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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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3) Von Mangel an assimilationsfähiger Materie.
Ohne einen hinlänglichen Vorrath von dieser
findet bey einer mittlern Summe von äussern
Einwirkungen eben so wohl, als bey einem
Mangel, oder Uebermaass der letztern Krank-
heit statt.

Dagegen lässt sich nicht blosses Uebermaass an
assimilationsfähiger Materie ohne Uebermaass an
Reitzungen als eine Krankheitsursache betrachten,
indem jeder Assimilation, wie vorhin bemerkt ist,
Reitzungen vorhergehen müssen. Jene drey Krank-
heitsursachen würden sich übrigens auf zwey zu-
rückführen lassen, wenn die Erfahrung zeigte,
dass jede assimilationsfähige Materie das Reaktions-
vermögen des lebenden Organismus zur Thätigkeit
erweckt.

Ausser dieser Classe von Krankheitsursachen
giebt es aber noch eine dritte. Verschiedene For-
men des Lebens nehmlich sind nur dann möglich,
wenn es ausser den eigentlichen Reitzen noch an-
dere Potenzen giebt, die unmittelbar und ohne
durch die Lebenskraft vorher gebrochen zu seyn,
auf den lebenden Organismus einwirken, und wenn
diese Potenzen verschieden sind bey verschiedenen
Organismen. Die Einwirkung solcher Potenzen auf
den lebenden Körper aber kann blos in Decompo-
sitionen seiner Materie bestehen, und diese können
dreyerley Veränderungen nach sich ziehen: Exal-

tation
3) Von Mangel an assimilationsfähiger Materie.
Ohne einen hinlänglichen Vorrath von dieser
findet bey einer mittlern Summe von äussern
Einwirkungen eben so wohl, als bey einem
Mangel, oder Uebermaaſs der letztern Krank-
heit statt.

Dagegen läſst sich nicht bloſses Uebermaaſs an
assimilationsfähiger Materie ohne Uebermaaſs an
Reitzungen als eine Krankheitsursache betrachten,
indem jeder Assimilation, wie vorhin bemerkt ist,
Reitzungen vorhergehen müssen. Jene drey Krank-
heitsursachen würden sich übrigens auf zwey zu-
rückführen lassen, wenn die Erfahrung zeigte,
daſs jede assimilationsfähige Materie das Reaktions-
vermögen des lebenden Organismus zur Thätigkeit
erweckt.

Ausser dieser Classe von Krankheitsursachen
giebt es aber noch eine dritte. Verschiedene For-
men des Lebens nehmlich sind nur dann möglich,
wenn es ausser den eigentlichen Reitzen noch an-
dere Potenzen giebt, die unmittelbar und ohne
durch die Lebenskraft vorher gebrochen zu seyn,
auf den lebenden Organismus einwirken, und wenn
diese Potenzen verschieden sind bey verschiedenen
Organismen. Die Einwirkung solcher Potenzen auf
den lebenden Körper aber kann blos in Decompo-
sitionen seiner Materie bestehen, und diese können
dreyerley Veränderungen nach sich ziehen: Exal-

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[102/0122] 3) Von Mangel an assimilationsfähiger Materie. Ohne einen hinlänglichen Vorrath von dieser findet bey einer mittlern Summe von äussern Einwirkungen eben so wohl, als bey einem Mangel, oder Uebermaaſs der letztern Krank- heit statt. Dagegen läſst sich nicht bloſses Uebermaaſs an assimilationsfähiger Materie ohne Uebermaaſs an Reitzungen als eine Krankheitsursache betrachten, indem jeder Assimilation, wie vorhin bemerkt ist, Reitzungen vorhergehen müssen. Jene drey Krank- heitsursachen würden sich übrigens auf zwey zu- rückführen lassen, wenn die Erfahrung zeigte, daſs jede assimilationsfähige Materie das Reaktions- vermögen des lebenden Organismus zur Thätigkeit erweckt. Ausser dieser Classe von Krankheitsursachen giebt es aber noch eine dritte. Verschiedene For- men des Lebens nehmlich sind nur dann möglich, wenn es ausser den eigentlichen Reitzen noch an- dere Potenzen giebt, die unmittelbar und ohne durch die Lebenskraft vorher gebrochen zu seyn, auf den lebenden Organismus einwirken, und wenn diese Potenzen verschieden sind bey verschiedenen Organismen. Die Einwirkung solcher Potenzen auf den lebenden Körper aber kann blos in Decompo- sitionen seiner Materie bestehen, und diese können dreyerley Veränderungen nach sich ziehen: Exal- tation

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/122>, abgerufen am 25.04.2024.