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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erhalten,
wenn sich beweisen liesse, dass Wasser und ath-
mosphärische Luft zur Erhaltung des Lebens über-
haupt und zur Bildung derer Grundstoffe, die sich
in der Materie der lebenden Körper finden, hin-
reichen; dass es lebende Organismen giebt, die
jene übrigen materiellen Stoffe gar nicht in ihre
Substanz aufnehmen, so nothwendig ihnen diesel-
ben auch zu ihrer Fortdauer sind; endlich dass der
formelle Einfluss jener Stoffe ungleich wichtiger
ist, als ihr materieller Beytrag zur Vegetation
seyn kann.

Sehr wichtige Erfahrungen sprechen für diese
Sätze. Es ist erstens keinen Zweifeln unterworfen,
dass der vegetabilische Organismus sich blos mit
Wasser und athmosphärischer Luft ernähren kann,
und dass sich blos hieraus alle die Stoffe, die man
bey der chemischen Analyse desselben erhält, in
ihm erzeugen. Hofmann setzte Zweige der Men-
tha crispa in destillirtes Wasser, und fand, dass so-
wohl ihr Gewicht, als die Menge ihres Kohlenstoffs
darin zunahm (c). De la Metherie zog aus der
Asche verbrannter Saamen vermittelst eines Magnets
das Eisen heraus. Einen andern Theil derselben
liess er in Wasser aufkeimen, und erhielt aus der
Asche dieser Pflanzen mehr metallische Theile und

Er-
(c) Gren's Journal der Physik. B. 3. 1791. S. 10.
Hh 2

einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erhalten,
wenn sich beweisen liesse, daſs Wasser und ath-
mosphärische Luft zur Erhaltung des Lebens über-
haupt und zur Bildung derer Grundstoffe, die sich
in der Materie der lebenden Körper finden, hin-
reichen; daſs es lebende Organismen giebt, die
jene übrigen materiellen Stoffe gar nicht in ihre
Substanz aufnehmen, so nothwendig ihnen diesel-
ben auch zu ihrer Fortdauer sind; endlich daſs der
formelle Einfluſs jener Stoffe ungleich wichtiger
ist, als ihr materieller Beytrag zur Vegetation
seyn kann.

Sehr wichtige Erfahrungen sprechen für diese
Sätze. Es ist erstens keinen Zweifeln unterworfen,
daſs der vegetabilische Organismus sich blos mit
Wasser und athmosphärischer Luft ernähren kann,
und daſs sich blos hieraus alle die Stoffe, die man
bey der chemischen Analyse desselben erhält, in
ihm erzeugen. Hofmann setzte Zweige der Men-
tha crispa in destillirtes Wasser, und fand, daſs so-
wohl ihr Gewicht, als die Menge ihres Kohlenstoffs
darin zunahm (c). De la Metherie zog aus der
Asche verbrannter Saamen vermittelst eines Magnets
das Eisen heraus. Einen andern Theil derselben
lieſs er in Wasser aufkeimen, und erhielt aus der
Asche dieser Pflanzen mehr metallische Theile und

Er-
(c) Gren’s Journal der Physik. B. 3. 1791. S. 10.
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[483/0493] einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erhalten, wenn sich beweisen liesse, daſs Wasser und ath- mosphärische Luft zur Erhaltung des Lebens über- haupt und zur Bildung derer Grundstoffe, die sich in der Materie der lebenden Körper finden, hin- reichen; daſs es lebende Organismen giebt, die jene übrigen materiellen Stoffe gar nicht in ihre Substanz aufnehmen, so nothwendig ihnen diesel- ben auch zu ihrer Fortdauer sind; endlich daſs der formelle Einfluſs jener Stoffe ungleich wichtiger ist, als ihr materieller Beytrag zur Vegetation seyn kann. Sehr wichtige Erfahrungen sprechen für diese Sätze. Es ist erstens keinen Zweifeln unterworfen, daſs der vegetabilische Organismus sich blos mit Wasser und athmosphärischer Luft ernähren kann, und daſs sich blos hieraus alle die Stoffe, die man bey der chemischen Analyse desselben erhält, in ihm erzeugen. Hofmann setzte Zweige der Men- tha crispa in destillirtes Wasser, und fand, daſs so- wohl ihr Gewicht, als die Menge ihres Kohlenstoffs darin zunahm (c). De la Metherie zog aus der Asche verbrannter Saamen vermittelst eines Magnets das Eisen heraus. Einen andern Theil derselben lieſs er in Wasser aufkeimen, und erhielt aus der Asche dieser Pflanzen mehr metallische Theile und Er- (c) Gren’s Journal der Physik. B. 3. 1791. S. 10. Hh 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/493>, abgerufen am 29.03.2024.