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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Man kann überhaupt annehmen, dass sich die
Figur des Menschen in die eines jeden andern Säug-
thiers blos durch Verkürzung oder Verlängerung
einzelner Theile verwandeln lässt. So besteht der
Unterschied des Menschenschädels von denen der
übrigen Säugthiere grösstentheils nur darin, dass
diese mehr abgeplattet sind, und dass eine von der
Nasenwurzel zu den Enden der vordern Schneide-
zähne, oder zu der Gegend, wo diese Zähne beym
Menschen sitzen, gezogene Linie, welche beym
Menschen auf der Ebene, worin sich die untern
Enden der Zähne des Oberkiefers befinden, fast
senkrecht steht, bey den übrigen Säugthieren mit
dieser Fläche einen mehr oder weniger schiefen
Winkel macht; am wenigsten beym Elephanten
und Orang-Utang, am meisten beym Hirsche, Del-
phin und Ameisenbären, bey welchem letztern jene
Linie mit dieser Ebene fast zusammenfällt.

Nimmt man das Cervical-Ligament und den
Schwanz aus, so giebt es auch keinen Theil, den
die übrigen Säugthiere zusammen vor dem Men-
schen voraus hätten. Einzelne unter ihnen haben
indess freylich Theile, die der Mensch nicht hat,
der Ochse, die Antilope u. s. w. Hörner, der Ele-
phant einen Rüssel, der Bieber, das Ziebetthier,
das Nabelschwein u. s. w. eigene Behälter am Af-
ter, Nabel u. s. w.

Die-
M 5

Man kann überhaupt annehmen, daſs sich die
Figur des Menschen in die eines jeden andern Säug-
thiers blos durch Verkürzung oder Verlängerung
einzelner Theile verwandeln läſst. So besteht der
Unterschied des Menschenschädels von denen der
übrigen Säugthiere gröſstentheils nur darin, daſs
diese mehr abgeplattet sind, und daſs eine von der
Nasenwurzel zu den Enden der vordern Schneide-
zähne, oder zu der Gegend, wo diese Zähne beym
Menschen sitzen, gezogene Linie, welche beym
Menschen auf der Ebene, worin sich die untern
Enden der Zähne des Oberkiefers befinden, fast
senkrecht steht, bey den übrigen Säugthieren mit
dieser Fläche einen mehr oder weniger schiefen
Winkel macht; am wenigsten beym Elephanten
und Orang-Utang, am meisten beym Hirsche, Del-
phin und Ameisenbären, bey welchem letztern jene
Linie mit dieser Ebene fast zusammenfällt.

Nimmt man das Cervical-Ligament und den
Schwanz aus, so giebt es auch keinen Theil, den
die übrigen Säugthiere zusammen vor dem Men-
schen voraus hätten. Einzelne unter ihnen haben
indeſs freylich Theile, die der Mensch nicht hat,
der Ochse, die Antilope u. s. w. Hörner, der Ele-
phant einen Rüssel, der Bieber, das Ziebetthier,
das Nabelschwein u. s. w. eigene Behälter am Af-
ter, Nabel u. s. w.

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[185/0205] Man kann überhaupt annehmen, daſs sich die Figur des Menschen in die eines jeden andern Säug- thiers blos durch Verkürzung oder Verlängerung einzelner Theile verwandeln läſst. So besteht der Unterschied des Menschenschädels von denen der übrigen Säugthiere gröſstentheils nur darin, daſs diese mehr abgeplattet sind, und daſs eine von der Nasenwurzel zu den Enden der vordern Schneide- zähne, oder zu der Gegend, wo diese Zähne beym Menschen sitzen, gezogene Linie, welche beym Menschen auf der Ebene, worin sich die untern Enden der Zähne des Oberkiefers befinden, fast senkrecht steht, bey den übrigen Säugthieren mit dieser Fläche einen mehr oder weniger schiefen Winkel macht; am wenigsten beym Elephanten und Orang-Utang, am meisten beym Hirsche, Del- phin und Ameisenbären, bey welchem letztern jene Linie mit dieser Ebene fast zusammenfällt. Nimmt man das Cervical-Ligament und den Schwanz aus, so giebt es auch keinen Theil, den die übrigen Säugthiere zusammen vor dem Men- schen voraus hätten. Einzelne unter ihnen haben indeſs freylich Theile, die der Mensch nicht hat, der Ochse, die Antilope u. s. w. Hörner, der Ele- phant einen Rüssel, der Bieber, das Ziebetthier, das Nabelschwein u. s. w. eigene Behälter am Af- ter, Nabel u. s. w. Die- M 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/205>, abgerufen am 29.03.2024.