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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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nieri wieder eingeschränkt, und der Wahrheit den
Sieg vorbereitet zu haben. Keiner von ihnen sahe
aber den Reichthum ihrer Lehre an den wichtig-
sten Folgerungen für die ganze Biologie gehörig
ein. Beyde, doch Buffon mehr als Needham,
baueten auf ihr neben manchen richtigen Sätzen
auch viele andere, die mit ausgemachten Wahrhei-
ten in Widerspruch standen, und nicht dazu ge-
eignet waren, ihren Systemen allgemeinen Beyfall
zu verschaffen.

Nach Buffon (z) giebt es in der Natur eine
dem Thier- und Pflanzenreiche gemeinschaftliche,
stets wirksame, unveränderliche, und unzerstör-
bare Materie, die allem, was lebt und wächst,
zur Nahrung und Entwickelung dienet.

Wie wir Formen machen können, wodurch
das Aeussere der Körper eine beliebige Gestalt er-
hält, so hat die Natur innerliche Formen, ver-
mittelst welcher sie nicht nur die äusserliche Ge-
stalt, sondern auch die innerliche Beschaffenheit
der Körper zu bilden vermögend ist.

Jedes Thier und jeder seiner Theile ist eine sol-
che innerliche Form, in welcher jene Materie, die
ihm zum Wachsthume dienet, verähnlicht wird.
Die Gestalt dieser innerlichen Form ist unveränder-
lich, die Masse und Grösse derselben aber nimmt

in
(z) Hist. nat. T. II.

nieri wieder eingeschränkt, und der Wahrheit den
Sieg vorbereitet zu haben. Keiner von ihnen sahe
aber den Reichthum ihrer Lehre an den wichtig-
sten Folgerungen für die ganze Biologie gehörig
ein. Beyde, doch Buffon mehr als Needham,
baueten auf ihr neben manchen richtigen Sätzen
auch viele andere, die mit ausgemachten Wahrhei-
ten in Widerspruch standen, und nicht dazu ge-
eignet waren, ihren Systemen allgemeinen Beyfall
zu verschaffen.

Nach Buffon (z) giebt es in der Natur eine
dem Thier- und Pflanzenreiche gemeinschaftliche,
stets wirksame, unveränderliche, und unzerstör-
bare Materie, die allem, was lebt und wächst,
zur Nahrung und Entwickelung dienet.

Wie wir Formen machen können, wodurch
das Aeussere der Körper eine beliebige Gestalt er-
hält, so hat die Natur innerliche Formen, ver-
mittelst welcher sie nicht nur die äusserliche Ge-
stalt, sondern auch die innerliche Beschaffenheit
der Körper zu bilden vermögend ist.

Jedes Thier und jeder seiner Theile ist eine sol-
che innerliche Form, in welcher jene Materie, die
ihm zum Wachsthume dienet, verähnlicht wird.
Die Gestalt dieser innerlichen Form ist unveränder-
lich, die Masse und Gröſse derselben aber nimmt

in
(z) Hist. nat. T. II.
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[399/0409] nieri wieder eingeschränkt, und der Wahrheit den Sieg vorbereitet zu haben. Keiner von ihnen sahe aber den Reichthum ihrer Lehre an den wichtig- sten Folgerungen für die ganze Biologie gehörig ein. Beyde, doch Buffon mehr als Needham, baueten auf ihr neben manchen richtigen Sätzen auch viele andere, die mit ausgemachten Wahrhei- ten in Widerspruch standen, und nicht dazu ge- eignet waren, ihren Systemen allgemeinen Beyfall zu verschaffen. Nach Buffon (z) giebt es in der Natur eine dem Thier- und Pflanzenreiche gemeinschaftliche, stets wirksame, unveränderliche, und unzerstör- bare Materie, die allem, was lebt und wächst, zur Nahrung und Entwickelung dienet. Wie wir Formen machen können, wodurch das Aeussere der Körper eine beliebige Gestalt er- hält, so hat die Natur innerliche Formen, ver- mittelst welcher sie nicht nur die äusserliche Ge- stalt, sondern auch die innerliche Beschaffenheit der Körper zu bilden vermögend ist. Jedes Thier und jeder seiner Theile ist eine sol- che innerliche Form, in welcher jene Materie, die ihm zum Wachsthume dienet, verähnlicht wird. Die Gestalt dieser innerlichen Form ist unveränder- lich, die Masse und Gröſse derselben aber nimmt in (z) Hist. nat. T. II.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/409>, abgerufen am 18.04.2024.