichte uͤberſeh_ konte; Joſeph von Arimathia, der eine Bitte an Pilatun th_ welche ihn wenigſtens laͤcherlich, wo nicht ungluͤcklich mach_ konte; und Nikodemus, welcher ſchon ſeit einigen Jahren e_ vernuͤnftiger Forſcher der Religion und ein heimlicher Verehre_ Jeſu war: alle dieſe Menſchen ſollen meine Muſter ſeyn. Mag doch auch ihre Schwachheit groß geweſen ſeyn; (denn_ das beweiſen ihre Thraͤnen und ihre Furchtſamkeit) moͤgen ſie ſich doch auch zu den Feinden Jeſu wie Einer zu Tauſend verhalten haben: genug, ſie waren keine Schwaͤrmer, ſie wiegelten niemand auf, und ihr Glaube wuchs doch, bei der Auferſtehung, Him- melfarth und Ausgieſſung des heiligen Geiſtes, deſto ſchneller. Mittler zwiſchen Gott und mir! Jch ſtehe ohne Gefahr unter dei- nem Kreuze, und brauche fuͤr dich faſt nichts zu wagen, als mein Herz. Wie undankbar muͤßte ich ſeyn, wenn ich dir dieſes ver- ſagen, meinen Luͤſten dienen und graͤßlich ſterben wolte! Nein, dir lebe ich, dir ſterbe ich; dein bin ich wachend und ſchlafend, todt und lebendig! Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/209
Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 172[202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/209>, abgerufen am 04.10.2024.