Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

den Venen der höhern Thierclassen ähnlich zu seyn
scheinen. Aber es giebt hier kein wahres Herz,
und der Umlauf der Säfte scheint von dem der er-
wähnten Thierclassen sehr verschieden zu seyn.

Das Nervensystem hat sich bey allen Würmern,
wo es bis jetzt gefunden ist, immer als ein einfa-
cher Markstrang gezeigt, der vom Kopfe nach dem
Schwanze längs dem Bauche hinläuft, und in Zwi-
schenräumen Nerven in strahlenförmiger Gestalt
aussendet. Noch bey keinem dieser Thiere hat sich
ein Gebirn gefunden, und bey den meisten trifft
man auch nicht einmal Ganglien an. Nur das Rü-
ckenmark der Aphroditen und Blutigel hat an den
Stellen, wo die Nerven aus demselben entspringen,
geringe Anschwellungen. Auch scheint keines die-
ser Thiere Augen zu haben (v). Fühlfäden sind

ver-
nehm-
(v) Zwar finden sich bey mehrern dieser Thiere an der
Stirne schwarze Punkte, die von manchen Naturfor-
schern, unter andern von O. F. Müller, für Augen
angenommen sind. Aber eben dieser Schriftsteller
traf eine gezüngelte Naide (Nais proboscidea) an,
der diese Augen fehlten, und bey der bunten Nereide
(Nereis versicolor) fand er dieselben nur an jüngern
und kleinern Exemplaren; bey grössern und ältern
schien sich oft eine geschwollene Haut über die Au-
gen gelegt zu haben (Müller von Würmern des
süssen und salzichten Wassers. S. 24, 122). Dem
I. Bd. Bb

den Venen der höhern Thierclassen ähnlich zu seyn
scheinen. Aber es giebt hier kein wahres Herz,
und der Umlauf der Säfte scheint von dem der er-
wähnten Thierclassen sehr verschieden zu seyn.

Das Nervensystem hat sich bey allen Würmern,
wo es bis jetzt gefunden ist, immer als ein einfa-
cher Markstrang gezeigt, der vom Kopfe nach dem
Schwanze längs dem Bauche hinläuft, und in Zwi-
schenräumen Nerven in strahlenförmiger Gestalt
aussendet. Noch bey keinem dieser Thiere hat sich
ein Gebirn gefunden, und bey den meisten trifft
man auch nicht einmal Ganglien an. Nur das Rü-
ckenmark der Aphroditen und Blutigel hat an den
Stellen, wo die Nerven aus demselben entspringen,
geringe Anschwellungen. Auch scheint keines die-
ser Thiere Augen zu haben (v). Fühlfäden sind

ver-
nehm-
(v) Zwar finden sich bey mehrern dieser Thiere an der
Stirne schwarze Punkte, die von manchen Naturfor-
schern, unter andern von O. F. Müller, für Augen
angenommen sind. Aber eben dieser Schriftsteller
traf eine gezüngelte Naide (Nais proboscidea) an,
der diese Augen fehlten, und bey der bunten Nereide
(Nereis versicolor) fand er dieselben nur an jüngern
und kleinern Exemplaren; bey gröſsern und ältern
schien sich oft eine geschwollene Haut über die Au-
gen gelegt zu haben (Müller von Würmern des
süſsen und salzichten Wassers. S. 24, 122). Dem
I. Bd. Bb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0405" n="385"/>
den Venen der höhern Thierclassen ähnlich zu seyn<lb/>
scheinen. Aber es giebt hier kein wahres Herz,<lb/>
und der Umlauf der Säfte scheint von dem der er-<lb/>
wähnten Thierclassen sehr verschieden zu seyn.</p><lb/>
              <p>Das Nervensystem hat sich bey allen Würmern,<lb/>
wo es bis jetzt gefunden ist, immer als ein einfa-<lb/>
cher Markstrang gezeigt, der vom Kopfe nach dem<lb/>
Schwanze längs dem Bauche hinläuft, und in Zwi-<lb/>
schenräumen Nerven in strahlenförmiger Gestalt<lb/>
aussendet. Noch bey keinem dieser Thiere hat sich<lb/>
ein Gebirn gefunden, und bey den meisten trifft<lb/>
man auch nicht einmal Ganglien an. Nur das Rü-<lb/>
ckenmark der Aphroditen und Blutigel hat an den<lb/>
Stellen, wo die Nerven aus demselben entspringen,<lb/>
geringe Anschwellungen. Auch scheint keines die-<lb/>
ser Thiere Augen zu haben <note xml:id="seg2pn_10_1" next="#seg2pn_10_2" place="foot" n="(v)">Zwar finden sich bey mehrern dieser Thiere an der<lb/>
Stirne schwarze Punkte, die von manchen Naturfor-<lb/>
schern, unter andern von O. F. <hi rendition="#k">Müller</hi>, für Augen<lb/>
angenommen sind. Aber eben dieser Schriftsteller<lb/>
traf eine gezüngelte Naide (Nais proboscidea) an,<lb/>
der diese Augen fehlten, und bey der bunten Nereide<lb/>
(Nereis versicolor) fand er dieselben nur an jüngern<lb/>
und kleinern Exemplaren; bey grö&#x017F;sern und ältern<lb/>
schien sich oft eine geschwollene Haut über die Au-<lb/>
gen gelegt zu haben (<hi rendition="#k">Müller</hi> von Würmern des<lb/>&#x017F;sen und salzichten Wassers. S. 24, 122). Dem</note>. Fühlfäden sind<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">I. Bd.</hi><hi rendition="#g">Bb</hi></fw><fw place="bottom" type="catch">nehm-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0405] den Venen der höhern Thierclassen ähnlich zu seyn scheinen. Aber es giebt hier kein wahres Herz, und der Umlauf der Säfte scheint von dem der er- wähnten Thierclassen sehr verschieden zu seyn. Das Nervensystem hat sich bey allen Würmern, wo es bis jetzt gefunden ist, immer als ein einfa- cher Markstrang gezeigt, der vom Kopfe nach dem Schwanze längs dem Bauche hinläuft, und in Zwi- schenräumen Nerven in strahlenförmiger Gestalt aussendet. Noch bey keinem dieser Thiere hat sich ein Gebirn gefunden, und bey den meisten trifft man auch nicht einmal Ganglien an. Nur das Rü- ckenmark der Aphroditen und Blutigel hat an den Stellen, wo die Nerven aus demselben entspringen, geringe Anschwellungen. Auch scheint keines die- ser Thiere Augen zu haben (v). Fühlfäden sind ver- nehm- (v) Zwar finden sich bey mehrern dieser Thiere an der Stirne schwarze Punkte, die von manchen Naturfor- schern, unter andern von O. F. Müller, für Augen angenommen sind. Aber eben dieser Schriftsteller traf eine gezüngelte Naide (Nais proboscidea) an, der diese Augen fehlten, und bey der bunten Nereide (Nereis versicolor) fand er dieselben nur an jüngern und kleinern Exemplaren; bey gröſsern und ältern schien sich oft eine geschwollene Haut über die Au- gen gelegt zu haben (Müller von Würmern des süſsen und salzichten Wassers. S. 24, 122). Dem I. Bd. Bb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/405
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/405>, abgerufen am 19.04.2024.