Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Freyen schlangenweise bewegen, und zum Theil
auf den Schwamm zurückfallen. Fing er diese
schlangenförmigen Fasern auf einer Glasscheibe auf,
so erschienen sie anfangs als steife Stäbe, bald
nachher aber bildeten sie ein Gespinnst, welches
unter dem Suchglase der feinsten Baumwolle nicht
unähnlich sahe, und von langen, unterbrochenen,
soliden, an einigen Stellen etwas gerunzelten Fä-
den, die sich in allen möglichen Richtungen durch-
kreutzten, gebildet wurde. Müller glaubte, dass
eine Menge Fasern, wenn sie sich in verschiedenen
Punkten berührten, vielleicht einen langen Faden
auszumachen fähig wären, und dass ihre Vereini-
gungspunkte, wegen der Feinheit der Theile, un-
sichtbar blieben. Aber das Vergrösserungsglas wi-
derlegte diese Vermuthung, und zeigte, so unbe-
greiflich es auch scheinet, dass aus kurzen Fasern
lange, in einander verwickelte, und selten unter-
brochene Fäden entstanden wären (w).

Eine ähnliche Erscheinung beobachtete Müller
an seinem spatelförmigen und schlangenförmigen
Keulenschwamme. Aus der Keule des erstern
staubten kleine weissliche Punkte schaarenweise her-
vor, die unter dem Vergrösserungsglase wie die
aufgefangenen Fasern des rothen Keulenschwamms
aussahen (x). Aus der Oberfläche des schlangen-

för-
(w) Beschäftig. der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde.
B. 1. S. 159.
(x) Ebendas. S. 164. Flor. Dan. Tab. 658.

Freyen schlangenweise bewegen, und zum Theil
auf den Schwamm zurückfallen. Fing er diese
schlangenförmigen Fasern auf einer Glasscheibe auf,
so erschienen sie anfangs als steife Stäbe, bald
nachher aber bildeten sie ein Gespinnst, welches
unter dem Suchglase der feinsten Baumwolle nicht
unähnlich sahe, und von langen, unterbrochenen,
soliden, an einigen Stellen etwas gerunzelten Fä-
den, die sich in allen möglichen Richtungen durch-
kreutzten, gebildet wurde. Müller glaubte, daſs
eine Menge Fasern, wenn sie sich in verschiedenen
Punkten berührten, vielleicht einen langen Faden
auszumachen fähig wären, und daſs ihre Vereini-
gungspunkte, wegen der Feinheit der Theile, un-
sichtbar blieben. Aber das Vergröſserungsglas wi-
derlegte diese Vermuthung, und zeigte, so unbe-
greiflich es auch scheinet, daſs aus kurzen Fasern
lange, in einander verwickelte, und selten unter-
brochene Fäden entstanden wären (w).

Eine ähnliche Erscheinung beobachtete Müller
an seinem spatelförmigen und schlangenförmigen
Keulenschwamme. Aus der Keule des erstern
staubten kleine weiſsliche Punkte schaarenweise her-
vor, die unter dem Vergröſserungsglase wie die
aufgefangenen Fasern des rothen Keulenschwamms
aussahen (x). Aus der Oberfläche des schlangen-

för-
(w) Beschäftig. der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde.
B. 1. S. 159.
(x) Ebendas. S. 164. Flor. Dan. Tab. 658.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0407" n="397"/>
Freyen schlangenweise bewegen, und zum Theil<lb/>
auf den Schwamm zurückfallen. Fing er diese<lb/>
schlangenförmigen Fasern auf einer Glasscheibe auf,<lb/>
so erschienen sie anfangs als steife Stäbe, bald<lb/>
nachher aber bildeten sie ein Gespinnst, welches<lb/>
unter dem Suchglase der feinsten Baumwolle nicht<lb/>
unähnlich sahe, und von langen, unterbrochenen,<lb/>
soliden, an einigen Stellen etwas gerunzelten Fä-<lb/>
den, die sich in allen möglichen Richtungen durch-<lb/>
kreutzten, gebildet wurde. <hi rendition="#k">Müller</hi> glaubte, da&#x017F;s<lb/>
eine Menge Fasern, wenn sie sich in verschiedenen<lb/>
Punkten berührten, vielleicht einen langen Faden<lb/>
auszumachen fähig wären, und da&#x017F;s ihre Vereini-<lb/>
gungspunkte, wegen der Feinheit der Theile, un-<lb/>
sichtbar blieben. Aber das Vergrö&#x017F;serungsglas wi-<lb/>
derlegte diese Vermuthung, und zeigte, so unbe-<lb/>
greiflich es auch scheinet, da&#x017F;s aus kurzen Fasern<lb/>
lange, in einander verwickelte, und selten unter-<lb/>
brochene Fäden entstanden wären <note place="foot" n="(w)">Beschäftig. der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde.<lb/>
B. 1. S. 159.</note>.</p><lb/>
                <p>Eine ähnliche Erscheinung beobachtete <hi rendition="#k">Müller</hi><lb/>
an seinem spatelförmigen und schlangenförmigen<lb/>
Keulenschwamme. Aus der Keule des erstern<lb/>
staubten kleine wei&#x017F;sliche Punkte schaarenweise her-<lb/>
vor, die unter dem Vergrö&#x017F;serungsglase wie die<lb/>
aufgefangenen Fasern des rothen Keulenschwamms<lb/>
aussahen <note place="foot" n="(x)">Ebendas. S. 164. Flor. Dan. Tab. 658.</note>. Aus der Oberfläche des schlangen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">för-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0407] Freyen schlangenweise bewegen, und zum Theil auf den Schwamm zurückfallen. Fing er diese schlangenförmigen Fasern auf einer Glasscheibe auf, so erschienen sie anfangs als steife Stäbe, bald nachher aber bildeten sie ein Gespinnst, welches unter dem Suchglase der feinsten Baumwolle nicht unähnlich sahe, und von langen, unterbrochenen, soliden, an einigen Stellen etwas gerunzelten Fä- den, die sich in allen möglichen Richtungen durch- kreutzten, gebildet wurde. Müller glaubte, daſs eine Menge Fasern, wenn sie sich in verschiedenen Punkten berührten, vielleicht einen langen Faden auszumachen fähig wären, und daſs ihre Vereini- gungspunkte, wegen der Feinheit der Theile, un- sichtbar blieben. Aber das Vergröſserungsglas wi- derlegte diese Vermuthung, und zeigte, so unbe- greiflich es auch scheinet, daſs aus kurzen Fasern lange, in einander verwickelte, und selten unter- brochene Fäden entstanden wären (w). Eine ähnliche Erscheinung beobachtete Müller an seinem spatelförmigen und schlangenförmigen Keulenschwamme. Aus der Keule des erstern staubten kleine weiſsliche Punkte schaarenweise her- vor, die unter dem Vergröſserungsglase wie die aufgefangenen Fasern des rothen Keulenschwamms aussahen (x). Aus der Oberfläche des schlangen- för- (w) Beschäftig. der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde. B. 1. S. 159. (x) Ebendas. S. 164. Flor. Dan. Tab. 658.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/407
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/407>, abgerufen am 25.04.2024.