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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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jenen großen Tag Gottes, des Beherschers aller Dinge: Dis ist hiebet die Ermanung des Gesalbten 16, 15: Wiße! ich komme als ein Dieb; selig ist, welcher wachet und seine Kleider in Bereitschaft hält, daß er nicht blos wandelt und man seine Schande nicht siehet.

Die gute Sache der Unterthanen unumschrankter Fürsten.

Eine ganz unbegränzte Herschaft kömt Niemande als dem Ewigen zu. Die unumschränktesten Könige sind, wenigstens durch das Gesez der Natur, durch den lezten Zwek der Staaten, die gemeine Wohlfahrt und durch den Willen des Herrn der Könige, dem sie Rechenschaft geben müssen, eingeschränkt. Sie können nur insoferne über die Handlungen der Bürger gebieten, als es die Glükseligkeit des Staats erfordert. Alle blos wilkürlige Gewalt, deren sich die Despoten anmaßen, ist daher unvernünftig und widerrechtlich und verdienet eben sowenig den Namen einer Herschaft, als man denselben den gewaltsamen Bedrükkungen der Tyrannen beilegen wird. Da nun der unumschränkte Fürst leicht seine Pflicht und sogar seine Menschheit vergist, ein Despot ist und ein Tyran wird; so ists höchst nöthig, daß dem Fürsten auch äuserlig Schranken gesezet sein und man es nicht

jenen großen Tag Gottes, des Beherschers aller Dinge: Dis ist hiebet die Ermanung des Gesalbten 16, 15: Wiße! ich komme als ein Dieb; selig ist, welcher wachet und seine Kleider in Bereitschaft hält, daß er nicht blos wandelt und man seine Schande nicht siehet.

Die gute Sache der Unterthanen unumschrankter Fürsten.

Eine ganz unbegränzte Herschaft kömt Niemande als dem Ewigen zu. Die unumschränktesten Könige sind, wenigstens durch das Gesez der Natur, durch den lezten Zwek der Staaten, die gemeine Wohlfahrt und durch den Willen des Herrn der Könige, dem sie Rechenschaft geben müssen, eingeschränkt. Sie können nur insoferne über die Handlungen der Bürger gebieten, als es die Glükseligkeit des Staats erfordert. Alle blos wilkürlige Gewalt, deren sich die Despoten anmaßen, ist daher unvernünftig und widerrechtlich und verdienet eben sowenig den Namen einer Herschaft, als man denselben den gewaltsamen Bedrükkungen der Tyrannen beilegen wird. Da nun der unumschränkte Fürst leicht seine Pflicht und sogar seine Menschheit vergist, ein Despot ist und ein Tyran wird; so ists höchst nöthig, daß dem Fürsten auch äuserlig Schranken gesezet sein und man es nicht

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[903/0915] jenen großen Tag Gottes, des Beherschers aller Dinge: Dis ist hiebet die Ermanung des Gesalbten 16, 15: Wiße! ich komme als ein Dieb; selig ist, welcher wachet und seine Kleider in Bereitschaft hält, daß er nicht blos wandelt und man seine Schande nicht siehet. Die gute Sache der Unterthanen unumschrankter Fürsten. Eine ganz unbegränzte Herschaft kömt Niemande als dem Ewigen zu. Die unumschränktesten Könige sind, wenigstens durch das Gesez der Natur, durch den lezten Zwek der Staaten, die gemeine Wohlfahrt und durch den Willen des Herrn der Könige, dem sie Rechenschaft geben müssen, eingeschränkt. Sie können nur insoferne über die Handlungen der Bürger gebieten, als es die Glükseligkeit des Staats erfordert. Alle blos wilkürlige Gewalt, deren sich die Despoten anmaßen, ist daher unvernünftig und widerrechtlich und verdienet eben sowenig den Namen einer Herschaft, als man denselben den gewaltsamen Bedrükkungen der Tyrannen beilegen wird. Da nun der unumschränkte Fürst leicht seine Pflicht und sogar seine Menschheit vergist, ein Despot ist und ein Tyran wird; so ists höchst nöthig, daß dem Fürsten auch äuserlig Schranken gesezet sein und man es nicht

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/915>, abgerufen am 28.03.2024.