Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

als der Has und Unwille bestrafter und abgesezter Kirchendiener: Eudoxia unterstüzte Theophilum zur gemeinschaftligen Rache und gab Befehl, daß Johannes vor ihm erscheinen solte, da er zur Eiche bei Chalcedon mit neun und zwanzig Aegyptischen und sieben andern Bischöfen eine Versamlung anstellete; Johannes weigerte sich zuerscheinen, wen seine offenbaren und geschwornen Feinde nicht von der Versamlung ausgeschlossen würden; also ward er unverhöret verurtheilet, man schlos, daß er auch allein seines Stolzes wegen die Absezung verdiente: als Arkadius seine Absezung bestätiget und ihn verbannet hatte, brachte man ihn weg bei nächtliger Zeit: es wurde aber das Volk unruhig, destomehr, als ein starkes Erdbeben entstund; daher ward er nach einigen Tagen zurükgerufen und von dreißig Bischöfen eingehlet: er verlangte zu Entscheidung seiner Sache eine Kirchenversamlung, die er nicht sogleich erhalten konte: als aber der Eudoxia nahe bei der Sophienkirche eine (silberne und pophyrne) Bildseule gesezet ward; eiferte Johannes in einer Predigt wieder die eiteln Lustspiele so bei deren Errichtung dichte vor dem Eingang der Kirche gehalten worden und gebrauchte die Worte, Herodias tanzet und verlanget Johannis Kopf. Es ist leicht in der Art eines Verfarens einzelne Umstände zufinden, die man bei kaltem Bluie, nach langer Yberlegung, anders

als der Has und Unwille bestrafter und abgesezter Kirchendiener: Eudoxia unterstüzte Theophilum zur gemeinschaftligen Rache und gab Befehl, daß Johannes vor ihm erscheinen solte, da er zur Eiche bei Chalcedon mit neun und zwanzig Aegyptischen und sieben andern Bischöfen eine Versamlung anstellete; Johannes weigerte sich zuerscheinen, wen seine offenbaren und geschwornen Feinde nicht von der Versamlung ausgeschlossen würden; also ward er unverhöret verurtheilet, man schlos, daß er auch allein seines Stolzes wegen die Absezung verdiente: als Arkadius seine Absezung bestätiget und ihn verbannet hatte, brachte man ihn weg bei nächtliger Zeit: es wurde aber das Volk unruhig, destomehr, als ein starkes Erdbeben entstund; daher ward er nach einigen Tagen zurükgerufen und von dreißig Bischöfen eingehlet: er verlangte zu Entscheidung seiner Sache eine Kirchenversamlung, die er nicht sogleich erhalten konte: als aber der Eudoxia nahe bei der Sophienkirche eine (silberne und pophyrne) Bildseule gesezet ward; eiferte Johannes in einer Predigt wieder die eiteln Lustspiele so bei deren Errichtung dichte vor dem Eingang der Kirche gehalten worden und gebrauchte die Worte, Herodias tanzet und verlanget Johannis Kopf. Es ist leicht in der Art eines Verfarens einzelne Umstände zufinden, die man bei kaltem Bluie, nach langer Yberlegung, anders

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0115" n="103"/>
als der Has und Unwille bestrafter und                      abgesezter Kirchendiener: Eudoxia unterstüzte Theophilum zur gemeinschaftligen                      Rache und gab Befehl, daß Johannes vor ihm erscheinen solte, da er zur Eiche bei                      Chalcedon mit neun und zwanzig Aegyptischen und sieben andern Bischöfen eine                      Versamlung anstellete; Johannes weigerte sich zuerscheinen, wen seine offenbaren                      und geschwornen Feinde nicht von der Versamlung ausgeschlossen würden; also ward                      er unverhöret verurtheilet, man schlos, daß er auch allein seines Stolzes wegen                      die Absezung verdiente: als Arkadius seine Absezung bestätiget und ihn verbannet                      hatte, brachte man ihn weg bei nächtliger Zeit: es wurde aber das Volk unruhig,                      destomehr, als ein starkes Erdbeben entstund; daher ward er nach einigen Tagen                      zurükgerufen und von dreißig Bischöfen eingehlet: er verlangte zu                      Entscheidung seiner Sache eine Kirchenversamlung, die er nicht sogleich erhalten                      konte: als aber der Eudoxia nahe bei der Sophienkirche eine (silberne und                      pophyrne) Bildseule gesezet ward; eiferte Johannes in einer Predigt wieder die                      eiteln Lustspiele so bei deren Errichtung dichte vor dem Eingang der Kirche                      gehalten worden und gebrauchte die Worte, Herodias tanzet und verlanget Johannis                      Kopf. Es ist leicht in der Art eines Verfarens einzelne Umstände zufinden, die                      man bei kaltem Bluie, nach langer Yberlegung, anders
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0115] als der Has und Unwille bestrafter und abgesezter Kirchendiener: Eudoxia unterstüzte Theophilum zur gemeinschaftligen Rache und gab Befehl, daß Johannes vor ihm erscheinen solte, da er zur Eiche bei Chalcedon mit neun und zwanzig Aegyptischen und sieben andern Bischöfen eine Versamlung anstellete; Johannes weigerte sich zuerscheinen, wen seine offenbaren und geschwornen Feinde nicht von der Versamlung ausgeschlossen würden; also ward er unverhöret verurtheilet, man schlos, daß er auch allein seines Stolzes wegen die Absezung verdiente: als Arkadius seine Absezung bestätiget und ihn verbannet hatte, brachte man ihn weg bei nächtliger Zeit: es wurde aber das Volk unruhig, destomehr, als ein starkes Erdbeben entstund; daher ward er nach einigen Tagen zurükgerufen und von dreißig Bischöfen eingehlet: er verlangte zu Entscheidung seiner Sache eine Kirchenversamlung, die er nicht sogleich erhalten konte: als aber der Eudoxia nahe bei der Sophienkirche eine (silberne und pophyrne) Bildseule gesezet ward; eiferte Johannes in einer Predigt wieder die eiteln Lustspiele so bei deren Errichtung dichte vor dem Eingang der Kirche gehalten worden und gebrauchte die Worte, Herodias tanzet und verlanget Johannis Kopf. Es ist leicht in der Art eines Verfarens einzelne Umstände zufinden, die man bei kaltem Bluie, nach langer Yberlegung, anders

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/115
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/115>, abgerufen am 13.10.2024.